Oberliga Hamburg
Youngster trumpft auf: Niendorf dreht doppelten HSV-Rückstand
Der Niendorfer TSV hat nach dem Sieg beim Hamburger SV III die Meisterrunde scharf im Blick. Vor 104 Zuschauern gewannen die Sachsenwegler in einem wilden Spiel mit 6:3 gegen die Rothosen. Für den HSV ist es bereits das zweite Oberliga-Spiel in Folge mit sechs Gegentoren.
„Es ist eine junge Mannschaft und man muss den Jungen auch mal zugestehen, dass sie zwischendurch mal nicht da sind. Aber gefühlt 45 Minuten lang keine Gegenwehr zu leisten und den Gegner alles machen zu lassen, da sind wir nicht ins Spiel gekommen“, ärgerte sich Niendorf-Coach Ali Farhadi trotz des 6:3-Sieges gegen den HSV III nach der Begegnung. Schließlich hatte seine Mannschaft die Begegnung an der Paul-Hauenschild-Sportanlage, anders als es das Ergebnis vermuten lässt, lange nicht so deutlich dominiert, wie es am Ende auf der Anzeigetafel stand. Denn den besseren Start erwischte eindeutig der HSV. Gerade einmal elf Minuten benötigten die Hausherren für den ersten Treffer im Spiel. Der Ball wurde rechts raus zu Abd El Aal Ali gelegt, der die Pille wiederum von außen scharf an die Kante des Fünfmeterraums brachte. Dort rauschte Dominik Jordan heran und drückte den Ball über die Linie (11.). Eine Führung, die allerdings gerade einmal 120 Sekunden Bestand hatte. Denn: Quasi im Gegenzug erzielte Niendorf den Ausgleich. Youngster Leandro Casale kam aus 15 Metern zentraler Position zum Abschluss und hämmerte den Ball rechts unten in die Ecke (13.). Der NTSV hatte nun Blut geleckt und setzte sogar noch einen drauf. Nachdem der erste Abschluss geblockt wurde, landet der Ball auf dem Schlappen von Martin Fedai, der aus rund 20 Metern einfach abzog. Der Schuss segelte rechts oben in den Knick (16.). Innerhalb von 180 Sekunden hatte Niendorf das Spiel gedreht und die 104 Zuschauer in Norderstedt hatten nach gerade einmal etwas mehr als einer Viertelstunde bereits drei Treffer gesehen.
HSV III geht erneut in Führung – Niendorf dreht die Begegnung
Allerdings sollte auch die Niendorf-Führung nicht lange Bestand haben. Knappe zehn Minuten nach der Führung glichen die Rothosen erneut aus. Levin Erik wurde im NTSV-Strafraum gefoult und bekommt von Schiri Marco Kulawiak einen Elfmeter zugesprochen. Theodoros Ganitis nahm sich der Sache an und vollstreckte eiskalt unten rechts (23.). Nun hatte der HSV den Vorteil des Treffers wieder auf der Habenseite und ging vor dem Pausentee erneut in Front. Diesmal steckte Dominik Jordan den Ball durch. Sepehr Nikroo nahm das Leder mit in die Box und schloss dann mit links in das kurze Eck ab (35.). Quasi mit dem Pausenpfiff hatte Niendorf in Person von Martin Fedai, Leandro Casale und Theo Behrmann dann sogar noch die Dreifach-Chance auf den Ausgleich, konnte den Ball aber nicht über die Linie bugsieren (45.+1). Das machten die Farhadi-Schüler dann kurz nach der Pause. Torben Wacker spielte am eigenen Strafraum einen schlimmen Fehlpass direkt in die Füße von Casale, der Amir Ahmadi bediente und dieser schob aus abseitsverdächtiger Position ein (51.). Und nachdem Referee Kulawiak beiden Teams zwei recht klare Elfmeter (57., 61) Elfmeter verweigerte, drehten die Sachsenwegler erneut den Spielstand. Daniel Brückner flankte von rechts in die Mitte, der Ball wurde an die Strafraumkante abgewehrt und dort wartete der eingewechselte Lennart Merkle, der bewusst unten links einschob (83.). Der HSV war geschlagen und in den Schlussminuten setzen Brückner selbst (85.) und der ebenfalls eingewechselte Ante Kutschke (90.+1) noch zwei weitere Buden drauf. Und so blieb es am Ende zwar bei dem verdienten Sieg der Niendorfer, der den einen oder anderen Treffer zu viel ausgefallen sein mag.
Farhadi-Lob für Youngster Casale – Rabenhorst spricht Klartext
„Wir machen zwei geile Tore, sind aber nicht in der Lage damit etwas aufzubauen, was stabil ist. In der Halbzeit haben wir es dann angesprochen und die Jungs haben nun wohl verstanden, dass es nicht so larifari geht. Wir haben schon in Rugenbergen Mist gebaut“, mahnte NTSV-Coach Ali Farhadi trotz des Ergebnisses auch nach Abpfiff weiter, ergänzte aber auch: „Die Wechsel haben heute gut geklappt und wir sind auf einem guten Weg, auch wenn Rugenbergen weh getan hat. Wir müssen uns nun so ein bisschen oben rein fressen, weil alle in die Meisterrunde wollen.“ Ein Sonderlob erhielt dabei Leonadro Casale, der einen starken Auftritt hinlegte. „Er fällt im Spiel allein schon durch seine Haare auf“, scherzte Farhadi und ergänzte: „Ich kenne seinen Vater sehr lange und sehr gut. Er hatte mich angerufen, ob er im Sommer mal mitttrainieren kann. Ich habe dann gesagt, dass ich ihn ganz nehmen. Wir wollen ihn nun zum Herren-Fußballer machen. Es steckt noch viel Jugend in ihm, aber er kommt langsam und ich hoffe, dass er diesen Weg weitergeht. Für die muss es nicht das Ziel sein, für immer in Niendorf zu spielen, auch wenn ich mich darüber freuen würde. Er ist auf einem guten Weg.“ Auf der Gegenseite hingegen macht sich nach dem dritten Spiel in der Folge mit vielen Gegentoren Frust breit.
„Es war von Minute eins bis 90 total fahrig und man konnte nicht erkennen, was wir heute vorhatten. Wir haben zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Das Problem ist, dass wir einfach nicht gemeinschaftlich voran gehen oder verteidigen. Wir müssen jetzt mit der Situation leben und ich will auch keinen an den Pranger stellen. Aber in drei Wochen kommt Rugenbergen zu uns und da müssen wir wieder in die Spur zurückfinden. Ich hoffe das wir da anknüpfen, wo wir vor vier, fünf Wochen aufgehört haben“, machte Marcus Rabenhorst seinen Unmut deutlich und fügte an: „Mich stimmt zuversichtlich, dass wir zur Halbzeit mal wieder geführt haben. Zudem war die Körpersprache teilweise eine andere im Vergleich zu den letzten Wochen. Wir müssen einfach die Fehler abstellen. Wenn man sechs Gegentore zu Hause bekommt, dann ist das einfach zu viel. Es gilt jetzt weiter dranzubleiben, die Verantwortung zu übernehmen. Wir machen das und haben diese Erwartungshaltung auch an die Spieler, die den Hut aufhaben oder es müssten. Die Jungs müssen genauso hart mit sich selbst ins Gericht gehen, bevor sie auf andere schauen. Es nützt nichts, wenn wir als Trainer jetzt auch noch den Miesepeter machen.“