Oberliga Hamburg
Vicky eiskalt vor dem Tor: Karschau stiehlt Cordi die Show
Glücklicher Sieg für den SC Victoria Hamburg! Vor 215 Fans im Sportpark Hinschenfelde setzte sich Vicky am Freitagabend gegen Concordia durch. Dabei hatte das Pieper-Team nach dem SCV-Tor eigentlich die Oberhand. Doch Lesley Karschau stellte das Spielergebnis noch auf den Kopf.
„1:2 zu verlieren, das ist kein gutes Ergebnis“, haderte Cordi-Trainer Frank Pieper nach Spielende am Freitagabend im Sportpark Hinschenfelde. Trotz engagierter Leistung hatte seine Mannschaft kurz zuvor, gegen den SC Victoria Hamburg, den Kürzeren gezogen, weil die Jenfelder vor dem Kasten einfach zu harmlos agierten. „Unter dem Strich waren wir spielerisch besser als variabler. Aber: Die letzten Aktionen haben wir einfach nicht reingemacht. Das ist natürlich ärgerlich. Man kann aber auch keinem einen Vorwurf machen, dass er es nicht versucht hat. Abgesehen von den ersten zehn Minuten gab es auch keine Situation, wo ich sagen würde, dass wir spielerisch doofe Fehler gemacht haben, wie wir es in der Hinrunde schon gesehen haben“, fügte Pieper an. Allerdings hatte es schon der Start der Begegnung in sich – in erster Linie positiv für die Mannschaft von Sören Titze. Denn es waren gerade einmal wenige Sekunden gespielt, da wurde Vicky schon gefährlich. Lesley Karschau tankte sich rechts gut durch, sah dann den besser postierten Gerrit Pressel halblinks und dieser nahm das Leder aus der Luft. Der Ball ging aber recht deutlich links vorbei (1.). Schon etwas besser machte es vier Minuten dann Vicky-Stürmer Nick Scharkowski, wenngleich er ebenfalls noch ohne Torerfolg blieb. Andre Branco steckte das Leder sensationell in die Tiefe zu Karschau durch, der wie schon beim ersten Mal den besser postierten Mitspieler in der Mitte suchte. Diesmal kam Scharkowski am Fünfmeterraum zum Abschluss, trifft aber nur den Innenpfosten (5.). Geplatzt war der Knoten dann keine 60 Sekunden später, als Cordi einen halbwegs schon geklärten Ball wieder scharf machte, Scharkowski am Strafraum erst in die Mitte zog und dann mit einer Körpertäuschung seinen Gegner ins Leere schickte. Mit links schob der Stürmer dann in Profi-Manier den Ball unten links ein (6.). So krönte der Stürmer seine starke Einzelleistung mit dem Tor.
Cordi zu ineffizient vor dem Tor – Karschau lässt Vicky jubeln
„Ich hatte dann aber das Gefühl, dass uns das Tor gar nicht gutgetan hat“, blickte Vicky-Coach Sören Titze im Nachgang zurück. Und tatsächlich hatte Cordi nach dem Vicky-Tor zunehmend mehr vom Spiel, allerdings taten sich die Pieper-Schützlinge immer wieder im letzten Drittel schwer. Nach zwei Flanken-Versuchen von Andy Appiah landete die Pille beim zweiten Mal wirklich am Elfmeterpunkt bei Vincent Boock, der dierekt abschließt. Yannick Petzschke stand aber auf der Linie und konnte den Schuss blocken (16.). Es war das erste Lebenszeichen von Cordi, die sich in der Folge den Ausgleich, der nach knapp einer halben Stunde fiel, verdienten. Ein echter Hammer-Schuss von Enock Hartwig wurde erst noch geblockt, der Abpraller landete bei Selim Ajkic und dieser schließt direkt ab. Dennis Lohmann lag bereits vom ersten Schuss am Boden und kam dann nicht mehr an den Ball heran (31.). Besser machte es Lohmann kurz darauf gegen Sinisa Veselinovic, parierte stark mit dem Fuß (37.). Und weil Yannick Siemsen auf der Gegenseite ebenfalls seine Chance nicht nutzte (39.), ging es mit dem 1:1-Remis auch in die Pause. Nach dem Seitenwechsel hatte Cordi erneut das Kommando. Wie schon im ersten Abschnitt fehlte aber oftmals der letzte Pass in die Spitze, oder der entscheidende Abschluss. Und Vicky? War eine Viertelstunde vor dem Ende eiskalt. Cordi wollte im Mittelfeld einen Zweikampf gepfiffen bekommen, Referee Furkan Vardar ließ aber weiterspielen. So flankte Branco die Pille von rechts auf den zweiten Pfosten, wo Lesley Karschau eiskalt im zweiten Versuch einnetzte (74.). Die erneute überraschende Vicky-Führung, war Cordi zuvor eigentlich am Drücker gewesen. Und am Ende hätte Pascal Eggert den Vicky-Sieg sogar noch vergolden können, scheiterte aber an Cordi-Schlussmann Johannes Höcker (86.).
