Kolumne
Klookschieter: Corona-Absagen – Pokal-Wunder vom Berg
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Die vielen Oberliga-Corona-Absagen und das Pokalwunder vom FC Hamburger Berg.
Das leidige Thema Corona – es ist wieder da und schnürt pünktlich zum Endspurt der Saison auch den Amateurfußball wieder ein. Ich bin schon fast geneigt zu sagen, dass es alles in den letzten Wochen auch etwas zu glatt ging, was die Infektionen anging. Nun kann man mit Sicherheit keinem Verein vorwerfen, nicht alles zu unternehmen, dass die Spieler sich nicht anstecken. Da wird in den meisten Klubs immer noch sehr penibel drauf geachtet. Allerdings stellt man auf der Gegenseite auch fest, dass die Absagen wegen positiver Tests in den vergangenen Wochen wieder mehr geworden sind. So viel mehr, dass in der Meisterrunde der Oberliga Hamburg am vergangenen Wochenende genauso viele Spiele ausgefallen sind, wie stattgefunden haben. Das kann sicherlich in Einzelfällen mal passieren, aber auch in der Abstiegsrunde haben wieder zwei Spiele nicht stattgefunden. Und zwangsläufig kommt nun die Frage nach einer Relegierung auf, ähnlich wie sie auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) vollzieht. Heißt konkret: Erst ab einer bestimmten Mindestanzahl an Spielern, die infiziert sind, können Spiele überhaupt abgesagt werden. Denn am Ende, und das sage ich auch nicht zum ersten Mal, muss ganz klargestellt werden, dass die Spiele auch wirklich wegen positiven Tests ausfallen und nicht, weil möglicherweise drei oder vier wichtige Stammspieler verletzt sind. Das mit positiven Tests in der Vergangenheit schon taktiert wurde, ist hinreichend bekannt. Und da man an die Vernunft der Vereine anscheinend, auch wenn es nur einige wenige Klubs sind, nicht appellieren kann, muss der HFV halt schwerere Geschütze auffahren. Denn am Ende geht es um Sport auf dem Platz. Ohne Hintergedanken.
Gedanken hat sich mit Sicherheit in den vergangenen Stunden auch der Harburger SC gemacht. Denn wahrscheinlich können sich viele Spieler des Bezirksligisten immer noch nicht erklären, wie sie das Spiel gegen den FC Hamburger Berg verloren haben. Dass die Mannschaft von Trainer Gerd Kruspe am Ende sogar ins Viertelfinale des Pokals einzieht, damit hatte vor der Saison natürlich keiner gerechnet. Das Spiel gegen den HSC habe ich tatsächlich live gesehen. Und ich muss sagen, dass ich jetzt durchaus verstehen kann, wie man gegen diese Mannschaft ausscheidet. Große Teile des Spiels basierten einfach auf Zufall und Glück. Das ist gegenüber dem Hamburger Berg alles andere als negativ gemeint, sondern eher so, dass es die gegnerischen Mannschaften kollektiv verwirrt. Da waren Spielzüge und Pässe dabei, auf die man selber gar nicht kommt. Hinzu kommt der Grandplatz, der als Heimspielstätte von „Berg“ den Hausherren natürlich noch einmal extrem entgegenkommt. Auf dem harten Ascheplatz kann einfach kaum ordentlich Fußball gespielt werden. Am Ende des Tages soll und darf das die Leistung von den Spielern vom Hamburger Berg aber nicht schmälern. Dort passiert gerade großartiges und ich kann jedem Amateurfußball-Fan nur empfehlen, mal ein Spiel zu besuchen. Da kommen Eindrücke auf einen zu, die man sonst nirgendwo erlebt. Umso erfrischender ist es, so einen „Underdog“ im Pokal-Viertelfinale dabei zu haben. Und auf ihrem eigenen Grand werden nur sehr wenige Teams Berg schlagen können. Diese Mannschaft wird noch für so einiges an Spektakel im Pokal sorgen. Da bin ich mir sicher.