Oberliga Hamburg
Standards sei Dank: BU zerschädelt Türkiye
Ein Fußball-Spektakel der Extraklasse: Der HSV Barmbek-Uhlenhorst drehte gegen den FC Türkiye vor 242 Fans einen 0:2-Rückstand in einen 5:2-Sieg. Auf einer rutschigen Anfield 2.0 brachten BU dabei vor allem Standards großen Erfolg. Diese hatte Coach Pieper am Freitag trainieren lassen.
„Wir haben am Freitag nur Standards trainiert und sind wieder duschen gegangen. Scheint ganz gut geklappt zu haben“, strahle BU-Coach Frank Pieper nach dem Abpfiff und hatte nach den vorherigen 90 Minuten auch allen Grund dazu. Dabei ging die Partie für die Barmbeker gar nicht gut los. Keine zehn Minuten waren an der Dieselstraße gespielt, als Sascha De la Cuesta Tolga Tüter bediente und dieser die Kugel trocken im Netz unterbrachte (9.). Und BU zeigte sich in der Defensive weiter unsicher. Erst verfehlte eine Schuss/Flanke von Sebastian Mankumbani nur knapp ihr Ziel (11.), ehe Tolga Odabas im letzten Moment einen De la Cuesta-Abschluss vor der Linie klärte (17.). Drei Zeigerumdrehungen später schepperte es dann aber doch im eigenen Netz. Nach einem Missverständnis im Mittelfeld zwischen Odabas und Heuermann war der Weg für Shtarbev frei, der Tüter bediente. Den ersten Ball konnte Matthias Ribeau noch auf der Linie klären, den Abpraller semmelte Tüter in die Maschen (20.). Doch die Gastgeber fanden prompt eine Antwort. Janis Korczanowski prüfte FCT-Kicker Tobias Braun nur eine Minute später aus der Distanz (21.), kurz darauf sollte sich die Standard-Einheit von BU-Trainer Pieper auszahlen. Pascal El-Nemr schlug von der linken Seite einen Eckball in den Fünfmeterraum, wo Matthias Ribeau am höchsten stieg und den Anschlusstreffer markierte (24.). Und für die Wilhelmsburger kam es noch dicker. Nur drei Minuten später war es wieder El-Nemr, der einen Eckball in den Sechzehner schlug. Wieder war es Ribeau, der im Strafraum zur Stelle war und den Ball über die Linie drückte (27.).
Schockmoment nach etwas mehr als einer halben Stunde! BUs Pascal El-Nemr rutschte auf dem schneebedeckten Boden aus und donnert mit den Füßen in die Werbebande. Erst nach einer längeren Behandlung konnte der 24-Jährige weiter machen. Und die Hausherren hätten sogar noch vor der Pause in Führung gehen können, doch sowohl Ribeau, als auch Korczanowski konnten die Kugel nicht zwischen die Pfosten bringen (38., 43.). Nach dem Pausentee drehten die Pieper-Schützlinge dann auf. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff drehten die Gastgeber die Partie. Mazlum Oguz chipte den Ball perfekt auf den zweiten Pfosten, wo Niklas Sabas goldrichtig stand und zum 3:2 für die Barmbeker einköpfte (51.). Und BU legte sofort nach. Mankumbani ließ sich die Kugel von Pascal El-Nemr klauen und dieser hämmerte den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck (53.). BU-Keeper Oliver Gaedtke konnte sich in der Folge gleich mehrfach auszeichnen, verhinderte sowohl gegen Oguzhan Gencel, als auch gegen Sascha De la Cuesta den möglichen Anschlusstreffer (72., 78.). Kurz vor Schluss war es dann der eingewechselte Ivan Sa Borges Dju, der den 5:2-Sieg für Barmbek-Uhlenhorst perfekt machte. Mit von der Partie war übrigens auch der neue Barmbek-Zepterschwinger Marco Stier, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgte und im Anschluss auch vor der Mannschaft eine Rede hielt. Zudem wurden alle Spieler per Handschlag begrüßt.
Türkiye-Coach Michael Fischer haderte im Anschluss mit den vielen Standardsituationen: „Warum ist Deutschland Fußball-Weltmeister? Standards! Das hat uns das Genick gebrochen. In der Vorbereitung haben wir zwischen der Mann- auf die Raumdeckung gewechselt. Heute habe ich mich für die Raumdeckung entschieden – das war verkehrt“, bilanzierte Fischer und fügte an: „Das ist aufgrund der ersten halben Stunde sehr ärgerlich. Wir haben tolle Tore erzielt und auch deshalb war mehr drin. Das man dann am Ende mit fünf Gegentoren zurück fährt, ist schon heftig. Aber auch Standards gehören zum Fußball“, so Fischer weiter, der anfügte: „Wir wirkten nach dem 2:3 schon etwas geschockt. Die Jungs sind aus der Hinrunde aber auch nicht vom Erfolg verwöhnt. Wenn man dann solche Nackenschläge bekommt, dann ist es völlig normal, dass die Köpfe runter gehen.“ Dennoch glaubt der 50-Jährige fest an den Klassenerhalt. Fischer: „Man steigt ab, wenn man es nicht schafft, drei Teams hinter sich zu lassen. Ich glaube fest daran, dass wir das schaffen können. Sonst wäre ich nicht hier.“ BU-Coach Frank Pieper, dessen Taktikumstellung von Erfolg gekrönt wurde, gab zu Protokoll: “ Ich war in der ersten 20 Minuten schon verzweifelt. Denn im Prinzip haben wir uns die Gegentore selbst eingeschenkt. Was mich dann aber natürlich umso mehr freut ist, dass die Standard-Übung sofort im Spiel geklappt hat“, erklärte Pieper und ergänzte abschließend: „Wir haben im Winter viele Sachen verändert, das zahlt sich nun deutlich aus.“
Foto: KBS-Picture