Oberliga Hamburg
„Würde es mir wünschen“: Woike plädiert für Trainingsrückkehr
Der Hamburger Fußball-Verband hat seinen Vereinen eine vorzeitige Winterpause, aufgrund der Corona-Pandemie, verordnet. Bis Anfang Januar rollt in Hamburg kein Ball mehr. Wie finden das die Oberligisten? AFH hat für Teil drei der großen Serie bei Curslack-Neuengamme nachgefragt.
Es ist die mit Abstand wohl kurioseste Saison, die Christian Woike als Spieler und Trainer erlebt hat. Im vergangenen Januar übernahm der 42-Jährige den SV Curslack-Neuengamme. Zwei Monate später folgte der erste Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie und eine lange Pause begann. Ein großes Hin und Her folgte in den kommenden Monaten. Eine richtige Eingewöhnung oder Struktur hatte Woike eigentlich nicht. „Ich hatte schon drei oder vier Kreuzbandrisse in der Saison, als ich noch bei Condor war. Da dachte man schon, was hat sich alles gegen einen verschworen. Oder auch die beiden verlorenen Finalspiele hintereinander. Aber hier kann man nur reagieren und das tun, was einem der gesunde Menschenverstand sagt. Wir dürfen in dieser Situation aber auch mal ratlos sein“, sagt der 42-Jährige nun gegenüber AFH. Dennoch sieht Woike die aktuellen Maßnahmen kritisch, was nicht zuletzt auch mit den bisher ausgebliebenen Infektionen auf dem Fußballplatz zusammenhängt. „Ich bin zwiegespalten, aber mir geht diese Situation dermaßen auf den Sack. Damit bin ich in Deutschland aber auch nicht allein. Wenn man es nüchtern betrachtet, dann ist es alternativlos. Ich glaube aber, dass der Fußball uns so viel gibt, dass es aus meiner Sicht schon gut gewesen wäre, wenn man uns hätte weiter trainieren lassen“, so der SVCN-Coach. Vor allem die Verletzungsgefahr dürfte zum Re-Start wieder steigen.
Kein Cybertraining am Deich – „Situation schwer zu managen“
„Sportlich finde ich es sehr grauenvoll. Man darf nicht vergessen, dass wir Amateure sind. Wir sind schon aus dem ersten Lockdown kaum rausgekommen, ohne Verletzte. Das wird uns nach dem zweiten Lockdown jetzt wieder erwarten“, so Woike, der sich deshalb Veränderungen bei der Kadergröße und den Wechseln wünscht, sobald es wieder losgeht. „Ich wünsche mir einfach, dass wir uns ein Stück weit an die Profis angliedern, was die Wechsel und Kadergrößen angeht“, so der 42-Jährige. An Training ist für den Oberliga-Trainer aktuell auch nicht zu denken. „Für mich ist es eine Katastrophe, gerade weil ich einen relativ hohen Anspruch habe. Wir haben deshalb die Entscheidung getroffen, dass Training ganz einzustellen. Ich bin der Meinung, dass dieses Cybertraining nichts mit Fußball zu tun hat. Das ist ein, zwei Mal lustig, mehr aber auch nicht“, stellt Woike klar und weist auch darauf hin: „Wir werden nach dem Lockdown aber wieder völlig unterschiedliche Fitnessstände haben.“ Dennoch weiß der SVCN-Coach auch um die Schwierigkeit der Lage. „Es ist schwer, diese Situation zu managen. Man ist ja auch abhängig von vielen großen Entscheidungen. Bei den Fußballvereinen ist mir aber weiterhin keine Infektionskette bekannt. Dementsprechend würde ich mir schon gerne wünschen, dass wir bald wieder zum Trainingsbetrieb zurückkehre zu können. Ich bin ein Fan von Normalität, soweit es geht“, so Woike, der sich sogar schon zu den kleineren Gruppen zurücksehnt, die es im Sommer bereits einmal gab. „Damals habe ich mich über die 10er Gruppen geärgert und heute würde ich mich freuen, wenn wir mit zehn Leuten trainieren dürfen.“ Wann überhaupt wieder gespielt wird, da will ich Woike nicht festlegen.
Woike-Zukunft ist offen – Gespräche sollen bald starten
„Ich wage gar keine These, wann wir wieder spielen können. Wir brauchen nicht glauben, nur weil die Frist im Januar abläuft, dass dann alles besser wird. Was machen wir denn, wenn wir erst Ende März wieder spielen können?“, blickt Woike bereits in die Zukunft und hält sich deshalb mit Vorschlägen, wie die Saison beendet werden könnte, zurück. „Ich weiß gar nicht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu diskutieren, wie wir die Saison beenden. Das ist alles schwierig“, so der 42-Jährige. Wann es für Woike und seinen SV Curslack-Neuengamme weiter geht, ist unklar. Auch der Vertrag des Trainers läuft zum Saisonende aus. Erste Gespräche sollen nun in den kommenden Wochen aufgenommen werden. Wie auch in der Frage wann der Spielbetrieb weiter geht, ist auch die Frage nach Woikes Zukunft ungeklärt.