Oberliga Hamburg
Kommentar: Corona und Fußball – das ist die neue Realität
In der vergangenen Woche verkündete der Hamburger Fußball-Verband ein Ultimatum an sich selbst. Wenn bis zum 13. Februar kein Trainingsbetrieb möglich ist, soll die Saison 2020/21 nicht gewertet werden. Ein Abbruch steht damit bevor. Doch der Ansatz ist falsch. Ein Kommentar.
Der Aufschrei in Hamburgs Amateurfußball, als der Hamburger Fußball-Verband in der vergangenen Woche seine Entscheidung bezüglich des Spielbetriebes verkündete, war groß. Sowohl auf der Seite der Befürworter, als auch auf der Seite derjenigen, die den Schritt für falsch halten. Vor allem in den sozialen Medien entwickelten sich emotionale Diskussionen. Auch ich teilte die Verwunderung darüber, dass sich der HFV selbst ein Ultimatum setzt. Wenn bis zum 13. Februar kein Trainingsbetrieb mehr zugelassen wird, was nur bei einer Inzidenz von 50 nach aktuellem Stand realistisch scheint, soll die Saison ohne Wertung abgebrochen werden. Das es dazu kommt und dieses Szenario tatsächlich eintritt, dürfte bei den aktuellen Zahlen schon als äußerst wahrscheinlich angesehen werden. Der Fakt, dass die Vereine über die Entscheidung erst am 22. Januar sprechen dürfen, ist aber ein großer Rückschlag in der so oft kritisierten Kommunikation. Der HFV hatte gerade einen Schritt auf diejenigen zu gemacht, die sich einem sachlichen Dialog verschrieben hatten. Denjenigen, die mit dem Verband zusammen Lösungen für die schwierige Zeit während der Corona-Pandemie finden wollten. Der Alleingang dürfte das Vertrauen aber erneut beschädigt haben. In dieser Frage starten wir leider, leider somit wieder vom Beginn an.
Fußball: Wir müssen lernen, mit der Corona-Pandemie zu leben
Eine entscheidende Frage blieb in den vergangenen Tagen für mich aber nicht ausreichend beachtet: Wie wollen wir unser alltägliches Leben in Zukunft gestalten? Knapp ein Jahr ist es her, als die Pandemie uns zum ersten Mal fest im Griff hatte. Im März letzten Jahres standen wir zusammen. Unterstützten die Maßnahmen, um wieder in unser alltägliches Leben zurückkehren zu können. Viele Menschen haben sich eingeschränkt, um einer Gruppe an Menschen, die sich kaum selber schützen konnten, Schutz zu gewähren. Das war und ist bis heute die richtige Entscheidung. Doch wo wollen wir hin? Nicht nur als Amateurfußballer, sondern als Gesellschaft. Wir diskutieren immer wieder über Einschränkungen, doch die Zahlen steigen weiter an. Es ist an der Zeit, Lösungen zu erarbeiten, wie ein Spielbetrieb auch während der Pandemie möglich sein kann. Sich hinter dem Virus zu verstecken und sich Entscheidungen einfach zu machen, ist fahrlässig. Fahrlässig aus dem Grund, dass Menschen die Hoffnung verlieren, wieder in ihr alltägliches Leben zurückkehren zu können. Der Fußball bringt Menschen zusammen und schafft ein Gefühl von Gemeinsamkeit, selbst wenn man sich an Hygiene und Abstände halten muss.
Die zentrale Frage ist doch, was in dem vergangenen Jahr getan wurde, um wieder einen Schritt zurück zur neuen Normalität zu machen. Einer Normalität, in der wir endlich verstehen müssen, mit dem Virus zu leben, ohne uns dauerhaft davon einschränken zu lassen. Die schwache Bevölkerungsgruppe, die womöglich einen schweren Verlauf der Erkrankung haben könnte, zu schützen. Diese Verantwortung liegt in den Händen von uns allen. Zeitgleich haben wir aber auch die Verantwortung für die kommende Generation, die seit Monaten kaum bis keine sozialen Kontakte pflegen dürfen. Eine Perspektive, wie sie der Fußball darstellen kann, ist essentiell wichtig, um Menschen auf diesem harten und steinigen Weg nicht zu verlieren. Um die Vereine davor zu bewahren, dass Mitglieder wegen einer Aussetzung des Spielbetriebes über Monate aus den Vereinen austreten. Um die Hoffnung zu stärken, dass es eine neue Normalität mit dem Virus geben muss, in der wir aufeinander achten, aber dennoch zurückfinden, in unser normales Leben. Das wären Ziele gewesen, die der HFV aus meiner Sicht während der Corona-Zeit hätte verfolgen müssen. Stattdessen schob man sich die Schuld gegenseitig zu und kritisierte die Politik zu einem Zeitpunkt, als die Entscheidung, an der man selbst hätte mitwirken können, schon getroffen war. Solange nicht an einem Strang gezogen wird, gibt es für die Fußballer vorerst keine Hoffnung.