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Kolumne

Klookschieter: Fußball-Lockdown – Fischer-Kritik

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Klookschieter
Foto: KBS-Picture

Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Der seit heute gültige Fußball-Lockdown und die Kritik von HFV-Boss Dirk Fischer.

Das, was wir alle in den letzten Wochen bereits vermutet haben, aber nicht glauben konnten, dass es passiert, ist seit null Uhr Realität. Nach dem ersten Lockdown Anfang März gilt ab sofort ein zweiter Lockdown in Deutschland, der uns nicht nur in unserem Privat- und Berufsleben einschränkt, sondern auch in unserer Freizeit. Der Fußball, gerade bei den Amateuren, wird mindestens für den nächsten Monat nicht mehr möglich sein. Couch statt Wendelweg, Bekkamp und Sachsenweg heißt es jetzt wieder an den Wochenenden. Für mich eine inzwischen gewohnte Situation. Wir können jetzt an dieser Stelle lang und breit darüber diskutieren, wie sinnvoll die Maßnahmen am Ende sind. Geringes Infektionsrisiko auf dem Platz? Ja. Infektionsfälle in den letzten Wochen auf dem Platz? Nein. Fußballspiele als Corona-Hotspots? Überhaupt nicht. Umso schwerer ist es zu verstehen, weshalb es den Sport nun trifft. Aber darum geht es am Ende doch gar nicht. Und wer pauschal auf die Maßnahmen schimpft, macht es sich für mich auch zu leicht. Es geht doch am Ende des Tages darum, dass es uns trotz aller schweren Dinge in den letzten Monaten immer noch unheimlich gut geht. Jeder darf seine Meinung sagen, jeder darf demonstrieren, nahezu jeder hat ein Dach über dem Kopf oder kann Hilfe bekommen, wenn dem nicht so ist und jeder von uns kann frei über sein Leben bestimmen. Auch während eines Lockdowns. Wenn wir von anderen einfordern, sie mögen doch bitte auf Partys oder ähnliches in diesen Zeiten verzichten, wie können wir dann sagen, wir selbst wollen dies in anderen Bereichen aber nicht tun? Denn am Ende geht es doch um eins: Unsere Lieben zu schützen, die zur Risikogruppe gehören. Solange es denen gut geht, ist es einfach. Man kann sich zurücklehnen und von anderen fordern. Ist allerdings der Infektions- oder auch der Todesfall da, was ich niemandem wünsche, dann denkt man ganz anders über die Maßnahmen.

Etwas anders hat auch der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes, Dirk Fischer, in diesen Zeiten gemacht. Er hat sich tatsächlich mal zu den Vorgängen geäußert, die seinen Landesverband betreffen. Allerdings standen die Maßnahmen zu dem Zeitpunkt schon fest und an denen konnte auch nicht mehr gerüttelt werden. Diese im Nachgang zu kritisieren, ist natürlich einfach. Dann ist es passiert und das Kind in den Brunnen gefallen. Im Vorfeld sich für eine Sache stark zu machen, da hätte man erneut die Chance gehabt, in eine Richtung Rückgrat zu beweisen. Nämlich seinen zehntausenden Mitgliedern gegenüber. Inhaltlich bin ich dennoch voll dabei, was Dirk Fischer sagte. Doch der Zeitpunkt war mehr als nur schlecht gewählt und hat natürlich im Nachgang bei einigen wiederum für Wut gesorgt. Denn wer sich im Nachgang hinstellt und über Maßnahmen schimpft, macht es sich selbst ganz einfach. Ebenso jene, die von außen die Maßnahmen kommentieren, und dann gerne Apfel mit Birnen vergleichen. Der HFV hat in der ersten Zeit des Lockdowns, gerade was die Kommunikation mit den Vereinen angeht, deutliche Fehler gemacht. Nun hat man tatsächlich ungewollt die zweite Chance, es besser zu machen. Sich während der Pause nun ein Konzept zu überlegen und am Ende mit Lösungen dazustehen, als wieder nur mit dem großen Fragezeichen. Das gilt vor allem für die zentralen Fragen. Was passiert, wenn doch länger nicht gespielt werden kann? Ab welchem Zeitpunkt werden die Tabellen denn gewertet? Wird die Saison im Zweifelsfall abgebrochen und gibt es dann Auf- und Absteiger? Alles Fragen, die man nun in dieser Zeit klären kann. Um besser dazustehen als beim ersten Lockdown. Um das Vertrauen der Vereine auch zurück zu gewinnen. Das erste Statement war zwar inhaltlich richtig, zu dem Zeitpunkt aber ein Schuss in den Ofen. Nun gibt es die nächste Gelegenheit, es deutlich besser zu machen. Nur irgendwann muss man diese Chance auch nutzen, wenn man weiterhin auch glaubwürdig sein möchte.

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.