Kolumne
Klookschieter: Chaos in Wedel – Raubvögel im Pech
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Das große Chaos beim Wedeler TSV und die aktuell prekäre Lage beim SC Condor.
Es war ein komisches Bild, was sich mir am Sonntagmorgen beim Wedeler TSV bot. Nur drei Namen fanden sich auf der Ersatzbank wieder, dabei sollten es eigentlich vier sein. Was ich dann im Nachgang erfuhr, ließ mich fast rückwärts aus den Latschen kippen. Das Trainer Daniel Domingo in letzter Zeit einige Verletzte zu beklagen hatte, war mir durchaus bekannt. Aber das sich ein Teil der Spieler mit äußerst fadenscheinigen Begründungen abmeldet, das ist mir neu. Besagter vierter Spieler kam dann immerhin in der Halbzeit noch zum Team, nachdem er ausgeschlafen hatte. Partynächste sollen auch anstrengend sein, habe ich gehört. Aber das rechtfertigt natürlich nicht, sein gesamtes Team im Stich zu lassen. Das Wedel für das Teutonia-Spiel am Sonntag nur wenig Spieler zur Verfügung hat, war sicherlich am Samstag-abend bereits klar. Sich dann einen hinter die Binde zu kippen und am Sonntag zu spät zum Treffpunkt bzw. zum Anstoß zu erscheinen, ist dann doch eher schlecht. Daniel Domingo holte nach dem Spiel lange aus um zu erklären, dass er eigentlich nichts von harten Maßnahmen als Trainer hält. Und das sehe ich genauso. Was eine Distanz zwischen Trainer und Mannschaft bewirken kann, zeigt sich gerade bei einem anderen Oberligisten. Aber es kann doch in der Oberliga (!!!) nicht sein, dass Spieler dem Trainer so derartig auf der Nase rumtanzen. Zumal mir immer wieder erzählt wird, wie gut Daniel Domingo ein Training leitet und sein Team einstellt. Das Daniel jetzt sauer ist und sich auf gut deutsch gesagt verarscht vorkommt, kann ich nachvollziehen. Ich hoffe für Wedel, dass dort schnell Lösungen gefunden werden. Ansonsten hat diese Mannschaft für mich in dieser Saison überhaupt keine Chance, die Klasse zu halten.
Wer für mich aber eine Chance hat, ist der SC Condor. Auch wenn das Erbe von Christian Woike für Olufemi Smith nur schwer zu stemmen ist, sah das Spiel der Raubvögel am Freitag gegen den TSV Sasel durchaus nicht schlecht aus. Am Ende fehlte dem SCC sicherlich auch das nötige Quäntchen Glück, damit der letzte Ball eben nicht im langen Eck landet. Aber davor haben es die Raubvögel durchaus sehr ordentlich gemacht. Das hat sogar Spaß gemacht, zuzusehen. Davon können sich die Farmsener allerdings auch nichts kaufen, auch wenn es durchaus Mut für die kommenden Wochen machen würde. Was Condor braucht, ist ein Erfolgserlebnis. Dann sollte der Hase auch schnell wieder laufen – davon bin ich echt überzeugt. Dass die Verletzten jetzt nach und nach zurückkommen, sollte der Smith-Elf auch nicht unbedingt schaden. Aber, und das ist die Crux der nächsten Wochen: Diese Siege müssen schnell her. Und zwar ganz schnell. Denn die anderen Teams schlafen nicht und sammeln auch Punkte. Und damit eben die nicht ganz weit wegziehen – höhö – sollte Condor zeitnah punkten. Meinen Eindrücken nach ist auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft nicht gänzlich schlecht, wenn dann halt – den Niederlagen entsprechend – etwas gedrückt. Ich würde das auch Trainer Olufemi Smith gönnen, denn bei seinen bisherigen Trainerstationen war er ja bisher nicht wirklich vom Glück verfolgt. Ok, das hat er zum großen Teil auch bei „Schlag den Raab“ gelassen (kleiner Scherz am Rande), aber auch das wird wiederkommen. Am kommenden Samstag müssen wie Raubvögel zu Hause gegen Buchholz ran. Klingt nach nem Dreier.
Foto: KBS-Picture