Bundesliga
Ito wirbelt – Nordderby endet torlos
Der HSV verpasst den dritten Saisonsieg: 54.613 Zuschauer sahen ein engagiertes Nordderby, aber ohne Tore. Die Hamburger bleiben damit auch das fünfte Spiel in Folge ohne eigenen Treffer. Trotzdem positiv bei den Rothosen: Der eigene Nachwuchs scheint endlich zum Zug zu kommen.
Die Gäste aus Bremen starteten besser in die Partie, hatten in den ersten Minuten mehr vom Spiel. Bereits nach fünf Minuten wurde es zum ersten Mal gefährlich. HSV-Keeper Christian Mathenia konnte den Ball nur klatschen lassen, Kyriakos Papadopoulos musste eingreifen und warf sich in die Kugel. Florian Kainz schlug acht Minuten später einen Eckball in den Sechzehner, Niklas Moisander köpfte den Ball aber einen guten halben Meter über den Kasten (13.). Die Truppe von Coach Markus Gisdol kam in der Folge immer besser in die Partie und erarbeitete sich Torchancen. Nach einem Foulspiel an Tatsuya Ito wurde den Rothosen ein Freistoß auf Höhe der Werder-Bank zugesprochen. Aaron Hunt schlug die Kugel in den Sechzehner, wo Papadopoulos am höchsten stieg. Die Ball landete aber einen halben Meter neben dem Kasten (15.). Positiv fiel Wirbelwind Ito auch in der nächsten Szene auf, als der 20-jährige Gebre Selassie locker stehen ließ und anschließend Andre Hahn bediente. Dessen Abschluss wurde allerdings geblockt (19.). Die Gäste von der Weser gewährten den Hausherren mehr und mehr Räume – und ließen Standards zu. Hunt brachte einen Eckball herein, Pavlenka entschärfte den Hahn-Kopfball vor der Linie (26.). Keine 120 Sekunden später ließen die Rothosen die beste Chance der ersten Hälfte liegen. Nach einer von Hunt auf die Sechzehnerkante ausgeführten Ecke stand Gotoko Sakai goldrichtig. Der Abschluss des HSV-Capitanos flatterte nur äußerst knapp am Pfosten vorbei (28.). Etwas Pech für die Rothosen.
Wenige Minuten nach der Pause dann der Schock für alle HSV-Anhänger! Der zuvor so stark aufspielende Tatsuya Ito konnte nach einem Zweikampf im Mittelfeld nicht weitermachen, für den japanischen Wirbelwind kam Lewis Holtby auf das Feld. Mit Applaus wurde Ito anschließend von den Anhängern gefeiert. 180 Sekunden später konnten sich die Gäste dann bei ihrem Keeper Jiri Pavlenka bedanken. Nach einem langen Abschlag von Mathenia machte sich Andre Hahn auf die Reise und probierte es mit einem Lupfer gegen den SVW-Keeper. Dieser machte sich ganz lang und kratzte den Ball noch vor der Linie weg. Und die Gisdol-Equipe machte weiter. Bobby Wood wurde im Sechzehner stark bedient, fand aus spitzem Winkel aber ebenfalls in Pavlenka seinen Meister (60.). Mitten in der HSV-Drangphase, vergaben die Bremer ihre beste Torchance. Nach einem Hackentrick war Fin Bartels völlig frei durch und zwang Mathenia zum Abtauchen (71.). Die Hamburger drückten gegen Ultimo auf den Siegtreffer. Aaron Hunt legte einen guten Innenseitenschuss hin, den Pavlenka aber gekonnt entschärfte. HSV-Stürmer Wood war beim Abpraller zu überrascht (79.). Wenige Minuten vor Schluss feierte dann Jann-Fiete Arp sein Bundesliga-Debüt, kam für den enttäuschenden Bobby Wood auf das Feld. Der 17-Jährige brachte es sogar noch auf einen Ballkontakt im Spiel, kurz drauf beendete Referee Deniz Aytekin ein torloses Remis der besseren Sorte. HSV-Sportchef Jens Todt lobte im Anschluss vor allem Tatsuya Ito für seinen zweiten Profi-Einsatz.
„So wie er im Trainig auftritt, so spielt er auch im Spiel. Mit seinen vielen Haken ist er sehr schwer zu packen. Er ist ein sehr belebendes Element. Wir haben den Kader bewusst klein gehalten, um auch den jungen Spielern eine Chance zu geben. Er hat eine sehr gute Leistung gezeigt“, freute sich Todt über das Heim-Debüt des kleinen Japaners. Ito selbst äußerste sich ebenfalls zum Spiel, wenn auch selbstkritisch: „Ich bin schon zufrieden mit meiner Leistung, aber Startelfspieler müssen mindestens 75 Minuten durchhalten. Aber mein Körper ist noch nicht bereit, um über 90 Minuten in der Bundesliga zu bestehen“, so Ito, der anfügte: „Zur Halbzeit habe ich noch gar nichts von den Krämpfen gespürt. Kurz danach hatte ich es aber in beiden Beinen.“ Von der Kulisse im Volkspark zeigte sich der 20-jährige beeindruckt. „Das ist schon was anderes, als in der Regionalliga vor 200 Leuten. Das Gefühl war natürlich richtig gut. Aber ich hätte der Mannschaft gerne noch länger geholfen“, so der kleine Japaner. Jann-Fiete Arp freute sich derweil über sein Bundesliga-Debüt. „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich noch reinkomme. Darauf habe ich die letzten Monate hingearbeitet. Gerade, weil jetzt die U17 WM ist, habe ich gar nicht mehr damit gerechnet“, erklärt Arp, der große Ziele hat: „Diese drei Minuten waren für mich nur der Anfang. Ich hoffe schon, dass das in naher und ferner Zukunft mehr wird“, freute sich der 17-Jährige, der erst vor kurzem von seinem möglich Einsatz erfuhr. „Dienstag sollte sich eigentlich schon weg sein, aber der HSV hat sich um alles gekümmert. Ich musste dann natürlich viele Karten für Familie und Freunde organisieren“, so Arp weiter, der schon weiß, was er mit seinem Trikot macht. „Das hänge ich ganz sicher bei Mama und Papa an die Wand.“
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