Oberliga Hamburg
Ohne Richter: Vicky trumpft bei Dasse auf
Der Trubel um den Trainerposten beim SC Victoria Hamburg scheint das Team nicht zu stören. Mit Not-Trainer Benjamin Kruk an der Seitenlinie entführt Vicky drei Punkte bei Serienmeister TuS Dassendorf. Auch Dasse-Trainer Elard Ostermann musste den „verdienten“ 1:0-Sieg anerkennen.
Die Nachricht des Tages gab es bereits vor Spielbeginn. In der Vorwoche hatte es das letzte Spiel für Vicky-Coach Jean-Pierre Richter gegeben. Trotzdem kamen unter der Woche Gerüchte auf, dass Richter doch noch bis zur Winterpause Trainer von Victoria bleibt. Zum Aufeinandertreffen mit seinem künftigen Klub, der TuS Dassendorf, sollte es aber nicht kommen. Richter war am Wendelweg nicht dabei, stattdessen übernahm sein Co-Trainer Benjamin Kruk die Geschicke an der Seitenlinie. Trotz allem Trubels schien das Hin und Her auf dem Trainerposten die Mannschaft nicht zu stören. Vicky agierte von Beginn an konzentriert, versteckte sich gegen den Serienmeister keineswegs. Nach vier Minuten tauchte Bibie Njie frei vor dem TuS-Tor auf, scheiterte aber an Schlussmann Christian Gruhne. Von den Hausherren kam viel zu wenig. Ein Freistoß von Sven Möller, der deutlich über den Querbalken segelte, blieb der einzige Abschluss in den Anfangsminuten. Vor allem hinten standen die Gastgeber nicht wirklich sattelfest. Len Aike Strömer spurtete Richtung Tor, Daniel Suntic setzte zu spät zum Tackling an und der Vicky-Akteur schob überlegt ins rechte Eck (22.). „Wir waren nicht so organisiert in der Defensive, wie wir es eigentlich können. Da hat die Abgestimmtheit gefehlt. Victoria hat das gut ausgenutzt“, analysierte TuS-Trainer Elard Ostermann. Dassendorf schüttelte sich kurz, kam dann aber fast zum Ausgleich. Nach einer kurz ausgeführten Ecke wurde Möller überhaupt nicht angegangen. Der Dassendorfer Spielmacher zog aus spitzem Winkel einfach mal ab. Den strammen Schuss klärte der aufmerksame Yannick Petzschke noch per Kopf auf der Linie. Vicky-Schlussmann Dennis Lohmann wäre bei diesem Schuss machtlos gewesen.
Doch auch die Gäste witterten weiter ihre Chance. Nil von Appen kam im Strafraum an das Spielgerät, verfehlte aus halbrechter Position aber knapp das lange Eck. Glück für Dassendorf, dass es nicht mit 0:2 in die Kabinen ging. Die Halbzeit-Führung für Victoria ging vollkommen in Ordnung. Der Start in den zweiten Abschnitt gestaltete sich äußerst zerfahren. Dassendorf war überlegen, kam aber nicht konsequent vor das Tor der Gäste. Im gesamten zweiten Abschnitt sollte dem Team kein Abschluss auf das Gehäuse glücken. Bezeichnend, dass sich Victoria kurz vor Schluss den Ball fast selbst reingeschossen hätte. Der eingewechselte Joshua Freude wollte eine Hereingabe klären, zog dabei aber mitten aufs eigene Tor. Lohmann aber ließ sich nicht irritieren und hielt den Sieg fest. Dassendorf-Trainer Elard Ostermann gratulierte zu einem „verdienten“ Erfolg und haderte mit der Offensivspiel seines Teams: „Da wünsche ich mir eine Spur mehr Egoismus, dass man auch mal ins Eins gegen Eins geht. Für uns ist das schon ein Rückschlag“, bilanzierte der scheidende Coach. Strahlende Gesichter hingegen bei den Gästen und Not-Trainer Benjamin Kruk. „Ich habe das heute morgen erfahren. Es war ein besonderer Moment, aber es hat geklappt“, erklärte Kruk die kuriose Situation. „Ich bin unfassbar stolz auf diese Truppe. Es ist in den letzten neun Spielen der achte Sieg. Wir haben verdient gewonnen, hatten die klareren Chancen. Das ist ein schöner Moment.“ Durch die Niederlage dürfte für Dassendorf die Herbstmeisterschaft futsch sein. Für die eigene Weihnachtsfeier am heutigen Abend hätte man sich ein anderes Ergebnis gewünscht.
Foto (Archivbild): KBS-Picture