Oberliga Hamburg
Kommentar: Der Amateurfußball stirbt und die Profis machen weiter
Im Amateurfußball rollt seit November vergangenen Jahres kein Ball mehr. Währenddessen bastelt der Profi-Fußball inzwischen sogar an einer Rückkehr von Fans in die Stadien. Das ist ein Schlag ins Gesicht der zentausenden Ehrenamtlichen, die bisher viel leisteten. Ein Kommentar.
Es waren Meldungen, die die deutschen Amateurfußballer wie ein Schlag ins Gesicht trafen. Am vergangenen Wochenende durften erstmals bei einem Profi-Spiel wieder Zuschauer ins Stadion. Ein entsprechendes Modell-Projekt hatte die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern In Zusammenarbeit mit Hansa Rostock gestartet. 777 Fans waren beim Drittliga-Spiel dabei, während die Amateurfußballer weiterhin nicht kicken dürfen. Wenige Tage danach folgte die nächste Meldung. Diesmal plant die Stadt Leipzig, für das Top-Spiel von RB gegen den FC Bayern München, wieder Zuschauer zuzulassen. Möglich macht dies eine „Lücke“ in der aktuellen Verordnung, die sogenannte Modell-Projekte möglich macht. So soll getestet werden, inwieweit der Fußball zu einer Normalität zurückkehren kann. Eine Normalität, die der Amateurfußball weiterhin nicht hat. Während die Profi-Klubs also langsam zu einer neuen „Normalität“ zurückkehren, dürfen die Amateurfußballer nicht kicken. Auch nicht mit vorherigen Tests und mit entsprechenden Hygienekonzepten. Das ist ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bei den Amateuren engagiert haben. Ob als Betreuer, als Trainer in der Jugend, als Jugendwart oder als ehrenamtliches Präsidium. Sie alle, die Basis des Fußballs, müssen tatenlos zuschauen, wie der Amateurfußball Woche für Woche ein Stück weiter stirbt. Währenddessen die Profis weiter an einer „Normalität“ arbeiten.
Hat der deutsche Amateurfußball keine Lobby bei der Politik?
Dabei scheint es immer mehr zu sein, dass der Amateurfußball einfach keine Lobby in diesem Land hat. Obwohl er so viele soziale Fragen tagtäglich beantwortet. Nun wird er im Stich gelassen, auch von der Politik. Ein gutes Beispiel dafür sind die aktuellen Regelungen zum Fußball im Jugendbereich. Kinder, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dürfen aktuell mit maximal zehn Kinder zusammen trainieren. Ist ein Kind aber 14 Jahre und einen Tag alt, schaut es in die Röhre. Das zeigt das große Dilemma, vor dem die Amateure stehen. Während die Amateure, auch finanziell, immer mehr unter der Pandemie leiden, werden bei den Profis alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Fans im Stadion möglich zu machen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für die hunderttausenden Fußballer in diesem Land. Ein Schlag, von dem sich sicherlich nicht alle Vereine, Offiziellen und auch Spieler zeitnah wieder erholen werden. Gleiches gilt für Reisen, die in den vergangenen Tagen ein großes Thema war. Wieso hunderte Menschen sich am Flughafen auf engstem Raum treffen und dann über Stunden in einem Flugzeug sitzen dürfen, Fußballer an der frischen Luft aber nicht spielen können, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Und so bleibt nur zu hoffen, dass sich der Amateurfußball von dieser Pandemie überhaupt wieder erholen kann. Denn wenn die Politik merkt, welchen Beitrag die Fußballer bisher geleistet haben, ist es wahrscheinlich schon zu spät. Denn dann wird es keinen Amateurfußball mehr geben, wie er in diesem Land bekannt war.