Bundesliga
HSV patzt: Aue trotzt dem Tabellenführer einen Punkt ab
Der Hamburger SV hat es verpasst, seinen Vorsprung an der Tabelle der 2. Bundesliga weiter auszubauen. Bei Erzgebirge Aue kamen die Rothosen nicht über ein 3:3-Remis hinaus. Vor allem im Abschnitt eins begeisterte die Thioune-Elf. In Halbzeit zwei verdiente sich Aue den Punkt.
Statistisch gesehen war es das Spiel für den HSV. Denn nicht nur, dass die Hamburger mit einem Sieg in Aue ihrem Ziel, den Wiederaufstieg in die 1. Liga, ein Stück näher kommen würden, auch statistisch hatten die Rothosen am Freitagabend im Erzgebirge die Chance, den Aufstieg nahezu perfekt zu machen. Denn: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Jahr 1995 gelang es jedem Team, welches nach 20 Spielen 43 Punkte auf der Habenseite hatte, am Ende der Saison auch aufzusteigen. Für den harten Gang bei den Lila-Weißen musste Trainer Daniel Thioune aber vor allem in der Innenverteidigung umbauen. Toni Leistner fällt länger mit Muskelproblemen aus, für ihn begann Gideon Jung überraschend in der Startelf. Ansonsten vertraute Thioune auf dieselben zehn Akteure, wie noch beim 3:1-Sieg gegen den SC Paderborn. Und dass die Hamburger jedenfalls statistisch gesehen den Aufstieg perfekt machen wollten, deuteten die Rothosen bereits früh an. Gerade einmal eine Viertelstunde war gespielt, da erzielte die Thioune-Elf bereits die bis dahin verdiente Führung. Tim Leibold brachte den Ball von der linken Seite herein, fand halbrechts in der Box Bakery Jatta und dieser zog direkt ab. Sein Schuss kullerte zum langen Eck, wo Simon Terodde goldrichtig stand und aus kurzer Distanz abstaubte (14.). Der HSV war den Veilchen in allen Bereichen überlegen, das wurde auch 120 Sekunden nach der Führung deutlich. Dann probierte es Moritz Heyer mit einem Schuss aus zehn Metern, setzte das Leder knapp am Tor vorbei (18.).
Drei Tore in nur acht Minuten – Terodde vom Punkt erfolgreich
Besser machte genau dies vier Minuten später sein Teamkollege David Kinsombi. Vorrausgegangen war ein Zuspiel von Sonny Kittel, der den Ball von der Grundlinie in den Rückraum legte. Dort lauerte Kinsombi und vollstreckte aus fünf Metern zentraler Position zum 2:0 für die Rothosen (22.). Von den Hausherren aus Aue war bis dato tatsächlich gar nichts zu sehen. Das änderte sich vier Minuten nach dem Kinsombi-Treffer. Nach einer eigenen Ecke wurden die Thioune-Kicker ausgekontert. Am Ende war es Jan Hochscheidt, der den Vorzug vor Dimitrij Nazarov erhalten hatte, der die Pille an Ulreich vorbei in den Maschen versenkte (27.). Nur noch 1:2 aus Sicht der Hamburger, die nur kurz drauf aber den alten Abstand wiederherstellten. So wurde Terodde in der Box bedient, legte das Leder für Sonny Kittel ab und dieser wurde im Sechzehner von den Beinen geholt. Referee Florian Badstübner entschied auf Strafstoß, den Terodde zum 3:1 für den HSV verwandelte (30.). Ein wahres Torfestival in der ersten halben Stunde. Die Thioune-Elf blieb auch in der Folge immer wieder extrem gefährlich. So verfehlte Tim Leibold das Spiel aus der zweiten Reihe nur knapp (39.). Unter anderem auch deshalb ging es mit der 3:1-Führung für die Rothosen für beide Mannschaften zurück in die Kabinen. Thioune hatte bereits kurz vor der Pause getauscht und Aaron Hunt für Jeremy Dudziak gebracht. Dieser hatte auch die erste große Chance.
