Oberliga Hamburg
Melich: „Das ist nicht unser Anspruch“
Der SV Rugenbergen hat am Freitagabend, beim heimstarken FC Süderelbe, eine 1:4-Niederlage kassiert. Großes Augenmerk lag dabei auf FCS-Coach Jean-Pierre Richter, der nur wenige Stunden zuvor seinen Abgang im Sommer bekannt gab und dies nach der Partie auch bestätigte.
Die Partie am Kiesbarg begann mit sehr viel Schwung und der ersten Möglichkeit für den SV Rugenbergen: Patrick Hoppe eroberte den Ball von Finn Peters, schiebte rüber zu Patrick Ziller der Pascal Haase auf die Reise schickte. Sein Pass durch den Sechzehner fand allerdings keinen Abnehmer. Im Gegenzug verpasste Ernesto Keisef eine Bergmann-Flanke mit dem Kopf. Die Gastgeber kamen besser in die Partie. Bergmann nahm mit einem schönen Pass die komplette SVR-Defensive auseinander und Sebastian Munzel klärte in höchster Not auf der Torlinie (4.). Und der FCS blieb am Ball. Dennis Richter kam über den linken Flügel und brachte das Leder flach und scharf in den Strafraum. In der Mitte verpasste Keisef den Einschlag (14.). Und nur fünf Zeigerumdrehungen später vergaben die Richter-Schützlinge die nächste gute Möglichkeit zur Führung: Nach einer Richter-Ecke kam der Ball zu Petzschke, der das Leder gegen die Laufrichtung von Jannis Waldmann spielte. Der Keeper war bereits geschlagen, doch Patrick Hoppe haute den Ball noch vor der Linie weg (19.). Nur 120 Sekunden später zappelte das Leder dann, nach den vielen Chancen verdient, im Netz. Ernesto Keisef mit einer scharfen Hereingabe vom Sechzehnereck und in der Mitte staubte Tolga Tüter zum 1:0 ab. Die Führung der Gastgeber hatte allerdings gerade einmal sieben Minuten Bestand. Jan Melich mit dem Freistoß aus dem Halbfeld, der im linken Teil des Sechzehners bei Patrick Hoppe landete.
Der SVR-Kicker wurde nicht angegriffen und haute aus spitzem Winkel voll drauf – 1:1. Knappe zehn Minuten vor der Pause zitterte dann noch der Querbalken: Dennis Richter brachte einen Freistoß von der rechten Außenbahn direkt auf den Kopf von Felix Schuhmann, dessen Kopfball allerdings nur an der Latte landete (36.). Die Gäste starteten besser aus der Pause und kamen auch direkt zur Chance zur Führung. Pascal Haase brachte eine Flanke vom linken Flügel herein und in der Mitte verpasste Dennis von Bastian den Kopfball nur um Zentimeter. Nach 66 Minuten landete der Ball erneut am Aluminium. Eine Bergmann-Flanke haute Tolga Tüter, per Direktabnahme, nur gegen den Querbalken. In der Folge kamen die Gastgeber wieder besser ins Spiel und 14 Minuten vor dem Ende zur Führung. Bergmann flankte von rechts und Kohpeiß legte für Keisef ab, der keine Probleme hatte das Spielgerät in den Maschen zu versenken. Die Gegenwehr des SV Rugenbergen war gebrochen: Tolga Tüter setzte Kohpeiß mit einem tollen Zuspiel perfekt in Szene und der FCS-Kicker besorgte mit dem 3:1 die vorzeitige Entscheidung. Kurz vor dem Schlusspfiff leistete sich Süderelbes Finn Peters eine Dummheit. Auf Höhe der Mittelinie wurde Bergmann von Scholz gefoult und Peters schubste diesen dafür zu Boden. Beide sahen Gelb, für Peters war es die Zweite – Gelb/Rot! Tolga Tüter machte in der Nachspielzeit dann den Deckel drauf (90.).
Es dürften viele für einen Aprilscherz gehalten haben, als am Donnerstagabend die Meldung auftauchte, dass Süderelbe-Coach Jean-Pierre Richter die Kiesbargler am Saisonende verlassen wird. Nach dem Spiel gegen den SV Rugenbergen erklärte der 28-Jährige seine Entscheidung: „Der Verein ist von mir informiert worden, dass ich mir Gedanken mache und das ist auch der aktuelle Stand. Ich konnte nicht garantieren, dass ich bis Ostern meinen Vertrag verlängere. Dann ist es so, dass beide Seiten sich anders umgucken müssen“, erklärt uns Richter. „Ich habe dem Verein gesagt, dass ich unter diesen Vorrausetzungen, auch weil ich beruflich ein sehr interessantes Angebot habe, im Sommer nicht mehr Trainer des FC Süderelbe sein kann. Zudem gibt es unabhängig von der Liga auch einige sportlich interessante Angebote. Ich habe am Morgen nach der Meldung bestimmt 100 „WhatsApp“-Nachrichten und 47 Anrufe in Abwesenheit gehabt und die eine Hälfte hat mich gefragt, ob es ein Aprilscherz ist und die andere, ob ich einen an der Murmel habe“, so der 28-Jährige, der anfügt: „Nach den sechs Jahren als Trainer ist das für mich natürlich auch eine schwere Entscheidung. Ich bin seit sieben Jahren hier und wir sind, denke ich, jedes Jahr eine Treppenstufe weiter nach oben gestiegen. Aber man spricht ja auch bekanntlich immer vom verflixten siebten Jahr“, erklärt Richter, der anschließend weiter ins Detail ging: „Und damit beide Seiten Planungssicherhit haben, war dieser Schritt notwendig“, ergänzt der 28-Jährige weiter.
„Und wenn wir realistisch sind, ist mit dem FC Süderelbe auch nicht mehr als Oberliga möglich. Wir können mit dem Spitzenteams nicht mithalten. Wir sind einfach bei dem Maximum angekommen, was wir in unsere jetzige Situation abrufen können. Ich möchte nicht der Bleistift sein, der bis ans Gummi runtergespitzt wird“, kommentiert der FCS-Trainer. SVR-Coach Ralf Palapies rauschte nach den neunzig Minuten wutentbrannt in die Kabine und nahm seinen Kapitän in die Pflicht sich den Fragen der anwesenden Presse zu stellen: „Wir haben momentan das Problem, dass wir keine neunzig Minuten gut spielen. Zwar kommen wir gut aus der Pause raus, aber dann fehlt immer der letzte Pass. Das hat auch etwas mit Konzentration zu tun“, erklärt Melich und fügt an: „Dann haben wir denen auch noch das 3:1 geschenkt und dann war die Partie für uns gelaufen“, so der 32-Jährige. „Das was uns die ganze Zeit ausgezeichnet hat, bekommen wir aktuell einfach nicht mehr hin. Wir haben nun in den letzten vier Spielen zwölf Gegentore bekommen und das ist definitiv nicht unser Anspruch“, kommentiert der SVR-Capitano weiter. „Ich lasse es nicht zählen, dass es nur noch um die goldene Ananas geht. Wir stehen zwar im gesicherten Mittelfeld, aber das ist nicht unser Anspruch. Wir hatten die einmalige Möglichkeit unter die ersten vier zu kommen und wir wollen uns von Jahr zu Jahr immer verbessern“, erklärt Melich.
Foto: Lars Mundt (Smart Art)