Kolumne
Klookschieter: Das AFC-Wunder – U19-Drama in Bremen
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Der Turnaround beim Altonaer Fußball-Club und das Drama der HSV U19 in Bremen.
Erst 13 Heimspiele ohne einen einzigen Punkt und plötzlich zwei Heimsiege: In der letzten Woche spielte sich fast sowas wie verkehrte Welt an der Griegstraße ab. Gleich zwei Mal punkteten die Algan-Bengel dreifach – gegen Germania Egestorf und den VfB Lübeck. Doch woher kommen diese neuen positiven Vibes beim AFC? Auch wenn Coach Berkan Algan nicht so wirklich mit der Sprache heraus wollte, so hat es in der Kabine mal ordentlich gescheppert. Und zwar so laut, dass anscheinend nun – leider zu spät – jeder verstanden hat, was Regionalliga-Fußball bedeutet. Nämlich nicht nur ein bisschen kicken, sondern tatsächlich auch arbeiten. Das einigen dann dabei selbst auffällt, dass die eigene fußballerische Qualität einfach nicht ausreicht, ist zwar hart, aber normal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die 93er diese Saison die Klasse hätten durchaus halten können, wenn die Mentalität – so nannte es auch Algan – von Beginn an gestimmt hätte. Die Mentalität, für seinen Mitspieler bis an die Grenze und darüber hinaus zu gehen. Die Zeche muss der Verein nun zahlen und geht in die Oberliga Hamburg zurück. Immerhin dürften die Verantwortlichen aus der Saison gelernt haben. Das eben nicht jeder Spieler auch Regionalliga kann, obwohl er es behauptet. Diesen Fakt wird ein anderer Klub aus der Ecke demnächst auch erfahren.
Schmerzvolle Erfahrungen musste auch die U19 des Hamburger SV am vergangenen Wochenende machen. So schmerzvoll, wie selbst ich es selten meinen 13 Jahren Fußball erlebt habe. Bis 60 Sekunden vor Schluss hatte man die Staffelmeisterschaft in der Hand und dann schießt ausgerechnet ein ehemaliger Hamburger genau ins Herz der Rothosen. Hertha jubelt zeitgleich in Niendorf und in Bremen kullern die Tränen. Das besagter Spieler anschließend wie ein Bekloppter vor die HSV-Bank rennt und versucht zu provozieren, lass ich an dieser Stelle einfach mal unkommentiert. Mit einem fairen Sportmann hat das definitiv nichts zu tun. Tatsächlich wurde es so für die Spieler ein ziemlich bescheidenes Wochenende. Die Staffelmeisterschaft verschenkte man allerdings – so muss man es leider sagen – bereits eine Woche zuvor gegen Dynamo Dresden (0:3). Das ein Querpass zum 2:0 oder 3:1 gereicht hätte, ist symbolisch für die Situation bei den Rothosen in Duellen mit Werder. Denn das Werder-Trauma der HSV-Fans dürfte sich durch dieses bittere 2:2 noch ausgeweitet haben. Stolz können die Jungs dennoch auf das Erreichte sein. Immerhin hat man als U19 eine der besten HSV-Spielzeiten jemals gespielt. Zwar ein schwacher Trost, aber immerhin einer. Mit diesem Fakt lässt es sich positiv in die Zukunft blicken, da bin ich mir sicher.
Foto: KBS-Picture