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Regionalliga Nord

Trotz eigener Ängste: Algans emotionaler Appell

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Foto: KBS-Picture

Die Krise, ausgelöst durch das Corona-Virus, bedroht nicht nur große Unternehmen und Vereine, sondern auch viele Selbstständige. Dazu gehört auch Berkan Algan, Trainer von Altona 93. Trotz der eigenen Existenzängste richtete Algan nun einen sehr emotionalen Appell an die Menschen.

Wer Berkan Algan kennt, der weiß, das der mehrfache Familienvater den Fußball über alles liebt – nicht nur als Trainer von Altona 93, sondern auch privat. Denn als Selbstständiger gehört dem 42-Jährigen die Bar Vivo in Altona. Betroffen ist Algan auch von den Auswirkungen, die die Corona-Krise mitbringt. Seine Bar darf der Trainer vorerst nicht mehr öffnen. „Es ist unvorstellbar gewesen, so eine Situation. Ich kenne es gar nicht, dass man zu Hause bleiben muss, weil es eine Ansteckungsgefahr gibt“, berichtet Algan gegenüber AFH exklusiv und deutet an: „Die Monate März und April sind so die stärksten Monate für meinen Betrieb. Es ist aber die Realität, dass wir nicht öffnen können.“ Trotz der eigenen Ängste, durch die Krise die Existenz zu verlieren, betont der 42-Jährige dennoch: „Aber unsere Aufgabe ist es die schwachen und älteren Menschen in der Gesellschaft zu schützten, in der Hoffnung, dass es irgendwann weiter geht.“ Gerade die kommenden Wochen werden für Algan beruflich und privat zur Zerreißprobe.

„Aktuell habe ich Zeit für die Familie. Aber auch meine Kinder merken, dass etwas passiert.“ – Berkan Algan. Foto: KBS-Picture

Algan sieht Virus als Denkzettel an die Menschen

„Betrieblich gesehen ist es nicht vorstellbar. Die Kosten in der Gastronomie sind so gebündelt und abhängig von den Einnahmen, dass man das nicht auffangen kann. Am Ende des Tages wird es die gesamte Wirtschaft treffen“, macht sich der AFC-Coach schon Gedanken, wie es auch abseits des Fußballs für ihn weiter geht. Dennoch stellt der 42-Jährige überraschend klar: „Es ist verständlich, dass wir so einen Denkzettel bekommen haben, schließlich ist der Mensch nicht das naturkonformste Lebewesen. Diese Art von Ausbeutung und Respektlosigkeit, gegenüber der Erde, war erbärmlich. Wir sollten uns eigentlich um die andern Lebensformen kümmern, aber das haben wir nicht getan“, holt Algan aus und richtet dann einen Appell an alle Menschen: „Wir müssen nun aufwachen und erkennen, dass das nicht alles so geht, wie wir es früher gemacht haben. Muss man jede Strecke fliegen, muss man viele Kreuzfahrtschiffe haben?“. Einen Grundgedanken aus dem Sport sieht Algan nun als sehr wichtig an. „Der Grundgedanke des Sports ist „wir zusammen“. Jetzt muss die Gesellschaft zusammenhalten. Hoffentlich bekommen wir alle die Kurve, zusammen als Menschheit. Es war nicht alles falsch, aber ein bisschen sehr zu viel von allem“, sorgt sich der Familienvater um die Zukunft der nächsten Generation.

Berkan Algan (li.) zusammen mit seinem Vater Behcet Algan, der in Ottensen einen Friseursalon führt. Foto: KBS-Picture

„Ich spiele schon mit meinem Dalmatiner Fußball“

Allerdings treibt auch Algan auch das sportliche Geschehen um. Immerhin kämpft er mit seinem Team Altona 93 in der Regionalliga Nord noch gegen den Abstieg. „Wir wissen es auch nicht, wie es weiter geht. Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn es wieder losgeht, brauchen wir definitiv zehn bis 14 Tage, um wieder auf das Level zu kommen. Natürlich gilt das für alle, aber man muss die Spieler auf Leistung kriegen“, betont der 42-Jährige und ergänzt: „Wir haben zudem noch drei Spiele weniger. Ich bin einfach nur froh, wenn es eine Entscheidung gibt, die auch einigermaßen fair ist. Es muss aber erst einmal Sicherheit für die schwachen Menschen in der Gesellschaft geben.“ Doch auch ihn schmerzt der Fußball-Entzug, auch wenn er für die Gesellschaft wichtig ist. „Ich fange schon an, mit meinem Dalmatiner Fußball zu spielen im Garten. Es ist schwierig die Balance zu wahren. Aber der Stopp ist einmal das Allerwichtigste. Wir dürfen nun keine Ignoranz an den Tag legen, sonst dauert es noch länger.“ Sportlich, privat und beruflich werden die kommenden Monate alles andere als einfach für Berkan Algan. Dennoch betont der AFC-Cheftrainer zu seinem emotionalen Statement abschließend: „Man muss die Hilfen, die man bekommt, annehmen, da bricht man sich keinen Zacken aus der Krone.“

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.