Oberliga Hamburg
Nach Unfall-Schock: Dassendorf erkämpft Cordi-Sieg
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Ein Spitzenspiel war es auf dem Papier, ein Kampf ist es geworden – und am Ende noch so viel mehr. Vor 317 Fans gewann die TuS Dassendorf gegen Concordia am Freitagabend mit 2:0. Dabei hatte Cordi zahlreiche Chancen zum Ausgleich. Den Sieg widmete die TuS dann Tom Muhlack.
Es war ein kurzer Moment der Stille im Kreis der TuS Dassendorf nach dem Abpfiff der Begegnung gegen Concordia. Da ergriff der zweifache Vorlagengeber Rinik Carolus das Wort. „Diesen Sieg heute widmen wir Tom“, sagte Carolus. Danach machte sich die gesamte Dassendorf-Mannschaft auf zur Anzeigetafel, um ein Foto zu schießen. Im Zentrum des Bildes: Das Trikot von Verteidiger Tom Muhlack, der am Abend zuvor mit seinem Auto auf der B207 schwer verunglückt worden war. Nachdem Muhlack bereits Donnerstagnacht operiert worden war, gab es eine Entwarnung. Der Verteidiger hatte großes Glück gehabt und sich bis auf einen Oberschenkelhalsbruch kaum weitere ernsthafte Verletzungen zugezogen. „Es war keine leichte Vorbereitung auf dieses Spiel. Das war sehr emotional für uns“, fasste Dassendorf-Coach Jean-Pierre Richter nach Spielende zusammen und fügte an: „Wir sind sehr glücklich, dass er wohlauf ist. Tom hat ein ganz schweres Jahr sportlich zu verkraften. Er ist mit diversen Verletzungen zurückgeworfen worden, nachdem er sich nach der A-Jugend direkt gegen hochklassige Spieler behauptet hat. Wir brauchen ihn auch als Typen und er tut uns mit seiner smarten Art sehr gut. Wenn man dann unmittelbar sowas erfährt und dann die Bilder sieht, dann fehlen einem die Worte. Nach dem Training war klar, dass er zumindest bei Bewusstsein war. Heute Morgen konnte er dann auch schon mit seiner Familie sprechen. Für uns war das gestern und heute Thema. Wir wollten auf dem Platz den Meter mehr für Tom gehen und etwas für ihn reißen. Am Ende hat sich dieser Meter mehr gelohnt. Aber in solchen Momenten wird Fußball zur Nebensache. Es war leidenschaftlicher Kampf, aber bereit für Fußball war keiner meiner Spieler“, fasste Richter die Gefühlswelt der Dassendorfer etwas zusammen.
Martin Harnik trifft per Traumtor – Marc Bölter verpasst knapp
Rein sportlich gesehen war die Begegnung im Sportpark Hinschenfelde tatsächlich kein Leckerbissen. Beide Mannschaften mussten auf einem tiefen Boden eher Fußball arbeiten als zaubern. Und so war es wenig verwunderlich, dass es einige Zeit brauchte, ehe die erste Chance des Spiels entstand. Johannes Höcker spielte einen Pass direkt in den Lauf von Martin Harnik, der über halblinks in den Strafraum eindrang und auch nicht mehr von Seyhmus Atug gestoppt werden kann. Am Ende segelte der Schuss es Ex-Profis nur knapp drüber (9.). Cordi meldete sich zwar auch, in Person von Veli Sulejmani (22.) und Marc Bölter (26.) zu Wort, wirklich gefährlich wurden die Pieper-Kicker allerdings nicht. Nach etwas mehr als einer halben Stunde schlug dann, wie schon so oft in dieser Saison, Martin Harnik zu – und wie! Lawrence Schön verlor rechts im Spielaufbau den Ball, Rinik Carolus konnte die Kugel danach wunderbar in die Mitte bringen und dann donnerte Harnik die Kugel aus 14 Metern zentraler Position an die Unterkante der Latte. Vom Rücken von Höcker sprang das Leder ins Netz (34.). Ein absolutes Traumtor, welches dem Spiel mehr und mehr Leben einhauchte. Denn auf einmal meldete sich auch Cordi in der Begegnung und verzeichnete nur vier Minuten später selbst eine dicke Chance. Marcel Lenz spielte den Ball zu kurz zu Julian Barkmann zurück, der daraufhin von Veli Sulejamni unter Druck gesetzt wurde. Sein Klärungsversuch landete direkt bei Bölter, der die Kugel aber anstatt ins Netz direkt gegen Amando Aust schoss (38.). So war die schnelle Chance zum Ausgleich vertan, doch Concordia schien sich in der Pause einiges vorgenommen zu haben. Denn nach der Pause drehten die Pieper-Kicker dann richtig auf.
Cordi zu schlampig vor dem Tor – Frank Pieper lobt sein Team
Gerade einmal 34 Sekunden waren im zweiten Durchgang gespielt, da wurde es direkt gefährlich. Sulejmani wurde im Mittelfeld freigespielt, steckte den Ball hinter die Kette durch und plötzlich war Andy Appiah frei durch. Knapp 16 Meter vor dem Kasten schloss der Cordi-Youngster dann aber zu überhastet ab und jagte die Murmel in die Wolken (46.). Cordi hatte nun Blut geleckt und wollte den Ausgleich. Bölter wurde in der Box freigespielt, pflückte die Murmel dann aus der Luft und legte den Ball auch an Julian Barkmann vorbei. Doch dann verließ den Cordi-Kicker das Glück und die Pille kullerte rechts am Pfosten vorbei (53.). Und auch nach etwas mehr als einer Stunde stellte sich kein Glück für Cordi ein. Dann klärte nämlich Rinik Carolus auf der Linie gegen Hischem Metidji, ansonsten wäre der Ball im Netz gewesen (62.). Und da Barkmann nur kurz darauf auch einen von Ahlschwede abgefälschten Bölter-Schuss sicherte (65.) blieb es vorerst weiter beim 0:1 für den Liga-Primus – bis zur Schlussminute. Dann machte „Dasse“ den Deckel drauf. Seyhmus Atug haute bei einem Klärungsversuch im eigenen Strafraum über den Ball, Carolus legte noch einmal quer und der erst eingewechselte Maximilian Dittrich netzte ein (90.). Es war der Endstand in einem absoluten Kampfspiel. „Es war ein guter Auftritt von uns“, fasste Cordi-Coach Frank Pieper nach Spielende zusammen und fügte an: „Dassendorf hatte nicht viele Torchancen, dass es am Ende noch etwas wild wird, ist ok. Unter dem Strich hatten wir einige Möglichkeiten und die haben wir nicht genutzt. Es muss sich keiner unter dem Tisch verkriechen. Viele haben eine wirklich gute Leistung abgeliefert“, so Pieper, der abschließend ergänzte: „Bis auf die Chancen können wir uns wenig vorwerfen. Aber das ist der Unterschied zwischen uns und Dassendorf.“
Die gesamte AFH-Redaktion wünscht Tom Muhlack eine schnelle Genesung und alles Gute!