Oberliga Hamburg
In der Nachspielzeit: Aug-Eigentor lässt Niendorf jubeln
Die Meisterrunde noch nicht unter Dach und Fach gebracht: Vor rund 100 Fans kassierte HEBC am Sonntag beim Niendorfer TSV eine knappe 2:3-Pleite. Ausgerechnet Neuzugang Laurel Aug, der erst am Tag zuvor offiziell verpflichtet wurde, traf in der Schlussminute in das eigene Netz.
„Es war ein glücklicher Sieg, gegen Özy gibt es keine verdienten Siege“, konnte sich Niendorf-Trainer Ali Farhadi nach Spielende nicht zurückhalten. Immerhin verbinden den Deutsch-Iraner und HEBC-Trainer Özden Kocadal eine lange gemeinsame NTSV-Vergangenheit. Dass das Wiedersehen am Ende in einem kleinen Drama gipfelte, das konnten die rund 100 Zuschauer:innen am Sonntagnachmittag gegen kurz nach 14 Uhr noch kaum ahnen. Denn zuerst sagen die Anwesenden einen frischeren und druckvolleren Niendorfer TSV, der sich früh Chancen erarbeitete. Daniel Brückner war über links durch, brachte den Ball per Flanke dann in die Mitte und dort bekam Martin Fedai viel zu viel Platz. Der Niendorf-Kicker wollte den Ball mit Gefühl ins lange Eck heben und verfehlte sein Ziel nur knapp (7.). Und Niendorf hatte weitere Chancen zur Führung. Lasse Peters verschätzte sich, machte so den Weg über links frei und wieder brachte Brückner die Pille in die Mitte. Am zweiten Pfosten köpfte Amir Ahmadi auf das Tor, Jannek Wrede rettete auf der Linie gerade noch (13.). Und spätestens als Ahmadi weitere drei Minuten später aus kurzer Distanz die nächste gute Gelegenheit liegenließ, war es bereits angebracht von Chancenwucher zu sprechen (16.). Und: Beinahe hätte HEBC diese ausgenutzt. Alexandros Tourgaidis schlug einen Eckball an den Fünfmeterraum, dort landete der Ball auf dem Kopf von Malte Wilhelm und Gianluca Gräfe konnte den Ball mit einer Hand gerade noch über den Querbalken lenken (17.). Sechs Minuten später machten es die Farhadi-Schützlinge dann besser. Erst lief sich Michael Gries fest, dann landete der Abpraller auf dem Schlappen von Martin Fedai und dieser zog mit dem linken Fuß einfach mal ab. Der Ball schlug in der rechten unteren Ecke ein (24.). Die zu diesem Zeitpunkt völlig verdiente NTSV-Führung. Das gab nach dem Spielende auch HEBC-Übungsleiter Özden Kocadal zweifelsfrei zu.
Jodeit gleicht vom Punkt aus – Brückner per Kopf zur Stelle
„In der ersten Viertelstunde hat uns Niendorf aber schon eine Lehrstunde gegeben. In jeglicher Form hatten sie uns da das in der ersten Halbzeit voraus, was sie uns an Punkten voraus haben. Da haben sie gezeigt, dass sie verdientermaßen Tabellenführer sind“, so der HEBC-Coach, der mit seinem Team dann aber besser aus der Pause kam. Aber: Zuerst einmal hatte Niendorf wieder die Gelegenheiten. Torwart Gian-Luca Gräfe, der für Stammkeeper Tobias Grubba zwischen den Pfosten stand, spielte den Ball lang nach vorne, zwei HEBC-Spieler unterliefen das Leder und plötzlich war Michael Greis frei durch. Sein Lupfer ging über Nils Ortner hinweg und klatschte dann gegen die Latte. Von dort trudelte die Murmel wieder zu Ortner (51.). Glück für die Eimsbütteler, hätte es zu diesem Zeitpunkt bereits Minimum 2:0 stehen können, wenn nicht sogar müssen. Aber das der Fußball bekanntlich seine eigenen Gesetze schreibt, zeigte sich nur kurz darauf. Zuerst einmal feierte aber Laurel Aug sein Debüt im lila-weißen Trikot und ersetzte Piet Oldag im Spiel. Und dann kam HEBC plötzlich zum Ausgleich. Tjorven Köhler kam nach einer Ecke am ersten Pfosten zum Kopfball und köpfte Abdul Yago den Ball an die Hand. Referee Lasse Holst zeigte auf den Punkt. Lion Jodeit, ebenfalls eingewechselt, führte aus und schob die Pille unten links in die Ecke (61.). Gar nicht zu beruhigen war dabei NTSV-Kicker Daniel Brückner, der so sauer war über die Schiri-Entscheidung, dass er auf der Gegenseite direkt selber traf. Ahmadi konnte in der Box den Ball behaupten, sah dass Brückner am zweiten Pfosten völlig blank stehen und chipte die Murmel dann perfekt dorthin. Brückner musste nur noch den Kopf hinhalten, der Ball zappelte im Netz (66.). Plötzlich hatte Niendorf wieder die Führung im Rücken und HEBC warf wiederum alles nach vorne.
