Kolumne
Klookschieter: Das Aus von HFV-Boss Fischer – Autsch, St. Pauli II
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Der Rücktritt von HFV-Boss Dirk Fischer und der schlechte Start von Sankt Pauli II.
Es war die Überraschung am vergangenen Freitagvormittag. Der Hamburger Fußball-Verband vermeldete in einer Pressemitteilung, dass Präsident Dirk Fischer und Vizepräsident Carl-Edgar Jarchow von ihren Ämtern zurücktreten werden. Beide wurden erst wenige Monate zuvor auf dem ordentlichen HFV-Verbandstag wiedergewählt. Vor allem deshalb dürften bei vielen Menschen, die diese Meldung am Freitag gelesen haben, die Fragezeichen über dem Kopf gekreist sein. Das diese Entscheidung zeitnah kommen würde, war dabei sicherlich nicht die Überraschung. Doch hätte man nicht den Platz dann schon im Juni frei machen können? Diese Frage muss sich Dirk Fischer definitiv gefallen lassen. Auch das Statement wirft eher Fragen auf, als das es welche beantwortet. „Außer diesem Aspekt gibt es keinen Grund für meinen Rücktritt und ich werde bis zu dem Amtswechsel weiterhin mein Allerbestes für den Fußballsport im HFV geben“, sagte Fischer und spielte damit auf seine Begründung an, die auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Genauer gesagt erklärte er, dass nach „einer langen Corona-Krise mit erheblichen Einschränkungen des Spiel- und Trainingsbetriebes und darüber hinaus regelmäßiger Tätigkeiten des HFV, der richtige Zeitpunkt gekommen sei, mit einer neuen und verjüngten HFV-Mannschaft die Zukunft zu gestalten.“ Allein die deutliche Aussage, die in den letzten Jahren so oft fehlte, wirft schon die Frage auf, weshalb es nun zu diesem Rücktritt kam. Aktuell wirkt Corona mehr als nur vorgeschoben für etwas, was bisher noch keiner weiß. Aber vielleicht erklärt sich Fischer am Abend beim Jahresempfang des Hamburger Fußball-Verbandes im Grand Elysee. Wir werden es später sehen.
Erklärungen sucht sicherlich auch die U23 des FC Sankt Pauli in diesen Tagen viele. Erklärungen, warum es sportlich bei den kleinen Kizekickern so überhaupt gar nicht läuft. In den ersten vier Spielen gab es erst einen Punkt. Am Sonntag gegen Teutonia 05 schoss man zwar Torwart Yannick Zummack zum Spiel seines Lebens, in den Kasten traf man aber nur ein Mal. Und so finden sich die Boys in Brown nach schon vier gespielten Partien auf dem vorletzten Platz wieder. Nur Altona 93, die bisher noch gar keinen Punkt holten, sind noch schlechter in die neue Saison gestartet. Doch während an der Adolf-Jäger-Kampfbahn das Problem eher in den finanziellen Mitteln des Vereins liegt, so liegt es bei den Braun-Weißen an der Spielidee. Diese wird nämlich von oben vorgegeben. Soweit ist das für zweite Mannschaften oftmals nichts neues. Sie sollen ähnlich spielen wie die Profis, damit der Übergang der Talente schneller vollzogen werden kann. Doch da liegt der Causus knacktus aktuell bei St. Pauli. Denn: Das System mit der Raute, welches die Profis spielen, ist bei der U23 nur äußerst schwer umsetzbar, weil Trainer Joachim Philipkowski dafür die passenden Spielertypen fehlen. Zumal darf bezweifelt werden, dass in der nahen Zukunft mehrere Talente sofort den Sprung zu den Profis schaffen. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Spieler, die normalerweise gerne über außen kommen und dort ihre Schnelligkeit ausspielen, müssen als Stürmer agieren und können so lange nicht ihr volles Potenzial entfalten. Das System, für welches die Profis zahlreiche neue Spieler verpflichteten, kann bei der U23 in der Form nicht funktionieren. Und die Aufgaben werden nicht leichter. So ist St. Pauli der Abstiegsrunde sehr nah.