Kolumne
Klookschieter: HFV-Verbandstag – ETV-Triumph
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Der nicht digitale HFV-Verbandstag und der Bundesliga-Aufstieg der U19 des ETV.
Das Corona-Virus hat die gesamte Welt im Griff. Zahlreiche große Unternehmen sahen sich von heute auf morgen dazu gezwungen, neue interaktive Arbeitsplätze zu schaffen. Das Wort „Homeoffice“ ist in den letzten drei Monaten so populär wie nie. Die Einschränkungen wegen der Pandemie beziehen sich dabei vor allem auf Veranstaltungen, wo viele Menschen zusammenkommen. Deshalb hielt auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen Außerordentlichen Bundestag digital ab. Ein längst überfälliger Schritt im Jahr 2020, wo die digitalen Angebote dafür besser denn je sind. Umso unverständlicher ist die Entscheidung des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), ihren Außerordentlichen Verbandstag – mit wohlbemerkt insgesamt knapp über 200 Personen – als Präsenzveranstaltung durchführen zu lassen. Einen Grund blieb der Verband in seiner Mitteilung schuldig, warum man sich für diesen Schritt entschieden hat. In der aktuellen Situation gibt es allerdings keinen plausiblen Grund, außer man ist dazu nicht in der Lage, einen Verbandstag digital abzuhalten. Begründungen wie, es würde keine Diskussion so aufkommen, sind mehr als nur fragwürdig. Ebenso rechtliche Schritte hätte der HFV keine zu erwarten. Der DFB hat es schließlich vorgemacht, dass es auch digital geht. Die Krönung des Ganzen ist dann noch, die Presse auszuschließen und ihnen einen Livestream zur Verfügung zu stellen. Wenn man keinen digitalen Verbandstag organisieren kann, darf die technische Umsetzung eines solchen Livestreams allerdings auch angezweifelt werden. Souveränität sieht leider ganz anders aus, lieber HFV.
Umso schöner ist die Nachricht, die die Fußball-Gemeinde Hamburg am Montag, im Rahmen des digitalen Außerordentlichen DFB-Bundestages, erreichte. Denn: Durch den Abbruch der Jugend-Bundesligen wird es zur kommenden Saison zwei Aufsteiger aus den Jugend-Regionalligen geben. Als Zweitplatzierter in der Nord-Staffel steigt die U19 des Eimsbütteler TV damit in die höchste deutsche Junioren-Spielklasse auf. Das ist nicht nur eine wirklich starke Leistung, sondern hat man sich in den letzten Jahren am Lokstedter Steindamm hart erarbeitet. So stand Loic Fave mit seinem Team schon im letzten Jahr knapp vor dem Aufstieg, scheiterte dann aber im letzten Moment im Relegationsspiel gegen den Chemnitzer FC. Ein schlimmeres Saison-Finale hätte man sich beim ETV damals nicht vorstellen können, zumal man das Hinspiel bereits mit 4:1 gewonnen hatte. Nachdem der Niendorfer TSV aus finanziellen Gründen in der kommenden Spielzeit keine Bundesliga-Mannschaft bei den A-Junioren melden wird, ist diese Nachricht für den Hamburger Jugendfußball umso schöner. Zudem Bedarf es auch Anerkennung an die Trainer, die diesen großen Erfolg maßgeblich zu verantworten haben. Statt Havelse und Calenberger Land kommen in der nächsten Saison RB Leipzig und der VfL Wolfsburg zum ETV. Das sind schon andere Kaliber. Nun wird es die große Arbeit sein, einen schlagkräftigen Kader zusammen zu stellen. Davon würden in der nahen und fernen Zukunft nämlich alle Hamburger Vereine profitieren.