Jodeit netzt wieder zum Ausgleich – Aug trifft ins eigene Netz
Sechs Minuten vor Ultimo wurden diese Bemühungen dann belohnt. Nach einer lang gezogenen Ecke gewann Johann Buttler das Kopfballduell, Jorma Eggers nahm den Ball in der Box auf und brachte das Leder wieder auf den zweiten Pfosten. Dort stand Lion Jodeit völlig blank und nickte zum 2:2-Ausgleich ein (84.). Doch das Drama aus HEBC-Sicht folgte dann in der ersten Minute der Nachspielzeit, als Ante-Akira Kutschke für Niendorf noch einmal einen Ball im HEBC-Strafraum querlegen wollte und Laurel Aug den Ball beim Klärungsversuch ins eigene Tor beförderte (90.+1). Es war die bittere und späte Niederlage für die Lila-Weißen. „HEBC ist eine gute Mannschaft und hat stark gespielt, aber für mich sind sie die erste Halbzeit zu ängstlich angegangen. Es war zu einfach für uns und ich glaube, wenn wir mit einem 3:0 oder 4:0 in die Halbzeit gehen, dann wäre das wohl auch in Ordnung gewesen. Was in der zweiten Halbzeit abgelaufen ist, dass war dann das alte Niendorf, was aus der Wärme gekommen ist. Es war am Ende mehr Glück als Verstand, vielleicht haben wir es mehr erzwungen als HEBC“, freute sich NTSV-Coach Ali Farhadi und fügte an: „Wir hatten eine kurze Vorbereitung mit einem gefühlten halben Testspiel, haben immer wieder nur mit fünf, sechs Spielern trainiert. Wir müssen da aber durch und freuen uns, dass wir den Tabellenplatz da oben eingenommen haben.“ Zur Szene mit Brückner erklärte Farhadi zudem: „Den Elfer hat er wohl zurecht gegeben, aber sie konnten nicht sagen, wer es war. Es muss so ein bisschen auf Zuruf gewesen sein. Und das hat Bohne dann auch aufgeregt. Eigentlich war es Pipifachs. Ich hätte das Spiel auch nicht gerne gepfiffen. War doof von mir, ich habe mich beim Assistenten auch entschuldigt.“ Der Niendorf-Coach hatte wegen seiner lautstarken Beschwerden nämlich noch den gelben Karton gesehen. Enttäuschung auf der Gegenseite bei HEBC-Coach Kocadal.
Kocadal: „Niendorf hat uns schon eine Lehrstunde gegeben“
„Wenn man nach Torchancen geht, dann muss man sagen, dass es verdient ist. Wenn man nach Ballbesitz geht, dann war es eher ausgeglichen. In der ersten Viertelstunde hat uns Niendorf aber schon eine Lehrstunde gegeben. In jeglicher Form hatten sie uns da das in der ersten Halbzeit voraus, was sie uns an Punkten voraushaben. Da haben sie gezeigt, dass sie verdientermaßen Tabellenführer sind“, gab Kocadal nach Spielende zu und ergänzte: „Wir haben dann früh umgestellt und das hat uns mehr Stabilität gegeben, obwohl Niendorf dann das 1:0 erzielt hat. Sensationell war dann, wie wir mit den Einwechselungen zurückgekommen sind. Es ist immer schön, dass die Jungs, die reinkommen, auch brennen. Bei Standards waren wir immer sehr gefährlich. Aber wenn man ehrlich ist, dann hatte Niendorf die klareren Situationen, wo sie uns den Stecker schon hätten ziehen können. Aber ob wir unser Ziel nun sehr früh erreichen, oder eben auf Strecke, ist egal. Das habe ich den Jungs auch gesagt“, so Kocadal, der erst dachte Köhler habe ins eigene Netz getroffen, dann aber generell dazu etwas sagte, wie er mit Spielern dann umgeht. „Es kommt auf den Spieler an, ob man das nochmal erwähnt. Es kann sein, dass ich noch einen Satz sage, dann aber eher in humorvoller Art und Weise“, musste auch Kocadal schon über die Szene etwas schmunzeln, auch wenn sie seiner Truppe am Ende ein Punkt kostete.