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Oberliga Hamburg

Titelrennen von „Nazi-Zwischenfall“ überschattet

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Der SC Victoria Hamburg macht das Titelrennen in der Oberliga Hamburg wieder spannender. Am Freitagabend schlug die Truppe von Lutz Göttling den HSV Barmbek-Uhlenhorst mit 3:0 und schiebt sich damit bis auf vier Punkte an BU heran. Überschattet wurde die Partie von Auseinandersetzungen, die aufgrund von rechtsradikalem Hintergrund entstanden waren.

Es laufen die letzten Spielminuten der ersten Hälfte, als die Veranstaltung, nicht auf dem Rasen, sondern am Würstchenstand im Stadion Hoheluft an Brisanz gewinnt. Fans beider Fanlager gingen dort gegen eine Gruppe mit rechtsradikalem Hintergrund vor, die sich, vom Ordnungsdienst unerkannt, ins Stadion geschlichen hatte. Zuvor hatten besagte Personen Fans des SC Victoria, auf dem Weg zur Toilette, provoziert. Bereits beim Spiel gegen den WTSV Concordia sollen diese Personen, so berichtet ein Zuschauer, durch rechte Parolen wie „Hier spielen doch eh nur Flüchtlinge“ aufgefallen sein. Ein weiterer Zuschauer schilderte die Situation so: „Es wurden Klamotten wie Thor-Steinar und Kategorie C erkannt, die im Stadion verboten sind. Daraufhin wurde der Ordnungsdienst verständigt, der allerdings überfordert mit der Situation war“, erklärte der anonyme Zuschauer auf Nachfrage.

„Daraufhin haben sich beide Fanlager verbündet und sind gegen diese Personen vorgegangen.“ Das Ende vom Lied: Zwei Festnahmen sowie der Ausschluss für besagte Gruppe von der Veranstaltung. Insgesamt sechs Zivilpolizisten waren im Einsatz. BU-Ligamanager Volker Brumm fand anschließend klare Worte: „Das sind irgendwelche Leute, die sich in den letzten Spielen bei uns eingeschlichen haben. Wir kennen diese Menschen nicht. Aber wir werden nun, in Zusammenarbeit mit der Polizei, diese Menschen, wenn sie denn zu unserem nächsten Heimspiel kommen werden, vor der Tür erwarten und denen dann sofort Hausverbot erteilen“, so Brumm auf der anschließenden PK. „Unsere Fans sind zwar in der Wortwahl etwas derbe, aber in ihrer Art liebevoll. Wir werden uns unseren guten Ruf nicht von solchen Personen kaputt machen lassen und stellen uns ganz klar dagegen“, erklärte Brumm abschließend.

Fußball wurde auch noch gespielt, allerdings erst in Durchgang zwei: Der SC Victoria startete wie die Feuerwehr in den zweiten Abschnitt. Gerade einmal 34 Sekunden waren auf der Uhr, als Jan-Ove Edeling von der linken Seite eine Flanke in die Box brachte und Dennis Thiessen zur Führung der Gastgeber traf (46.). BU brauchte etwas um sich von dem Rückstand zu erholen und bekam  bereits zwölf Minuten nach der Vicky-Führung die große Chance zum Ausgleich. Matthias Ribeau brachte Amin Ahmed im eigenen Sechzehner zu Fall und Referee Patrick Ittrich zeigte sofort auf den Punkt. Der unter der Woche angeschlagene Ivan Sa Borges Dju nahm sich der Sache an, scheiterte allerdings an Tobias Grubba zwischen den Pfosten der Hoheluftler. Nur sechs Zeigerumdrehungen später entwickelt sich SCV-Schlussmann Grubba zum Schreckgespenst von BU: Denn einen Abschluss aus elf Metern von Dju klärte Grubba erneut sensationell mit dem Fuß. BU drückte auf den Ausgleich und wieder war es Dju, der nach Flanke von dem eingewechselten Labiadh, erneut nur knapp am Torerfolg scheiterte (72.).

Inmitten der Drangphase von BU machte Vicky den Deckel auf die Partie: Nach einer Choi-Flanke steht Knipser Marius Ebbers am zweiten Pfosten völlig blank und köpft, trotzdem BU-Keeper Tholen noch die Fingerspitzen am Ball hat, zur Entscheidung ein. BU suchte sein Heil weiterhin in der Offensive und wurde anschließend bitter bestraft: Der flinke Jan-Ove Edeling setzte Kangmin Choi perfekt in Szene, der das Leder nur noch an dem bereits geschlagenen Andre Tholen vorbei in die Maschen drücken musste (87.). Nach dem Spiel äußerte sich Edeling zu seiner Leistung: „Ich bin in ganz guter Form. Zurzeit lege ich den einen oder anderen vor oder mache auch selber eine Bude“, so Edeling. BU-Akteur Pascal El-Nemr war nach der Partie enttäuscht: „Das man so früh nach der Pause in Rückstand gerät, ist schon sehr ärgerlich. Aber im Nachhinein können wir das nicht ändern“, so El-Nemr nach dem Schlusspfiff.

Vicky-Schlussmann Tobias Grubba freute sich über eine geschlossene Mannschaftsleistung: „Unser Plan war hinten die Null zu halten, weil du nur so am Ende auch gegen BU gewinnen kannst. Dass wir dann gleich drei Tore vorne schießen, kann vorher so auch niemand ahnen. Das es dann so super geklappt hat, ist natürlich Weltklasse und unabhängig von meiner Leistung hat die Mannschaft das sehr gut gemacht“, so der Schlussmann des SCV, der anschließend erklärte, weshalb er den Strafstoß von Dju parieren konnte: „Ich habe ihn die ganze Zeit angebrüllt, dass ich den Ball halte und das die Jungs fertig sein sollen für den zweiten Ball. Am Ende ist es halt so gekommen und das war dann natürlich auch sehr wichtig“, so Grubba abschließend. Frank Pieper war mit der Leistung seiner Mannen natürlich eher nicht zufrieden: „Eine von diesen ganzen Chancen hätten wir mindestens machen müssen. Aber ich weiß gar nicht, was am Ende „besser“ ist: Nach einem schlechten Spiel verlieren, oder nach einem guten wie heute?“

Foto (Archivbild): Lars Mundt (Smart Art)

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.