Bundesliga
Flutschfinger-Zieler lässt HSV wieder jubeln
3:1 gegen den VfB Stuttgart, den 500. Heimsieg perfekt gemacht: Der Hamburger SV feiert die ersten drei Punkte seit dem 25. August. Ausgrechnet VfB-Keeper Ron-Robert Zieler leitete dabei den HSV-Dreier ein. Aaron Hunt erlöste die HSV-Anhänger nach 462 Minuten ohne Heimtreffer.
Die Rothosen starteten gut in die Begegnung, überraschten in den ersten Minuten mit erfrischendem Offensiv-Fußball. Die erste dicke Möglichkeit gehörte dann aber den Gästen aus Stuttgart. Daniel Ginczek wurde mit einem langen Ball auf die Reise geschickt und schüttelte Kyriakos Papadopoulos locker ab. Im eins gegen eins fand der VfB-Stürmer dann aber in HSV-Keeper Christian Mathenia seinen Meister (3.). Bei diesem Heimdebüt fügte sich HSV-Juwel Fiete Arp von Beginn an gut ein und sorgte keine 180 Sekunden später für die erste bessere HSV-Chance. Mit einem Hackentrick schickte der Youngster Aaron Hunt auf die Reise, dessen Querpass im Sechzehner aber nicht den gewünschten Abnehmer fand (6.). Und die Rothosen versuchten direkt nachzulegen. Filip Kostic steckte die Kugel wunderbar für Hunt durch, der aus kurzer Distanz und spitzem Winkel aber an Ron-Robert Zieler scheiterte (8.). Überraschung nach zwölf Minuten: Nach einem etwas härteren Zweikampf in der HSV-Hälfte zwischen Dzenis Burnic und Aaron Hunt zeigte Referee Guido Winkmann dem Stuttgarter die Ampelkarte (13.). Kurz zuvor hatte Burnic bereits den gelben Karton gesehen (5.). Nach rund 20 Minuten belohnten sich die Hamburger dann mit der nicht unverdienten Führung – wenn auch unter Mithilfe von VfB-Keeper Ron-Robert Zieler. Aaron Hunt führte einen Freistoß flach auf die linke Ecke aus, Zieler griff neben dem Ball und ließ so das Volkspark-stadion jubeln (20.). Ein wahres Murmeltor, was den Rothosen aber weiter positiven Wind gab. Hunt bediente Arp, der mit einer Körpertäuschung seinem Bewacher Benjamin Pavard entwischte und abzog.
Zieler bekam aber noch rechtzeitig die Fäuste nach oben (25.). Und die Gisdol-Equipe ließ weiterhin dicke Möglichkeiten liegen. Filip Kostic servierte die Kugel butterweich für Dennis Diekmeier, dem aus elf Metern aber die Nerven versagten (28.). Und auch kurz vor der Pause rettete Zieler seine Farben vor einem höheren Rückstand, wehrte den 18-Meter-Schuss von Kostic ab (41.). Nach dem Seitenwechsel kamen zunächst die Schwaben besser aus der Kabine, ohne allerdings wirklich zwingend gefährlich zu werden. Doch dann wendete sich das Blatt. Dennis Diekmeier ging im Sechzehner klar mit der Hand zum Ball, Referee Guido Winkmann zeigte nach Rücksprache mit Video-Schiedsrichter Günter Perl zurecht auf den Punkt. Daniel Ginczek nahm sich der Sache und verwandelte eiskalt ins linke Eck (54.). Fortnunan war also wieder alles offen im Volksparkstadion und die Gisdol-Elf investierte wieder deutlich mehr in die Partie. Nach etwas mehr als einer Stunde war es dann der ehemalige Hamburger Dennis Aogo, der einen Papadopoulos-Kopfball für den bereits geschlagenen Zieler von der Linie kratzte (63.). Keine zwei Minuten später zappelte die Kugel dann aber dennoch im VfB-Netz. Diekmeier brachte die Kugel wunderbar von der linken Außenbahn auf den zweiten Pfosten, wo Filip Kostic goldrichtig stand und mit dem Kopf zum 2:1 für die Rothosen traf (65.). Die Gisdol-Equipe hatte nun Blut geleckt. Hunt chipte nur drei Minuten später den nächsten Freistoß in die Box, Albin Ekdal verpasste den Einschlag per Kopf nur knapp (68.). Es ging nun Schlag auf Schlag. Fiete Arp wurde am Sechzehner bedient, drehte sich einmal um die eigene Achse drückte die Kugel dann ins lange Eck. Kollektives Ausrasten der Fans im Volksparkstadion (69.).
Stuttgart war geschlagen, die Hamburger spielten weiter. Filip Kostic probierte es von der Sechzehnerkante, Zieler konnte nur mir viel Mühe retten (72.). Und die Rothosen ließen weitere Möglichkeiten liegen. Nach einem Konter landete die Kugel erneut bei Kostic, der aber nur das Außennetz traf (78.). Neun Minuten vor Ultimo war es dann Dennis Aogo, der einen Hunt-Freistoß abfälschte und seinen Keeper Zieler damit unter Zugzwang stellte (81.). Am Ende blieb es dann bei dem 3:1 Heimsieg der Rothosen, die durch den Dreier die Abstiegsplätze vorerst wieder verlassen. Sportchef Jens Todt bilanzierte im Anschluss: „Es fühlt sich an wie ein kleiner Befreiungsschlag. Unterm Strich war es ein verdienter Sieg“, so Todt, der anfügte: „Ich hätte Dennis Diekmeier natürlich sein erstes Bundesliga-Tor sehr gegönnt, aber wir gehen trotzdem alle glücklich nach Hause. Trotzdem hatten wir auch heute, kurz nach der Pause, wieder fünf bis zehn Minuten, in denen wir zu viel zugelassen haben. Das können wir uns natürlich nicht erlauben“, ergänzte der 47-Jährige, der sich den plötzlichen Wandel selbst nicht erklären kann. „Mir wurde schon früh gesagt, als ich nach Hamburg gekommen bin, dass es oft so gewesen sein soll, dass wir immer dann gut spielen, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Wir müssen das natürlich ablegen“, erklärte Todt. Dennis Diekmeier erklärte: „Ich muss den Ball natürlich rein machen. Aber von der ersten Minute war das heute einfach ein geiles Gefühl“, erklärte Diekmeier, der anfügte: „Ich komme dem Tor immer näher. Verhauen habe ich den Ball nicht. Immerhin habe ich das Tor getroffen“, scherzte der 28-Jährige abschließend.
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