Kolumne
Klookschieter: Der „Schönrede-HSV“ – HEBC stark
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Das schönreden von Leistungen beim HSV II und der inspirierende Auftritt vom HEBC.
Es war nicht nur ein schlechtes Spiel, sondern auch kein schöner Fußball, den die U21 des HSV am Samstag gegen Lupo Martini Wolfsburg zeigte. Zugegeben, mit einem tollen Spiel hatte man im Vorfeld sicherlich auch nicht gerechnet. Aber immerhin mit einer Mannschaft, die zeigt, dass sie gewinnen möchte. Und nicht ein Team, was wie ein Schluck Wasser über den Platz läuft und nahezu um den Ausgleich bettelt. Vor allem die Chancenverwertung ist alarmierend. Ich habe irgendwann aufgehört, die vergebenen Chancen von Manuel Wintzheimer zu zählen. Und auch generell sollten die Jungs vielleicht mal ein Torschuss-Training machen. Dann geht vielleicht auch mal ein Ball ins Tor. Viel dramatischer ist dabei allerdings der Fakt, dass nach so einem Spiel noch Dinge besser geredet werden, als sie waren. Natürlich hat U21-Trainer Steffen Weiß auch klare Worte gefunden, ist dann aber wieder in alte Muster verfallen und hat versucht das Positive aus diesem 1:1 zu ziehen. Blöd nur, dass es bei einem 1:1 gegen einen Abstiegskandidaten nichts Positives gibt. Zumal das Spiel auch kein fußballerisches Highlight war. Warum man generell bei U21/U23-Mannschaften nicht so gerne auf den Tisch haut, verstehe ich nicht. Intern wird das nämlich getan. Aber nach außen hin scheint man wohl immer ein Friede-Freude-Eierkuchen-Bild abgeben zu wollen. Und eines haben die Rothosen am Samstag. Rumgeeiert. Und das ganz schön ordentlich. Man merkt einfach weiterhin, dass dieses Team – bedingt durch die ständigen Wechsel – nicht eingespielt ist. Aber das kann oder will man beim HSV nicht verstehen. Am Ende kann man also nur noch hoffen, dass das nicht mit einem Kampf später im Tabellenkeller bestraft wird.
Bestraft wurde ausnahmsweise am Sonntag mal nicht HEBC, sondern der Gegner Teutonia 05. Und das völlig zurecht. Denn die Großkopf-Elf stand als eine Einheit auf dem Platz, jeder stand für den anderen ein. Und: Das Team hat bis zum Ende an die Möglichkeit geglaubt, dass man dieses Spiel gewinnen kann. Auch die Stimmung mit den Zuschauern am Reinmüller war top. Das habe ich in meinen nun doch inzwischen fünf Jahren im Hamburger Amateurfußball nur selten erlebt. Da komme ich nur auf eine Hand voll Spiele, die ähnlich geil waren wie diese Begegnung. Bezeichnend war aber nach Abpfiff mal wieder der Auftritt eines Teutonia-Spielers, der doch tatsächlich dem Schiedsrichter Adrian Höhns unterstellte, absichtlich gegen T05 gepfiffen zu haben, weil er zur TuS Dassendorf gehört. Obacht: Eben jener Spieler hatte sich schon in der vor zwei Wochen nicht im Griff und sprang damals fast Dassendorf-Trainer Elard Ostermann um. Manchmal muss man sich tatsächlich fragen, ob einige Menschen ihr Gehirn einfach ausschalten. Ober ob überhaupt eins da ist. Wenn selbst der eigene Trainer nach dem Abpfiff solche Vorwürfe als völliger Schwachsinn abtut, dann sollte man sich selbst vielleicht einmal hinterfragen. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich muss tatsächlich offen zugeben, dass ich nicht mit so einer Leistung von HEBC gerechnet habe. Umso positiver wurde ich überrascht. Das Jörn Großkopf das nochmal schafft, hätte ich kaum für möglich gehalten. Aber eigentlich hätte ich drauf kommen müssen. Immerhin war Großkopf, beim Drama-Spiel gegen Concordia (5:8), damals Trainer von Wedel. Und damals hatte ich auch nicht mit so einem straken Spiel gerechnet. Solche Überraschungen machen einfach immer Spaß.
Foto: KBS-Picture