Regionalliga Nord
Höcker killt Weiche-Moral – Drinkuth lässt Eintracht feiern
Aus 0:2 mach 2:2: Der FC Eintracht Norderstedt drehte vor 410 Fans einen 0:2-Rückstand gegen den SC Weiche Flensburg 08 noch in ein 2:2-Remis. Großen Anteil an dem Erfolg hatte Eintracht-Keeper Johannes Höcker. Der 33-Jährige parierte mehrfach glänzend und ebnete so den Weg zum Punkt.
„Ich bin nicht der Held“, stelle Eintracht-Torwart Johannes Höcker nach dem Abpfiff deutlich klar um dann aber doch anzufügen: „Bei den zwei, drei Aktionen hintereinander war ich voll da.“ Denn eben mit diesen zwei, drei Aktionen rettete Höcker seine Farben vor einer bitteren Klatsche und ebnete zeitgleich den Weg für eine tolle Aufholjagd. Denn die Gastgeber um Trainer Dirk Heyne starteten sehr holprig in die Partie, die Gäste aus Flensburg waren die klar bessere Mannschaft. Bereits nach elf Minuten rettete Höcker glänzend gegen Kevin Schulz, der einen Hartmann-Eckball direkt auf den Eintracht-Kasten köpfte (11.). Die Jurgeleit-Elf, die ohne Gary Noel und Göhkay Isitan auflief, belohnte sich dann nach einer knappen halben Stunde mit der verdienten Führung. Ilidio Pastor Santos bekam von Jan-Philipp Rose auf dem rechten Flügel zu viel Platz und flankte in die Mitte, wo Marvin Ibekwe goldrichtig stand. Der Deutsch-Nigerianer netzte die Pille eiskalt ein (26.). In der Folge war es dann noch Nick Brisevac, der einen Hartmann-Schuss kurz vor der Linie klärte und so die Eintracht vor dem 0:2 bewahrte. Gleiches galt auch für Jan-Philipp Rose, der quasi mit dem Pausenpfiff seinen bereits geschlagenen Keeper unterstützte und einen Ibekwe-Abschluss noch von der Linie kratzte (45.+1.). Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild vorerst nicht und die Gäste legten nach. Kevin Schulz steckte die Pille für Jonas Walter durch, der dann perfekt den besser postierten Marvin Ibekwe bediente. Höcker war bereits geschlagen und der Weiche-Stürmer schob aus fünf Metern zum 2:0 ein (51.). Glück hatten die Gastgeber dann auch 120 Sekunden später, als Juri Marxen Ibekwe im Sechzehner in die Hacken trat. Referee Patrick Schwengers ließ die Szene aber weiterlaufen. Und siehe da: Der Eintracht gelang der Anschluss. Nach einem Eckball von Nick Brisevac köpfte Marcus Coffie eine Kerze im Sechzehner, die Weiche-Keeper Florian Kirschke eigentlich fangen hätte müssen. Mats Facklam ging dazwischen und nickte die Pille in die Maschen ein (57.).
Nach etwas mehr als einer Stunde startete dann die „Höcker-Show“. Erst fischte der 33-Jährige einen Hartmann-Hammer aus dem linken oberen Kreuzeck (64.), ehe Höcker in einer Szene erst mit den Händen und dann fallend ins Tornetz mit dem Fuß gegen Torge Paetow rettete (65.). Eine absolute Glanzparade und Weltklasse Leistung des gebürtigen Bayern. Glück hatten die Heyne-Kicker auch kurz darauf, als Marvin Ibekwe seinen Schuss nur gegen den Außenpfosten setzte (67.). Und so schöpften die Gastgeber noch einmal Hoffnung und wurden vier Minuten vor Ultimo belohnt. Tayfun Can flankte die Pille von rechts in den Weiche-Strafraum, wo Felx Drinkuth bereits wartete und die Kugel dann mit dem Kopf ins lange Eck leitete (86.). Riesengroßer Jubel in Garstedt – damit hatte kaum noch einer gerechnet. Unschön: Quasi mit Abpfiff senste Nick Brisevac quasi an der Mittellinie einen Flensburger um und Dominic Hartmann revanchierte sich dafür mit einer Kopfnuss. Referee Schwengers zeigte beiden Spielern nur Gelb (88.). Und die Eintracht sollte sogar noch die dicke Chance zum Dreier bekommen. Der eingewechselte Johann von Knebel spielte das Leder von rechts in die Box, wo erst Veselinovic verpasste und dann Can abzog. Patrick Thomsen grätschte den Ball auf der Linie in allerhöchster Not noch weg (89.). „Das, was wir in der ersten Hälfte nicht gemacht haben, haben wir in der zweiten Hälfte gemacht. Mit ein bisschen Glück machst Du dann vielleicht sogar noch das 3:2 – das wäre aber unverdient gewesen“, stellte Höcker nach Abpfiff klar und fügte an: „Das Team hat sich diesen Punkt erkämpft .Mit den zwei Niederlagen zuletzt waren wir etwas unter Druck. Es könnten schon zwei, drei, vier Punkte auf dem Konto haben.“ Wie der 33-Jährige die Doppelchance von Paetow hielt, konnte Höcker selbst aber kaum erklären: „So richtig trainieren kann man sowas nicht. Das sind einfach Reflexe, die man hat. Ich bin froh, dass wir den Punkt geholt haben.“
„Nach der letzten Woche sind wir mit dem Punkt vollkommen zufrieden. Wir hatten uns zu Beginn mehr vorgenommen, waren dann aber viel zu passiv. Uns hat da auch einfach der Mut gefehlt“, bilanzierte Eintracht-Trainer Dirk Heyne und verteilte auch ein Sonderlob an seinen Keeper. Heyne: „Höcki hat uns ganz klar im Spiel gehalten!“ Die Wendung der Begegnung beschreibt Heyne so: „Nach dem 1:2 haben wir auf einmal Mut geschöpft und wollten kämpfen. Wir haben dann auch die Zweikämpfe gesucht. Mit dem zweiten Tor haben wir uns dann noch belohnt. Es spricht für die Moral des Teams, wenn man aus so einem Spiel noch einen Punkt mitnimmt“, so Heyne, der nochmal seinen Schlussmann lobte: „Höcki hatte ein schlechtes letztes Jahr, dafür hatte er dieses Jahr eine tolle Vorbereitung. Er ist jetzt da, wie ich ihn kenne. Höcki ist der Rückhalt des Teams. Er macht das aktuell toll.“ Sein Gegenüber, Flensburg-Zepterschwinger Daniel Jurgeleit, ärgerte sich nach Abpfiff über das Remis. „Wir haben heute zwei Punkte verschenkt. Am Ende können wir sogar glücklich sein, dass wir noch einen Punkt mitnehmen“, so Jurgeleit, der ergänzte: „Wir waren nicht fokussiert und ein Geschenk an Norderstedt bringt uns aus der Stabilität. Auch beim 2:2 stehen wir eindeutig zu tief“, analysierte der 54-Jährige weiter. „Wir hatten genug Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden. Wir haben in den letzten zwei Spielen fünf Punkte verschenkt. Das ist enttäuschend. Wir haben uns versucht die Möglichkeiten herauszuspielen“, so Jurgeleit abschließend.
Foto: KBS-Picture