Oddset-Pokal
Jetzt spricht Bliesch: „Wollte nicht provozieren“
„Skandal-Entscheidung“ im Hamburger Oddset-Pokalfinale? Durch einen strittigen Meyer-Treffer holte der Regionalligist Eintracht Norderstedt, wie auch in der Vorsaison, den Pott nach Garstedt. Wir haben mit Referee Thorsten Bliesch über die entscheidende Szene der Partie gesprochen.
Es sollte ein Fußball-Fest werden, an seinem letzten Tag als Schiedsrichter – doch es kam anders. Es läuft die letzte Minute der regulären Spielzeit im Oddset-Pokalfinale zwischen dem FC Eintracht Norderstedt und der SV Halstenbek-Rellingen. Der Außenseiter führt durch einen Krabbes-Kopfball mit 1:0, will die knappe Führung über die Zeit retten. Norderstedt-Kapitän Philipp Koch schlägt die Kugel aus der eigenen Hälfte bis in den Sechzehner. Dort rauschen Keeper Mirko Oest und Stürmer Jan Lüneburg aneinander, der HR-Schlussmann gerät ins straucheln und fällt hin. Linus Meyer staubt ab – Referee Bliesch gibt, zum Entsetzen vieler im Stadion Hoheluft, den Treffer. „Für mich war es ein Zweikampf, den man nicht ahnden muss. Der Torwart hatte den Ball nicht in der Hand“, erklärte uns Bliesch nach dem Spiel niederge-schlagen in seiner Schiedsrichterkabine und fügte an: „Wäre dieses Foul im Mittelfeld passiert, dann hätte es wahrscheinlich niemanden interessiert. Es ist eine Perspektivsache“, so der 49-Jährige. Die sonst übliche Ehrung des Schiedsrichter-Gespanns viel im Anschluss an die Partie aus. Bliesch erklärt: „Ich wollte dann nicht noch zusätzlich provozieren.“ Beim Verlassen des Feldes flogen sogar Getränkebecher in Richtung des Referees. „Ich hatte aber keine Angst. Ich habe in 27 Jahren als Schiedsrichter einiges erlebt“, erzählt Bliesch weiter, der sich für seinen „Ehrentag“ einen anderen Verlauf gewünscht hätte: „Ich habe viele Spiele erlebt, wo auch ich im Mittelpunkt stand. Ich bin enttäuscht, dass es heute auch so war. In seinem letzten Spiel möchte man nicht im Mittelpunkt stehen“, so Bliesch, der abschließend anfügte: „Ich würde den Zweikampf auch jetzt nicht abpfeifen. Für mich war es die richtige Entscheidung.“
Foto: KBS-Picture