Kolumne
Klookschieter: BU-Machtkampf – Kohle der Vereine
Klookschieter, auf hochdeutsch Klugscheißer: In unserer Kolumne fasst unser Chefredakteur Niklas Heiden sein wichtigstes Thema der vergangenen letzten Woche zusammen. Heute im Blickpunkt: Der Machtkampf zwischen BU und Stier und ein möglicher Selbstreinigungseffekt.
Ich dachte eigentlich, dass mich aus dem Corona-Home-Office nach dem Rauswurf von Sören Titze bei Teutonia 05 nichts mehr schocken kann, doch dann sollte es natürlich anders kommen. Schließlich warf nur zwei Tage später auch BU-Trainer Marco Stier hin – auf eigenen Wunsch. Dazu veröffentlichte Stier ein langes Interview mit mehreren Medien, in dem er seine Gründe für den Rücktritt darlegte. Natürlich kann man über die Art und Weise immer streiten, auch über den Zeitpunkt. Aber noch überraschter war ich über die Reaktion, seitens der Verantwortlichen von BU. Anstatt die Dinge, die Stier im Interview behauptete, klar zu stellen, oder zu widerlegen, gab es nur ein kurzes Lippenbekenntnis seitens des Vorstandes. Alles, was Stier sagte, sei „so nicht richtig“ oder aus dem Zusammenhang gerissen. Für Klarheit sorgte das bei den Fans und neutralen Beobachtern auf keinen Fall. Eher sorgte es für die Stimmung, dass an dem Statement Stiers schon etwas mehr dran gewesen sein muss, weil man sich doch sonst hätte dazu äußern können, oder? Ich habe da etwas das Gefühl, dass man an der Dieselstraße die Situation aussitzen möchte und die Corona-Pause dazu der ideale Moment ist. Über kurz oder lang werden aber immer wieder Fragen auftauchen. Diese dann erst zu beantworten, womöglich wieder nur halbherzig, macht einen nicht glaubwürdiger. BU gab da insgesamt erneut leider kein gutes Bild ab.
Wer in den nächsten Wochen und Monaten in der Oberliga Hamburg kein gutes Bild abgeben wird, wird sich sportlich hoffentlich bald wieder zeigen. Zuerst einmal ist aber nicht an Fußball zu denken und das ist auch richtig so. Allerdings fand ich die Aussagen, die bei meiner Oberliga-Umfrage heraus gekommen sind, durchaus interessant. Ich halte es da schon etwas mit Osdorf-Manager Cemil Yavas, der sagte, dass sich jetzt mal zeigen würde, wer wirklich mit wenig Geld haushalten muss, oder wer doch den einen oder anderen Euro mehr zur Verfügung hat, als er offiziell zugeben mag. Nicht nur Vereine werden in Zukunft kürzer treten müssen, auch Spieler werden nicht mehr die Scheine hinterher geworfen bekommen. Nun werden einige sicher Vereine an ihrer Art nichts ändern, aber ich hoffe schon, dass bei einem Großteil ein Umdenken einsetzt. Schließlich zeigt diese Corona-Krise deutlich, wie schnell alles vorbei sein kann, wenn man nicht finanziell vorsorgt. Das gilt für einen privat, aber gerade für Vereine. Vielleicht kommt es tatsächlich zu einer Regulierung der „Gehälter“ und Ablösesummen, über die sich viele Menschen im Profi-Fußball schon länger aufregen. Deshalb gehen sie zu den Amateuren, die in den letzten Jahren viel Zuspruch bekamen. Wie in vielen Bereichen sorgt die Krise hoffentlich für einen Selbstreinigungseffekt.