Oberliga Hamburg
Marschall: „Musste Kühle melken und Kartoffeln ernten“
Als Neuling in der Oberliga Hamburg hat sich Hamm United schnell etabliert. Großen Anteil daran hat auch Cheftrainer Sidnei Marschall, der nun seit fast 21-Jahren in Deutschland lebt. Nun sprach der 40-jährige Coach über seinen Weg in den Fußball und Zuwachs in der Familie.
Platz zwölf und 27 Punkte – Hamm United steht in seiner ersten Saison mehr als solide da. Grund dafür ist unter anderem Trainer Sidnei Marschall, der im „Elbkick TV“-Talk nun über seinen langen Weg nach Deutschland sprach. Denn: Marschall ist gebürtiger Brasilianer und kam erst wegen des Fußballs nach Europa. „Ich wollte damals, in der brasilianischen Liga, nicht in der 2. oder 3. Liga spielen. Ich bin dann nach Deutschland gekommen, ohne jemand zu kennen und habe ein Jahr Au Pair auf einem Bauernhof gemacht“, berichtet Marschall und fügt an: „Ich musste Kühe melken und Kartoffeln ernten, wie das halt so ist, auf einem Bauernhof. Meine Idee war damals, dass ich jemand kennenlerne, der mich in den Profi-Bereich bringt.“ Aus dieser Vorstellung sollte aber nichts werden, weshalb Marschall in der Folge unter anderem beim FC Oberneuland, Altona 93, dem FC Elmshorn, VfL 93, bei Hamm United, dem Bramfelder SV und TuRa Harksheide spielte. „Ich bin jetzt fast 21 Jahre in Deutschland, ich war 19, als ich her gekommen bin“, blickt der 40-Jährige heute zurück, der sich an eine witzige Anekdote erinnert. „Dante hat damals in Brasilien bei uns ein Probetrainig gemacht und es nicht geschafft. Wir haben uns dann Jahre später in Deutschland wieder getroffen und noch darüber gesprochen“, so Marschall weiter.
Marschall hebt besonderen Hamm-Spirit hervor
Bei seiner aktuellen sportlichen Station lobt Marschall vor allem den tollen Zusammenhalt. „Wir haben coole Jungs, darauf habe ich sehr geachtet. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Feldes. Wir sitzen auch manchmal noch noch dem Training zusammen. Es gibt auch Kandidaten, die erst um 23 Uhr aus der Kabine gehen, weil sie noch ein Bierchen trinken“, so der Brasilianer, der anfügt: „Das wir direkt im ersten Jahr aus der Landesliga aufsteigen, damit hatte ich selbst nicht gerechnet. Wir sind dann gut gestartet in die Saison, allerdings haben wir nur einen halben Platz zum Trainieren. Das merkt man nun in den Spielen, dass da doch noch was fehlt. Wir drüfen nicht von der Regionalliga träumen, sondern müssen uns in der Oberliga etablieren.“ Umso schwerer fehlt dem HUFC-Coach das runde Leder in der aktuellen Zeit rund um die Corona-Krise. „Wann es weiter geht, weiß ich nicht. Ich hoffe aber, dass es weiter geht – es muss auch weiter gehen, auch wenn die Gesundheit vorgeht“, stellt der 40-Jährige klar. Seinen besten Fußball-Moment erlebte Marschall auch mit dem Klub aus dem Hammer Park. „Der Aufstieg bei Hamm United war einfach super. Wir mussten noch sechs, sieben Minuten auf Altona warten, weil die auch aufsteigen mussten“, blickt der Cheftrainer zurück, der bis heute mit dem Profi-Fußballer Diego befreundet ist. „Mein bester Freund wohnt bis heute in Schneverdingen. Der kannte Diego durch Fußball und Freunde und hat mich mal mitgenommen. Der Kontakt ist bis heute da und es gibt nicht viele Leute, mit denen er in Deutschland Kontakt hat. Wir sind früher oft essen gegangen“, so Marschall, der ergänzt: „Diego ist bei Flamengo und gewinnt alles. Die haben nur ein Spiel verloren.“
Marschall bekommt Zuwachs in der Familie
Eine freudige Nachricht verkündete der 40-Jährige zudem ebenfalls. Zum Ende des Jahres wird Marschall zum ersten Mal Papa und freut sich bereits riesig auf den Zuwachs in der Familie. „Das ist unglaublich. Meine Geschwister haben schon lange Kinder, ich bin nun schon 14 Jahre mit meiner Frau zusammen. Am Valentinstag hat es dann gefunkt. Ich freue mich tierisch. Es wird alles ganz anders werden, aber ich bin bereit“, schaut der kommende Vater zuversichtlich in die Zukunft. Ein weiteres Jahr bei Hamm, obwohl der Vertrag im Sommer ausläuft, ist aber dennoch sehr wahrscheinlich. „Ohne Fußball geht bei mir nichts. Wir müssen die Situation aber abwarten, ich weiß noch nicht, wie es weiter geht. Ich lese jeden Tag, dass andere Vereine Spieler verpflichten. Wir können das nicht und ich glaube, dass sich da einige noch wundern werden“, so der 40-Jährige, der abschließend anfügt: „Aber wenn es alles weiter geht, dann werde ich auch bei Hamm bleiben. Ich sehe aktuell keinen Grund, den Verein zu verlassen.“