Bundesliga
HSV bezwungen: Kyereh hämmert St. Pauli zur Stadtmeisterschaft
Die Frage nach der Stadtmeisterschaft ist geklärt! Der FC St. Pauli feierte am Montag gegen den HSV einen späten 1:0-Erfolg. In einem lange Zeit engen und sehr intensiven Spiel behielten die Kiezkicker am Ende die Oberhand. Daniel-Kofi Kyereh wurde durch einen Hammer zum Helden.
Es war das Spiel, auf das die Stadt gewartet hatte. An einem Montagabend um 20.30 Uhr empfing der FC St. Pauli den HSV zum Duell um die Stadt. Das Spiel entwickelte sich zu einem Drama in zwei Akten mit einem großen Höhepunkt zum Schluss. Aber der Reihe nach. Die Rothosen, auf gleich vier Positionen verändert im Vergleich zur 2:3-Niederlage gegen die Würzburger Kickers, starteten gut in die heiße Begegnung. Keine 60 Sekunden waren gespielt, als Sonny Kittel einen Freistoß aus rund 35 Metern genau an das Lattenkreuz nagelte (1.). Die Thioune-Elf zeigte früh, dass sie da ist. Die Kiezkicker hatten gerade zu Beginn damit große Probleme, verloren auch immer wieder die zweiten Bälle. Keeper Dejan Stojanivic war es in dieser Phase, der erneut gegen Kittel stark einen Freistoß noch vor der Linie klären konnte (12.). Die Gastgeber brauchten eine gute Viertelstunde, um ins Spiel zu finden. Dann wurden aber auch die Schultz-Schützlinge gefährlich. Rodrigo Zalazar probierte es mit einem Schuss aus spitzem Winkel und verfehlte den Einschlag nur knapp (17.). Die überlegende Mannschaft blieben zunächst aber die Gäste. Kittel führte einen Freistoß schnell aus, Gideon Jung postierte sich am Fünfmeterraum und nickte das Leder mit Kopf und Schulter nur gegen den Querbalken (21.). Glück für die Hausherren, die in der Folge aber die Spielkontrolle übernahmen. Ebenfalls nach einem Freistoß kamen die Boys in Brown zu ihrer besten Chance im ersten Abschnitt. Guido Burgstaller haute nach Zalazar-Freistoß aus fünf Metern auf den HSV-Kasten, doch Schlussmann Sven Ulreich rettete mit einem starken Reflex (23.).
St. Pauli trifft spät zum Sieg – Leibold fliegt mit Rot runter
Nach knapp einer halben Stunde hätte Omar Marmoush seine Farben dann in Führung bringen können, zielte aus spitzem Winkel aber zu genau und setzte das Spielgerät am langen Pfosten vorbei (29.). Und so ging es torlos für beide Mannschaften zurück in die Kabinen. Kurz nach dem Seitenwechsel jubelten dann auf einmal die Kiezkicker. Der Grund: Referee Deniz Aytekin hatte auf Strafstoß für die Braun-Weißen entschieden, nachdem Gideon Jung und Zalazar im Strafraum einen Zweikampf geführt hatten. Doch der Video-Assistent-Referee griff ein und korrigierte die Entscheidung (55.). Ähnliche Szene nur zehn Minuten später auf der Gegenseite: Nach einer Kittel-Hereingabe brachte Simon Terodde den Ball im Tor unter, nahm dabei aber die Hand zu Hilfe. Beide Treffer zählten somit zurecht nicht (64.). Und so blieb es bis in die Schlussminuten offen. Diese nutzten die Hausherren dann zum Derbysieg. Zalazar wurde vom HSV nicht entscheidend gestört, konnte den Ball auf rechts verlagern und dort legte der eingewechselte Luca Zander den Ball ab. Daniel-Kofi Kyereh schoss aus der zweiten Reihe heran und hämmerte den Ball in den rechten oberen Giebel (88.). Es war der Siegtreffer für die Boys in Brown in einem hart umkämpften Spiel, was nicht unbedingt einen Sieger verdient gehabt hätte. Der Frust bei HSV-Kapitän Tim Leibold war im Nachgang dann so groß, dass dieser sich noch zu einer Tätlichkeit (Tritt) gegen Burgstaller hinreißen ließ. Aytekin zeigte Leibold zurecht glatt Rot für den HSV-Kicker.
Derbyheld Kyereh: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl“
„Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich kann es selbst noch nicht ganz fassen. Ich bin einfach überglücklich. Das haben wir uns alle zu einhundert Prozent verdient“, freute sich Daniel-Kofi Kyereh nach Spielende bei „Sky“ und fügte an: „Wir haben uns über das ganzes Spiel hinweg in jeden Zweikampf reingeschmissen. Die zweite Halbzeit war wild, viele Freistöße, viele Fouls, viele Nickeligkeiten. Es war wichtig, dass wir immer wach sein müssen, um unsere Chance zu bekommen. Dass das so funktioniert, ist überragend.“ Vor allem die Vorbereitung lobte der Derbyheld. „Überragendes Dribbling von Rodrigo, genauso überragender Pass auf Luca. Er sagt, er hat mich nicht gesehen. Er hat darauf spekuliert, dass der Ball irgendwo zu mir kommt. Ich habe dann nicht mehr groß nachgedacht, sondern einfach draufgeknallt“, so Kyereh. Ähnlich analysierte sein Trainer Timo Schultz die langen 90 Minuten.
„Es war ein flottes Spiel, es ging Hin und Her – so stellt man sich ein Derby vor. Für jeden St. Pauli-Fan bedeutet dieser Sieg, dass er morgen mit einem breiten Grinsen zur Arbeit gehen kann. Der HSV hat auch ein gutes Spiel gemacht, hatte viele gute Szenen. Mitte der ersten Hälfte kippte das Spiel auf unsere Seite, die Jungs glauben dann an ihre Stärken“, so Schultz. Frust hingegen auf der Gegenseite beim HSV. „Das ist eine Riesenenttäuschung heute Abend. Wir haben eigentlich ein richtig, richtig gutes Spiel gemacht, waren präsent in den Zweikämpfen. In der ersten Halbzeit hatten wir Pech, dass wir nicht in Führung gegangen sind. Dann ist das Spiel offen und bei diesem Ausgang ist die Enttäuschung riesengroß. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, das ist uns nicht gelungen. Dann haben wir das Ding hinten raus verloren. Ich werde heute kein Auge zumachen“, ärgerte sich Leibold abschließend.