Bundesliga
In Bielefeld: Hinterseer-Bude reicht HSV nicht
Punkteteilung im Zweitliga-Spitzenspiel: Der Hamburger SV kam vor 26.515 Fans gegen Arminia Bielefeld nicht über ein 1:1-Remis hinaus. Die Führung durch Lukas Hinterseer egalisierte Fabian Klos kurz nach der Pause per Kopf. Doch dieser Treffer sorgte noch im Nachgang für Diskussionen.
Statt wie unter der Woche im Training getestet startete HSV-Trainer Dieter Hecking doch ohne Bobby Wood in der Spitze, dafür lief Lukas Hinterseer auf. Zudem bekam Timo Letschert den Vorzug vor Gideon Jung. Vor rund 3000 Fans aus der Hansestadt starteten dann aber die Hausherren besser in die Partie. Andreas Voglsammer wurde über den linken Flügel auf die Reise geschickt, befand sich im Laufduell mit Timo Letschert und spielte dem HSV-Kicker das Leder an der Grundlinie an die Hand. Doch Referee Frabk Willenborg zeigte zurecht Ecke an (2.). Doch auch die Hecking-Elf erwischte einen guten Start. Martin Harnik verlängerte einen langen Ball mit dem Kopf für Lukas Hinterseer, der plötzlich alleine zentral vor dem Kasten der Arminia auftauchte. Doch den Schuss des Österreichers lenkte DSC-Keeper Ortega zur Seite ab (4.). In der Folge ging es weiter munter hin und her. Erst probierte es Florian Hartherz aus halb-linker Position (8.), dann war Voglsammer nach einem Eckball mit dem Kopf zur Stelle (9.). Bei beiden Aktionen hielt sich die Gefahr für den HSV-Kasten allerdings in Grenzen. Doch die bis dato dickste Chance in der Anfangsphase verbuchten die Gäste. Adrian Fein spielte das Leder hinter die Bielefeld-Abwehr, wo Sonny Kittel einlief und dann das Leder in die Mitte brachte. Hinterseer rutschte nur um Haaresbreite an der Kugel vorbei (12.). Besser machte es der 28-Jährige nur 180 Sekunden später, wenn die Entstehung auch etwas glücklich war. Edmundsson spielte einen Fehlpass genau in die Füße von Hinterseer, der dann freie Bahn hatte und vor Ortega eiskalt blieb (15.) – die 1:0-Führung für die Rothosen. Und die Hecking-Elf wollte nachlegen. So bediente Bakery Jatta von links Sonny Kittel, der sich am Strafraum drehte und das Leder dann knapp über dem Querbalken platzierte (18.). Doch auch Arminia blieb weiterhin gefährlich. Fabian Klos wurde lang geschickt, dieser pflückte die Pille aus der Luft und zwang Daniel Heuer Fernandes dann mit einem Flachschuss zu einer Parade (21.). Ereignisreiche Anfangsphase auf der Bielefelder Alm.
Die Rothosen blieben dennoch das bestimmendere Team, auch wenn das Spektakel vom Anfang in der Folge mehr und mehr abebbte. Bis nach einer knappen halben Stunde Hinterseer das Leder von rechts scharf an den Fünfmeterraum schlug und Bakery Jatta per Kopf den Ball neben den Kasten setzte (28.). Ein Raunen ging durch den Gästeblock, immerhin hätten die Rothosen bereits den zweiten Treffer nachlegen können. So waren es die Bielefelder, die beinahe den Ausgleich erzielt hätten. Klos tauchte plötzlich aus halblinker Position alleine vor Heuer Fernandes auf, fand in dem HSV-Torwart aber seinen Meister (32.). Und die Hamburger? Ließen nun im Minutentakt Großchancen liegen. Diesmal war es Jeremy Dudziak, der das Leder freistehend im Strafraum links am Pfosten vorbei spitzelte (34.). Sieben Minuten vor dem Pausentee jubelte der Gästeblock dann erneut, doch der Treffer zählt nicht. Beim Zuspiel von Hinterseer stand Martin Harnik im Abseits, das Tor wurde somit zurecht nicht gegeben. Kurz darauf ging ein äußerst ereignisreicher erster Durchgang zu Ende. In der Halbzeit tauschte DSC-Trainer Uwe Heuhaus und brachte Reinhold Yabo für Edmundsson ins Spiel. Fünf Minuten nach Wiederbeginn feierten die Hausherren dann den Ausgleich. Schiri Willenborg entschied trotz Schubsers gegen Vagnoman auf Eckball für die Arminen, die Fabian Klos dann mit dem Kopf in den Maschen versenkte (51.). Letschert kam gegen seinen Gegen-spieler zu spät. Die Proteste der Rothosen nützten nichts, der Treffer zählte. Bielefeld hatte in der Folge eine kleine Drangphase, aus der aber keine weiteren Chancen resultierten. Für gute Möglichkeiten fehlten beiden Teams in den folgenden Minuten dann die guten Ideen – bis zur 73. Minute. Dann war es Rick van Drongelen, der in höchster Not gegen Klos rettete und damit die 2:1-Führung für die Arminia verhinderte.
HSV-Trainer Dieter Hecking reagierte kurz darauf und brachte für den erschöpft wirkenden Martin Harnik Khaled Narey auf den grünen Rasen. Und auch Sonny Kittel durfte vorzeitig runter, dafür kam David Kinsombi ins Spiel. Zehn Minuten vor Ultimo hieß es dann Durchatmen für den Gästeblock. Erneut kam Klos freistehend fahrlässig zum Kopfball, doch der Ball landete genau in den Armen von Heuer Fernandes (80.). Vier Minuten vor Spielende klatschte die Kugel dann noch gegen das Aluminium! Jeremy Dudziak probierte es aus der Distanz, doch sein Schuss klatschte nur gegen die Latte (86.). Es hätte der späte Siegtreffer für den HSV sein können, doch so blieb es am Ende beim 1:1-Remis. Daran änderte auch die Nachspielzeit von drei Minuten nichts mehr. „Wenn man die 90 Minuten betrachtet, dann ist es ein Punktgewinn für beide Mannschaften“, bilanzierte Tim Leibold nach Spielende und fügte an: „In der ersten Halbzeit müssen wir früher auf das 2:0 stellen, dann bekommen wir Räume. So war klar, dass Bielefeld in der zweiten Halbzeit nochmal kommen würde. Für mich war es ein klares Foulspiel, bei so einem Tempo reicht ein kleiner Schubser. Trotzdem müssen wir das danach auch besser verteidigen“, so Leibold weiter. Torschütze Lukas Hinterseer erklärte: „Wir haben es in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht und haben dadurch mehr Vertrauen bekommen. Bielefeld hat es dann aber gut gemacht und mit so einem blöden Standard getroffen. Danach haben wir den Zugriff verloren“, so Hinterseer, der ergänzte: „Wenn man beide Halbzeiten so ansieht, dann muss man mit dem Unentschieden auch mal zufrieden sein.“ HSV-Trainer Dieter Hecking gab abschließend zu Protokoll: „Das Spiel hat alles gehalten, was es versprochen hat. Wir haben eine fantastische erste Halbzeit gespielt, hätten den Sack aber früher zu machen müssen. Für mich ist das vor dem 1:1 ein klares Foul, dass muss der Schiri abpfeifen. Aber für mich ist das Unentschieden am Ende gerecht. Beide Teams haben gezeigt, warum sie so oben stehen.“
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