Oberliga Hamburg
HEBC-Trainer Kocadal: „Die Situation belastet uns alle mental“
Der Hamburger Fußball-Verband hat seinen Vereinen eine vorzeitige Winterpause, aufgrund der Corona-Pandemie, verordnet. Bis Anfang Januar rollt in Hamburg kein Ball mehr. Wie finden das die Oberligisten? AFH hat für Teil vier seiner Oberliga-Serie beim Aufsteiger HEBC nachgefragt.
Sechs Pflichtspiele als Cheftrainer in der Oberliga Hamburg – mehr war HEBC-Coach Özden Kocadal bisher nicht vergönnt. Der 36-Jährige hatte HEBC nach dem Abstieg aus der Oberliga zurück in das Hamburger Fußball-Oberhaus geführt, bis Corona kam und seinen Lauf mit den Lila-Weißen stoppte. Denn: Als Aufsteiger rangiert HEBC nach aktuellem Stand in der Meister-Runde, gehört zur oberen Hälfte der Liga. Das tröstet Trainer Kocadal aber auch nur ein wenig. „Es ist eine Scheiß-Situation. Für mich persönlich, als noch unerfahrener Trainer, ist es zudem sehr undankbar, weil die Saison nicht so abläuft, wie man es als Spieler gewohnt war. Da muss man jetzt alleine irgendwie durch. Aber die Situation ist auch für uns alle doof. Egal ob man beim HFV sitzt, Trainer ist oder spielen will auf dem Platz“, meint der 36-Jährige, der dennoch einige Punkte kritisiert. „Einige Sachen des HFV habe ich aber nicht verstanden und sehe sie auch kritisch. Ich bin zum Beispiel mit dem geplanten Modus auch überhaupt nicht einverstanden, vor allem das die Punkte nicht mitgenommen werden sollen. Zudem fand ich nicht, dass wir so lange hätten warten müssen, bis jetzt eine Entscheidung getroffen wurde.“
Angst vor einer Infektion – Digitales Training als Möglichkeit
Auf der anderen Seite weiß Kocadal auch, die schwierig es in aktuellen Zeiten ist, Entscheidungen gründlich abzuwägen. „Ich möchte jetzt aber auch nicht Mitarbeiter beim Verband sein. Aber man hat schon das Gefühl, dass Hamburg ein bisschen abwartet und links und rechts schaut, wie das andere machen. Aber keiner kann etwas dafür, dass wir jetzt diese Situation haben. Ich weiß auch aus dem nahen Kreis, was diese Krankheit bedeutet. Sie kann einen milden Verlauf haben, kann aber auch zum Tod führen“, mahnt Kocadal und ergänzt: „Diese Situation belastet uns auch alle mental. Die Jungs da wieder einzufangen, das wird auch noch wieder ein Schritt.“ Kocadal arbeitet abseits des Platzes in einer Schule und nimmt jeden Tag das Risiko in Kauf, sich zu infizieren. „Ich habe schon Angst meine schwangere Frau und seine Tochter anzustecken. Auf der anderen Seite will ich beim Fußball, auch keinen anstecken will. Man denkt sich immer, bloß keinen anstecken“, gibt der 36-Jährige offen zu.
Im Gegensatz zu anderen Oberligisten setzt Kocadal nun aber voll und ganz auf digitale Möglichkeiten, was das Training angeht. „Bei uns gab es auch ständig muskuläre Probleme in der Saison. Wir geben den Spielern nun Lauf- und Trainingspläne mit. Wir wollen auch Zoom-Meetings mit der Mannschaft machen. In meiner Philosophie ist aber Laufen nicht wie Fußball. Es ist nur eine Maßnahme, damit die Jungs nicht ganz ohne Fitness wiederkommen“, weiß auch der HEBC-Coach, der keine Idee hat, wie die Saison beendet werden kann. „Ich bin auch sehr gespannt, wie es jetzt weiter gehen soll. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir nur noch die Hinrunde beenden können. Ich kann mir bei den aktuellen Zahlen aber auch nicht vorstellen, dass wir im Januar wieder spielen werden. Ich würde mich freuen, kann es mir aber nicht vorstellen“, meint Kocadal abschließend. Eine Antwort darauf gibt es erst im neuen Jahr.