Oberliga Hamburg
„Niveaulos“: Wedel-Ärger trotz 7:2-Sieg
Der Wedeler TSV hat gegen den Absteiger VfL Pinneberg einen spektakulären 7:2-Sieg gefeiert. Sowohl der Dreierpack von Dirksen, als auch ein Traumtor von Rodrigues Oliveira wurden aber zur Nebensache. Stattdessen kritisierte Wedel-Trainer Ivanko die Schiedsrichter und die Pinneberger.
Auslöser war eine eigentlich harmlose Szene. Es lief die 87. Minute, Wedel führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 6:1. Pinnebergs Da Ronch störte Wedels Torwart Alves Lopes bei einem Abschlag. Dieser regte sich darüber auf, schubste den Pinneberger – und plötzlich ertönte ein Pfiff. Das Spiel war nicht unterbrochen wurden, Schiedsrichter Chris Olimsky wertete den Schubser als Foulspiel und entschied folgerichtig auf Elfmeter, zeigte Alves Lopes außerdem die gelbe Karte. Warum er das Stören von da Ronch vorher nicht ahndete, blieb wohl sein Geheimnis. Während Ay den Strafstoß souverän einschob, blieb Wedels Trainer Andelko Ivanko fassungslos am Seitenrand stehen. „Diese Sache am Ende ist einfach nur niveaulos. Dass der bei diesem Spielstand unseren Torwart attackiert, sagt schon alles über diese Mannschaft. Die sind da, wo sie hingehören“, wütete er wenige Minuten nach Spielende. Und Ivanko legte nach: „In der Halle haben die uns im Winter auch schon drei Leute verletzt. Das hier ist alles nur ein Abbild von der Führung und von den Leuten in diesem Verein. Die haben den Verein runtergetrieben, die sind einfach ohne Worte. Ich schäme mich, jemals für diesen Verein gespielt zu haben!“ Auch Referee Olimsky bekam sein Fett weg, dieser habe nicht nur bei dieser Elfmeterszene einen schlechten Job gemacht. Ein Vulkanausbruch, der auf der anderen Seite mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen wurde. „In der Szene wollte unser Spieler stoppen und konnte es nicht, wegen dem nassen Rasen“, beschrieb Pinnebergs Julian Haustein seine Sicht auf die Dinge. „Da muss sich der Torwart beherrschen und hat Glück, dass er nicht noch vom Platz fliegt, weil er danach noch einen Ball auf unseren Spieler geworfen hat. Da hätte es auch schnell gelb-rot geben können“, so Haustein. Dass die Stimmung so eskalieren würde, war dem Spiel anfangs nicht anzusehen. Denn die Wedeler starteten standesgemäß. Nach sechs Minuten stellte Rodrigues Oliveira auf 1:0. Sein Schuss aus 17 Metern wurde von Xhelili unhaltbar abgefälscht. Dirksen erhöhte wenig später, er musste nach einer Richter-Flanke nur noch den Fuß hinhalten (12.). Doch wirklich gut spielte Wedel trotzdem nicht, viele Aktionen waren zu hektisch.
Und die Gäste spielten ja auch noch mit. Caldwell stieg nach einer Ecke am höchsten und erzielte den Anschluss (18.). Es war das erste Auswärtstor der Pinneberger seit 625 Minuten. Wedels Mannschaft brachte im Anschluss durch eine fahrige, verhaltene Spielweise ihren Trainer Ivanko an der Seitenlinie halb zur Verzweiflung, er brüllte seine Spieler an. Daran änderte auch das 3:1 nur wenig. Ellerbrock verwandelte einen Foulelfmeter im rechten Winkel (34.). Eine taktische Umstellung in der Pause brachte mehr Bewegung in das Wedeler Offensivspiel. Oliveira sorgte mit einem traumhaften Heber aus 16 Metern für das 4:1 (49.), Dirksen erhöhte wenig später auf 5:1 (55.). Nach Oliveira und Dirksen fehlte nur noch Ellerbrock, auch er erzielte nach seinem Tor in der ersten Hälfte auch eins im zweiten Durchgang. Eine punktgenaue Flanke von Richter köpfte er zum 6:1 ins Tor, wenig später wurde er ausgewechselt. „Ich musste ihn rausnehmen. Wenn der drei Tore macht, dreht der durch. Das war eine Vorsichtsmaßnahme“, schmunzelte Wedel-Trainer Ivanko über den Wechsel. Wenig zu schmunzeln hatte er dann in der 87. Minute beim besagten, viel diskutierten Elfmeter. Sein Team reagierte aber prompt auf dieses 6:2. Knapp 60 Sekunden später sorgte Dirksen mit seinem dritten Tagestreffer für den 7:2-Endstand. Nachdem Ivanko nach dem Schlusspfiff mit seiner Pinneberg- und Schiedsrichterkritik fertig war, empfand er auch ein Gefühl der Freude. „Wir sind das erste Mal, seit ich hier bin, über dem roten Bereich. Das ist auch für mich Gänsehaut-Feeling“, so Ivanko. Er übernahm im Winter Mannschaft, die bereits fast hoffnungslos dem Abstieg entgegentaumelte – und jetzt plötzlich auf einem Nichtabstiegsplatz steht. Abgestiegen sind dagegen die Pinneberger und zwar schon ziemlich lange. Das Fazit von Spieler Julian Haustein fiel deswegen auch knapp aus: „Immerhin haben wir uns nicht komplett fallen lassen nach dem 5:1 und weiter mitgespielt.“ Immerhin sorgte das zweite Pinneberger Tor für die größten Emotionen im Spiel.
Foto: KBS-Picture