Amateurfußball
Kein Präsident mehr: Fritz Keller legt DFB-Posten nieder
Der Deutsche Fußball-Bund steht erneut ohne Präsidenten da: Nach seinem Nazi-Vergleich gegenüber Vizepräsident Dr. Rainer Koch zog Fritz Keller nun Konsequenzen für sein Handeln. Der 64-Jährige legte sein Amt nun nieder. Allerdings erhob der Ex-DFB-Boss schwere Vorwürfe.
Fritz Keller hat nach seiner verbalen Entgleisung und dem Nazi-Vergleich endgültig die Reißleine im Bezug auf seine Karriere beim Deutschen Fußball-Bund gezogen. Wie Keller am Montag in einer öffentlichen Mitteilung erklärte, habe er den Posten als DFB-Präsident per sofort niedergelegt. Entsprechende Schritte hatte der 64-Jährige bereits in den vergangenen Tagen angekündigt. „Ich übernehme damit persönlich Verantwortung für meine Entgleisung in der Präsidiumssitzung vom 23. April 2021, die trauriger Tiefpunkt der desolaten Führungssituation des DFB bleiben soll“, begründet Keller sein Vorgehen. Keller hatte in einer Präsidiumssitzung Koch als „Freisler“ bezeichnet, der während des Nationalsozialismuses Vorsitzender des Volksgerichthofes war. Interimsweise wird der DFB nun von Vizepräsident Rainer Koch und Peter Peters geführt, ehe ein Nachfolger gefunden worden ist.
Keller erhebt schwere Vorwürfe gegen ehemalige DFB-Kollegen
Zeitgleich übt der ehemalige DFB-Präsident aber auch große Kritik an den Strukturen innerhalb des Verbandes. „Der DFB muss sich verändern. Er muss seine Glaubwürdigkeit, das Vertrauen in seine Integrität und Leistungsstärke zurückgewinnen. Doch ob es bei der Durchführung einer Generalinventur war, bei Professionalisierung und Modernisierung von Strukturen einschließlich einer schnellstmöglichen Ausgliederung des gewerblichen Geschäftsbetriebes des DFB: In jeder Phase der Umsetzung dieser Grundsätze stieß ich innerhalb des DFB auf Widerstände und Mauern“, so Keller, der sogar noch einen Schritt weiter ging: „Die Durchsetzung meines Programms und meines Auftrages durch den DFB-Bundestag wurde mir an vielen Stellen immer wieder schwer- bis unmöglich gemacht. Die Durchsetzung von Transparenz etwa musste ich mir als Präsident rechtlich erkämpfen wie auch das Recht auf Information und Auskunftserteilung, obwohl es um Belange des DFB, um ideell wie finanziell wichtige Angelegenheiten ging.“ Doch mit den Anschuldigungen machte der 64-Jährige nicht Schluss.
Weitere DFB-Funktionäre stehen vor dem Aus – Neuwahlen 2022
„Erst nachdem ich unabhängige Kontrollinstanzen einbezog, um Rechtssicherheit herzustellen, ließen sich gegen mich erhobene Vorwürfe vollumfänglich aus dem Weg räumen. Leider gerieten dadurch die Kontrollinstanzen teils selbst unter Druck: Sie wurden mit außergerichtlichen Schadensersatzansprüchen bedroht, Befangenheitsanträge erhoben Zweifel an ihrer Unabhängigkeit. Mit ordnungsgemäßer Verbandsführung hatte und hat das alles nichts zu tun – insbesondere bezüglich des Abschlusses und der Durchführung eines unschlüssigen Vertrages mit einer Kommunikationsagentur“, fügte der Ex-DFB-Boss an. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll auch der Vertrag von Generalsekretär Friedrich Curtius aufgelöst werden. Zudem werden Dr. Rainer Koch und Schatzmeister Stephan Osnabrügge beim nächsten Verbandstag nicht wieder kandidieren. Nach aktuellem Stand soll Anfang 2022 eine neue Wahl stattfinden. Erst dann wird es auch einen neuen DFB-Präsidenten geben.