Kolumne
Klookschieter: Stier-Anschuldigung – SCC-Desaster
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Die Anschuldigungen von BU-Trainer Marco Stier und das Desaster beim SC Condor.
Ich habe echt lange überlegt, ob ich dieses Thema aufgreifen soll. Auf der einen Seite ist dieser Vorwurf so haltlos und auch noch falsch, dass man ihm eigentlich gar keine Plattform bieten möchte. Auf der anderen Seite kann und will ich so eine Anschuldigung – und da spreche ich sicherlich auch im Namen aller Journalisten-Kollegen – nicht auf mir sitzen lassen. Und zwar geht es um den Vorwurf von BU-Trainer Marco Stier, „die Presse“ würde ihn „immer verarschen“. Konkret bezieht sich Stier auf die Chancen, die BU in den letzten Wochen hatte, die aus seiner Sicht von „der Presse“ nicht richtig wiedergegeben wurden. Ich kann nur für mich sprechen und deshalb greife ich explizit meinen letzten BU-Bericht heraus, nämlich beim Spiel gegen HEBC. Dort führte BU lange und trennte sich am Ende mit einem 4:4. Jetzt wird es interessant: HEBC-Trainer Jörn Großkopf sagte da wortwörtlich: „Ich höre und lese wahrscheinlich nachher wieder in der Presse vom BU-Coach: ‚Wir haben acht, neun Torchancen nicht genutzt.‘ Bei aller Wertschätzung Marco Stier gegenüber. Aber wir müssen das 2:0 machen!“ Ich selbst habe dieses Zitat von Großkopf gar nicht gebracht, sondern einige Kollegen. Nun sollte man aber klar zwischen einem Zitat eines anderen Trainers und dem eines Autors trennen können. Zweitens kann man so eine Kritik doch Professioneller rüber bringen, oder? Immerhin fand die Pressekonferenz im BU-Clubheim, vor vielen Fans und Zuschauern, statt. In diesem Wissen solche Vorwürfe vorzutragen, ist schon mehr als fragwürdig. Zudem ihm bewusst gewesen sein dürfte, dass er für diese Aktion Applaus von den Fans bekommt. Aber darauf zielte es wohl auch ab. Aus meiner Sicht ging der faire Sportsgeist da völlig verloren. Wir sind immer für Kritik offen. Aber bitte in einer vernünftigen Art und Weise und in einem gewissen Rahmen.
In einer vernünftigen Art und Weise hätte auch der SC Condor sicherlich nicht gegen Dassendorf mit 0:6 verlieren müssen. Aber gerade die fünf Minuten kurz vor der Pause haben deutlich gezeigt, wie dramatisch schlecht es um die Raubvögel steht. Dass die Gastgeber gegen den amtierenden Meister nun keinen Sieg holen würden, war sicherlich auch allen Beteiligten im Vorfeld klar. Aber dieser kollektive Einbruch und die daraus resultierten drei Gegentore, weshalb es mit 0:4 in die Pause ging, waren schon ein ordentliches Brett. Nun kann man auch sagen, dass Dassendorf das sicherlich auch nicht ganz schlecht ausgespielt hat. Das stimmt natürlich. Aber alles in allem wirkte Condor leider wie ein Absteiger. Und da Wedel auch noch gewonnen hat, wird das Szenario immer deutlicher, dass die nächste Oberliga-Saison ohne die Raubvögel stattfindet. Es wäre sicherlich schade um den Verein, der seit Beginn meiner journalistischen Tätigkeit in Hamburgs höchster Spielklasse kickt, aber sportlich ist für mich der Abstieg die einzige Möglichkeit. Acht Spiele sind noch zu spielen, wobei Wedel inzwischen nicht nur einen Punkt mehr hat, sondern auch noch ein Spiel nachholen muss. Groß was vorwerfen kann man den SCC-Spielern aber nicht. Aus meiner Sicht machten sie nicht den Eindruck, dass sie alles aufgegeben haben. Sie sind halt bloß in Ihren Mitteln zu beschränkt. Da helfen auch die beiden alten Hasen Cassian Klammer und Ken Niederstadt nichts mehr. Ich lege mich fest: Condor steigt, neben Pinneberg, ab. Alles andere wäre viel mehr als nur ein Wunder. Und dieses Wunder wird aktuell deutlich eher im Elbe-Stadion geschrieben.
Foto: KBS-Picture