Bundesliga
Leverkusen effektiver – Hahn-Anschluss zu spät
Es wird immer enger und enger: Auch gegen Bayer 04 Leverkusen gab es für den Hamburger SV keine Punkte. Vor 45.691 Fans setzte es gegen die Werkself eine 1:2-Heimpleite. Im Nachgang der Partie sorgten aber vor allem ein Spruchband und eine unschöne Fan-Aktion für Gesprächsstoff.
HSV-Coach Bernd Hollerbach überraschte im Vorfeld der Partie mit einigen Veränderungen. Fiete Arp rutschte für Bobby Wood in die Startelf, Aaron Hunt nahm zu Beginn nur auf der Bank der Hanseaten Platz. Die ersten Minuten im Volksparkstadion verliefen dann relativ unspektakulär. Die erste Gelegenheit hatten nach rund sechs Minuten dann die Hamburger. Filip Kostic setzte sich auf dem linken Flügel gegen Tin Jedvaj durch und bediente Fiete Arp an der Sechzehnerkante. Doch der Youngster zögerte mit einem Abschluss zu lange (6.). In der Folge zeigten sich die Hamburger zwar bemüht, wirklich gefährlich konnte die Hollerbach-Elf aber nicht werden. Den ersten Torschuss auf seinen Kasten musste Christian Mathenia erst nach über zwanzig Minuten entschärfen, als Kevin Volland von der Sechzehnerkante den HSV-Schlussmann prüfte. Nur vier Zeigerumdrehungen später wurde es schon deutlich knapper. Kai Havertz wurde von Kyriakos Papadopoulos nicht wirklich angegriffen, konnte den Ball mit viel Gefühl an den Fünfmeterraum chipen. Dort wartete Kevin Volland, dessen Kopfball nur um Haaresbreite den Einschlag im langen Eck verfehlte (26.). Glück hatten die Hausherren auch in der nächsten Szene, als Julian Brandt einen scharfen Ball in die Box spielte und Gideon Jung im letzten Moment seinen Fuß dazwischen bekam (30.). Kurz vor der Pause folgte dann der Schock für alle Zuschauer, die mit dem HSV fieberten. Douglas Santos verschätzte sich im eigenen Sechzehner und legte die Kugel so wunderbar für Leon Bailey vor.
Dieser ließ sich nicht zwei Mal bitten und umkurvte Mathenia, schob die Kugel gekonnt zur Bayer-Führung ein (41.). Nach dem Seitenwechsel pressten die Gäste den HSV von Beginn an zu, ließen den Rothosen im Mittelfeld nicht viel Räume zum Kombinieren. Und spätestens in der 50 Minute wurde es ganz still im Volksparkstadion. Kai Havertz netzte zum 2:0 für die Herrlich-Elf ein und ließ damit jegliche Träume der HSV-Anhänger auf ein „Comeback“ ihrer Truppe zerplatzen. Kurze Zeit herrschte sogar Totenstille, lediglich die mitgereisten B04-Anhänger bejubelten das 2:0. HSV-Coach Bernd Hollerbach brachte in der Folge Bobby Wood für Youngster Fiete Arp, allerdings ohne einen nennenswerten Effekt. Immerhin: Nach etwas mehr als einer Stunde prüfte der US-Boy B04-Schlussmann Bernd Leno (65.), holte dabei sogar einen Eckball raus. Zwanzig Minuten vor dem Schluss keimte dann aber doch noch einmal Hoffnung beim eigenen Anhang auf. Andre Hahn wurde mit einem schönen Pass auf die Reise geschickt und vollendete eiskalt zum Anschlusstreffer (71.). Und die Hausherren wollten nachlegen! Filip Kostic war über den Flügel auf uns davon, Salihovic und Wood verpassten seine flache Hereingabe in den Fünfmeterraum nur knapp (74.). Unschön: Nach Abpfiff versuchten einige Personen in den Innenraum zu gelangen, wurden von der Polizei und Ordnern gestoppt. Und auch ein Spruchband sorgte im Nachgang für große Diskussion.
„Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir Euch durch die Stadt“ war in der Nordkurve zu lesen. Für HSV-Sportchef Jens Todt eine klare Grenzüberschreitung. „Wir haben jedes Verständnis für die Enttäuschung der Fans. Aber wir haben kein Verständnis dafür, dass uns Gewalt angedroht wird. Da wurde eine ganz klare Linie überschritten“, so Todt, der anfügte: „Das können wir so nicht tolerieren. Wir brauchen unsere Fans, auch wenn es in den letzten Jahren nicht gut gelaufen ist.“ Warum das Banner überhaupt hängen bleiben konnte, konnte ich Todt nicht erklären. „Ich kann da nur spekulieren. Da gibt es sicherlich Einsatzpläne. Wenn man während des Spiels in den Block geht, kann das auch zu eine Eskalation führen.“ Auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nahm kein Blatt vor den Mund, warnte aber für einer „Apokalypse“. „Wir sind noch nicht abgestiegen, das wäre ja noch schöner. Es gibt keine Alternative, wir müssen nun gegen die direkten Konkurrenten punkten. Noch sind 30 Punkte, Bayern mal ausgeklammert, zu holen“, erklärte Bruchhagen, ergänzte: „Es wird keine Resignation geben. Wir können nicht selbstzerstörerisch auf uns losgehen. Ich glaube, dass wir es am Ende schaffen. Aber sollten wir es nicht schaffen, kann auch nicht die Apokalypse losbrechen.“ HSV-Coach Bernd Hollerbach bilanzierte abschließend: „Über die ersten 60 Minuten muss ich mit der Mannschaft nochmal sprechen. Damit kann man nicht zufrieden sein. Wir waren im letzten Drittel viel zu schlampig. So eine Situation geht an keinem Spieler spurlos vorbei.“
Foto: Heiden