Fandrich verkürzt erneut – Krüger stellt Spiel auf den Kopf
Ein simpler Einwurf, den Terodde weiterleitete, genügte, dass Hunt alleine vor Männel im Strafraum auftauchte. Den Keeper konnte der Routinier auch überwinden, sein Schuss klatschte aber nur gegen den Innenpfosten (49.). Die Chance auf die vorzeitige Entscheidung war dahin und im direkten Gegenzug Aue wieder da. Das lag vor allem daran, dass Jatta den Ball am eigenen Sechzehner an Hochscheidt verlor, dieser bediente Clemens Fandrich und der ließ sich die Chance auf den erneuten Anschluss nicht mehr nehmen (50.). Die Rothosen bekamen nicht mehr so viel Zugriff auf Ball und Gegner und so kam es nur zehn Minuten nach dem Anschluss, wie es kommen musste. Nach einem Eckball konnte HSV-Keeper Sven Ulreich erst einen Kopfball von Fandrich noch klären, doch dann versenkte Florian Krüger den Ball mit einer sehenswerten Einlage im linken oberen Knick (61.). Plötzlich war alles wieder offen in einem Spiel, was die Rothosen lange Zeit unter Kontrolle gehabt schienen. Die Thioune-Elf tat sich in der Folge dann mehr als schwer, wieder den Faden im eigenen Spiel zu finden. Stattdessen waren es immer wieder die Schuster-Schützlinge, die gefährlich vor das Tor der Hamburger kamen. Deshalb reagierte Daniel Thioune knappe zehn Minuten vor dem Ende und brachte Khaled Narey und Amadou Onana für Jatta und Heyer ins Spiel (81.). Sie sollten dem HSV doch noch den Dreier retten, der so fest eingeplant war.
Aue erkämpft sich Punkt gegen den HSV – Thioune enttäuscht
Doch wirklich viel sollte den Rothosen auch in den verbleibenden zehn Minuten nicht mehr gelingen. Immer wieder kleine Foulspiele nahmen den Schwung aus dem Spiel. Auch die Nachspielzeit brachte den Gästen aus der Hansestadt am Ende keine Chance mehr ein, weshalb es am Ende bei einem 3:3-Remis blieb. Für die Thioune-Elf nach dem ersten Abschnitt sicherlich zwei verlorene Punkte, insgesamt aber, aufgrund der zweiten Halbzeit der Hausherren, ein gerechtes Remis. „Wir haben uns nie aufgegeben und die Chancen gesehen. In der ersten Halbzeit haben wir schon zwei drei Bälle nicht ausgespielt“, bilanzierte Aue-Torschütze Hochscheidt nach Abpfiff und fügte zum Krüger-Tor an: „Von schräg hinten sah es so aus, als hätte er den Ball genau so gewollt.“ HSV-Stürmer Simon Terodde versuchte nach dem Spielende eine Erklärung für den Punktverlust zu finden. „Erste Halbzeit war richtig gut von uns, die zweite Halbzeit nicht. Wenn wir das 4:1 machen, dann ist das Spiel entschieden. Aue hat es aber auch richtig gut gemacht und es sich dann verdient. Für uns ist es aber schon enttäuschend. Aue hat uns nach der Pause früh angelaufen, wir haben viele 50:50-Bälle verloren. Das Aue die dann nutzt, ist auch eine Qualität“, analysierte Terodde und fügte an: „Nach der Chance von Aaron haben wir es nicht geschafft, uns selbst Chancen zu erarbeiten. Jetzt müssen wir leider mit dem Punkt leben. Die entscheidenden Spiele kommen zwischen dem 25. und 30 Spieltag. Da muss man da sein. Den Punkt nehmen wir auswärts mit.“ Sein Trainer Daniel Thioune befand nach Abpfiff: „Das Ergebnis tut heute natürlich etwas mehr weh, gerade wenn man sich die erste Halbzeit anschaut. Wenn man dann die zweite Halbzeit guckt, dann kann man damit nur unzufrieden sein“, meinte Thioune und fügte an: „Der Pfostenschuss von Aaron hätte das 4:1 bedeutet. Aber am Ende entscheiden solche Kleinigkeiten.“