Kolumne
Klookschieter: Lockerungen – DFB Pokal-Heimrecht
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Die kommenden Lockerungen und ein möglicher Heimrechttausch im DFB-Pokal.
Lange mussten Hamburgs Fußballer warten, doch nun scheint Licht am Ende des Tunnels. Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher verkündete am Rande des Lotto-Pokalfinals am Sonnabend an der Wolfgang-Meyer-Sportanlage, dass der Hamburger Senat Lockerungen für den Amateurfußball auf den Weg bringen wird. Ein längst überfälliger Schritt aus der Sicht vieler Vereine, Fans und Zuschauern – auch aus meiner Sicht. Denn das Hamburgs als letztes Bundesland noch immer kein Training in voller Team-Stärke absolvieren darf, ist schon als großes Armutszeugnis zu bewerten. Auch das Hamburger Mannschaften seit Wochen nach Niedersachsen und seit kurzem auch wieder nach Schleswig-Holstein reisen, um dort Testspiele zu absolvieren – ebenfalls geschenkt. Doch das ausgerechnet zwei Personen am Sonnabend den Pokal übergeben haben, die in den letzten Wochen maßgeblich dazu beigetragen haben, dass man sich über ein Pokalfinale ohne Zuschauer schon halbwegs freuen muss, sagt viel über die „Sportstadt“ Hamburg aus. Das Grinsen konnte sich so mancher Anwesender zudem auch nicht verkneifen, als ein Spieler der Eintracht während der Siegerehrung „Fußballmafia, HFV“ in Richtung der TV-Kamers brüllte. Das Norderstedt-Kapitän Jordan Brown im Anschluss sogar den Pokal falsch herum in die Höhe reckte, war ein Spiegelbild der vergangenen Wochen. Ich bin gespannt, wie die Lockerungen aussehen werden. Ob diese so weitreichend sein werden, dass der HFV einen Spielbetrieb organisieren kann. Erst dann ist der Schaden für die Klubs durch die Corona-Pandemie auch wirklich erst absehbar.
Keinen Schaden, sondern Freude dürfte hingegen beim FC Eintracht Norderstedt an der Tagesordnung gestanden haben. Immerhin haben die Garstedter erstmals seit 2017 wieder den jetzigen neuen Lotto-Pokal gewonnen. Das, was eigentlich nun als Anerkennung folgen sollte, nämlich die erste Runde im DFB-Pokal, scheint der Eintracht nun aber zum Verhängnis zu werden. Aus sehr nachvollziehbaren Gründen prüft der Verein nämlich nun, wie Präsident Reenald Koch bestätigte, einen Heimrechttausch für die erste Runde des DFB-Pokals. Norderstedts Gegner dort ist der Bundesligist Bayer 04 Leverkusen. Der Aufwand im eigenen Stadion, dann wahrscheinlich ohne Publikum, ist für die Eintracht finanziell einfach nicht abbildbar. Die Kosten würden bei den Norderstedtern kleben bleiben und Einnahmen dürften wegen des Verbots an Zuschauern auch keine dazu kommen. So scheint ein Heimrechttausch Sinn zu machen, wie ihn schon die TuS Dassendorf im vergangenen Jahr mit Dynamo Dresden geplant hatte. Nur besagt eine DFB-Regel, dass dies nicht möglich ist. Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es mit dem Blick auf die Corona-Pandemie in diesem Jahr eine Ausnahme dieser Regel geben wird. So oder so sollte man sich beim DFB aber die Frage stellen, wieso immer mehr kleine Amateurvereine eigentlich gar nicht an der ersten Pokalrunde teilnehmen wollen, weil der Aufwand und die Kosten den Gewinn aus dem Landespokal komplett auffressen. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Bis beim DFB jemand allerdings dieses Problem bemerkt, werden noch einige Jahre ins Land gehen.