Titze ist „stolz auf sein Team“ – Pieper hadert mit den Chancen
„Wir haben überragend angefangen und hatten zwei, drei richtig gute Angriffe, bis wir sogar das Tor machen. Das löst Scharko natürlich überragend. Wir haben es dann nicht mehr so gut verteidigt, haben viel zugelassen. Wir haben dem Gegner den Raum und Möglichkeiten gegeben. Dementsprechend war es nicht unverdient, dass es zur Halbzeit 1:1 steht. Nach der Halbzeit hatten wir auch ein paar Schwierigkeiten, da hat Cordi richtig Dampf gemacht. Nach der taktischen Umstellung und die Einwechselspieler haben das dann richtig gut verteidigt. Die Nadelstiche, die wir nach vorne setzen wollten, wurden gut umgesetzt. Dennoch ist das 2:1 aus dem Spiel heraus eher glücklich. Es war nicht so, dass wir zuvor ganz nah dran waren“, bilanzierte Vicky-Coach Sören Titze nach Abpfiff. Und obwohl es für sein Team in der Meisterrunde quasi um nichts geht, will Titze die Spannung dennoch hochhalten. „Wir spielen aus Leidenschaft Fußball und arbeiten auf dem Platz nach der normalen Arbeit. Als wir die Meisterrunde erreicht haben, da habe ich mich in die Kabine gestellt und zu den Jungs gesagt: ‚Egal wie die nächsten drei Spiele ausgehen: Ich möchte, dass wir in jedem Spiel um Punkte kämpfen. Wir müssen auch sehen, wie weit wir sind. Sind wir glücklich in die Meisterrunde gekommen, oder stellen wir uns der Challenge?‘ Mit zwei Siegen zum Start kann man das kaum besser machen. Ich muss die Mannschaft da auch mal loben. Mit der Leidenschaft wie sie trainieren, dass ist super. Die Jungs sind überzeugt davon, dass es mittel- und langfristig Erfolg bringt. Das es kurzfristig nun auch noch gute Ergebnisse bringt, das war ja so nicht zu erwarten“, so Titze. Auf der Gegenseite hingegen haderte Cordi-Trainer Pieper:
„Wir haben die erste Zeit völlig verpennt, waren immer einen Schritt zu spät. Vicky hat es recht einfach gespielt, dass ist ihnen zu Beginn recht gut gelungen. In der Gesamtzeit hatten wir das Spiel aber mehr im Griff als Vicky. Beim 1:1 waren wir dran und machen es aus meiner Sicht auch verdient. Und nachdem wir aus der Pause kommen, haben wir gute Minuten, wo wir das Tor machen müssen. Wir kamen gut zum Abschluss, aber es kam immer ein Bein oder so dazwischen. Das hat Vicky gut verteidigt und wir schlecht abgeschlossen.“ Und weiter: „Das Gegentor tut natürlich brutal weh, wenn man zuvor selber gute Chancen hat, in Führung zu gehen.“ Das sein Team nun immer wieder Rückschläge hinnehmen muss, sieht Pieper für die anstehenden Aufstiegsspiele zudem nicht als Nachteil. „Wir wollen die maximal beste Platzierung. Entscheidend ist ja, wenn es dann in die Aufstiegsrunde geht, sollte kein anderer melden, dass man Erfolgserlebnisse sammelt und mit einem guten Gefühl in die Runde startet. Wenn man alles gewinnt und durchmarschiert, dann ist es vielleicht auch nicht optimal, weil man weniger Rückschläge hat, mit denen man umgehen muss. Wir haben es heute wieder gesehen, wie es ist, wenn man zurückliegt. Aber ich habe kein Spiel gesehen, wo wir nicht Herr der Lage waren. Ergebnisse gehören aber auch dazu“, mahnte Pieper. Immerhin ist Vicky durch den Sieg nun an den Jenfeldern vorbeigezogen. Diese Punkte müssen die Pieper-Kicker nun erstmal möglichst schnell wieder aufholen.