LOTTO-Pokal
Pokal-Skandal: Corona-Verstöße überschatten EN-Sieg
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Am Ende stand der 3:1-Sieg des FC Eintracht Norderstedt beim SC Nienstedten auf der Anzeigetafel, das Sportliche geriet aber in den Hintergrund. Nicht nur, dass sich EN- Keeper Lars Huxsohl kurz vor Abpfiff schwer verletzte, sondern das Verhalten einiger „Fans“ fiel negativ auf.
EN-Trainer Jens Martens hatte nach Spielende nur eine Sorge und diese galt seinem immer noch am Boden liegenden Keeper Lars Huxsohl. Dieser hatte sich in den Schlussminuten der Partie so schwer verletzt, dass nach Spielende sogar ein Krankenwagen kommen musste. Doch weit kam Martens nicht, denn zahlreiche Kinder rannten den Norderstedt-Coach beinahe über den Haufen. Mit Mühe kam Martens zum Ort des Geschehens. Es war der negative Höhepunkt an einem Pokal-Abend, der in der Zukunft als Blaupause dienen dürfte, wie die Ausrichtung eines Fußballspiels in Zeiten einer Pandemie nicht vollzogen werden darf. Aber der Reihe nach. Leicht ratlos wirkten die Offiziellen der Eintracht schon vor dem Spiel, denn durch die zahlreich spielenden Kinder und Jugendliche auf dem Feld konnte sich der Regionalligist kaum vernünftig aufwärmen. Ähnliche Szenen spielten sich in der Halbzeit ab, als sogar EN-Torwarttrainer Marc Aaron Kassler, der mit den Ersatzspielern das Aufwärmprogramm abspulen wollte, von Personen als „Hurensohn“ beschimpft wurde. Während des Spiels, bei dem in nahezu keinem Bereich des Sportplatzes auf die geltenden Corona-Schutzbestimmungen geachtet wurde, mussten die EN-Offiziellen weitere Beleidigungen durch die Zuschauer ertragen, die teilweise unter einem Meter Abstand nah an der Coaching-Zone der Gäste standen. „Solche äußeren Bedingungen kann man einfach nicht machen. Wir sind über die 90 Minuten hinweg bepöbelt und beworfen worden, es war kein Ordnungsdienst für uns sichtbar vor Ort. Ich muss das ganz klar kritisieren“, ärgerte sich Martens nach Abpfiff und fügte an: „Wenn ich an den Infektionsschutz denke, dann ist das nicht zumutbar. Das geht einfach nicht.“ Auch sportlich drohte es für EN zuerst unangenehm zu werden.
Zaher bringt Nienstedten in Führung – EN schlägt zurück
Nachdem die Eintracht im Quellental nur schwer ins Spiel gefunden hatte und durch Jan Lüneburg die bis dato beste Torchance hatte leichtfertig vergeben (17.), brachte Nienstedten mit der ersten eigenen Chance den eigenen Anhang so stark zum Jubeln, dass diese teilweise durch die Coaching-Zone der Eintracht auf den Platz rannten. Moritz Zaher vollstreckte nach starker Vorlage von Ex-Osdorf-Kicker Daniel Tönges aus elf Metern eiskalt (22.) und sorgte damit zumindest kurzzeitig für das Gefühl, dass eine Sensation in der Luft liegen würde. Zwölf Minuten brauchte der Regionalligist für eine Antwort, dann legte auch die Martens-Elf los. Nils Brüning war über rechts durch, fand am Fünfmeterraum mit seiner flachen Hereingabe Dylan Williams und dieser musste aus kurzer Distanz nur einschieben (34.). Und nur vier Zeigerumdrehungen später gingen die Gäste sogar in Führung. Nach einem Eckball rettete Jan Lüneburg den Ball an der Grundlinie mit dem Kopf, legte die Murmel am Fünfmeterraum ab und dort stand Jonas Behounek goldrichtig, erhöhte auf 2:1 (38.). Da aber Yannick Reutter in der Folge auf der Linie gegen Lüneburg klärte (43.), blieb es zur Pause bei der knappen Führung für Norderstedt, die dann aber kurz nach der Pause ausgebaut wurde. Kangmin Choi ging mit viel Tempo zur Grundlinie, flankte die Murmel dann präzise in die Mitte und fand dort Jan Lüneburg, der aus neun Metern einnickte (61.). Kurz zuvor hatten die Hausherren allerdings, erneut in Person von Zaher, die große Chance auf den erneuten Ausgleich liegenlassen (48.). Am Ende spielte die Eintracht den 3:1-Sieg ungefährdet herunter.
Huxsohl droht langer Ausfall – Martens sauer über Zustände
Doch auch nach Abpfiff nahmen die Unsportlichkeiten seitens einiger Zuschauer keinen Abriss. Während Lars Huxsohl, der sich kurz vor Ende schwer am Fuß verletzt hatte und Hamajak Bojadgian seinen Posten übernahm, hinter dem Tor behandeln lassen musste, zündeten einige Zuschauer, wie auch zu Beginn der Partie, zahlreiche Pyrotechnik. Auch beim ersten Treffer der Hausherren wurden aus dem Block Raketen steigen gelassen. „Wir sind sehr froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Der Gegner hat das stark gemacht und hat gut gegengehalten. Mit unseren drei Spielen sind wir nun wieder in einem Flow“, freute sich Martens im Anschluss immerhin über den Sieg, bangte zeitgleich aber auch um seinen Keeper: „Ich konnte das nicht richtig sehen. Letztendlich ist das das Schlimmste, was passieren konnte.“ Und weiter: „Es ist schwer erklärbar, wenn wir in einem Stadion ganz strenge Bedingungen herrschen, und hier darf Wild-West gemacht werden. Sowas habe ich noch nie erlebt. Es muss einfach besser abgesichert werden.“ Besonders teuer bezahlte die Eintracht das Pokal-Weiterkommen allerdings mit der Verletzung von Lars Huxsohl, der nach ersten Erkenntnissen wohl mehrere Wochen oder Monate ausfallen wird.