Oberliga Hamburg
Farhadi ehrlich: „Es fühlt sich alles umsonst an!“
Der neue Spielmodus im Hamburger Amateurfußball hat in den letzten Wochen für reichlich Diskussionen gesorgt. Vor allem, dass die Punkte aus der Hinrunde nicht mit in die folgenden Runden genommen werden, ärgert die Vereine. Das geht auch Niendorf-Trainer Ali Farhadi so.
Als Ali Farhadi nach dem 2:0-Sieg am Dienstagabend beim TuS Osdorf vom Platz ging, sah man dem NTSV-Trainer schon an, dass ihm etwas auf der Seele lag. Wie viele andere Trainer und Offiziellen auch ärgert sich der Deutsch-Iraner über den Fakt, dass keine Punkte aus der Hinrunde mitgenommen werden. „Normalerweise weiß man, dass man zwei Spiele gegeneinander hat. Das ist diesmal nicht so. Man hat nur dieses eine Spiel und muss es nächste Woche gegen einen anderen Gegner besser machen. Jetzt spielen wir ein Spiel in einem Modus, den ich für sinnlos halte. Das macht die Oberliga kein Stück interessanter“, machte Farhadi nach Spielende seinem Ärger Luft und fügte an: „Es fühlt sich so ein bisschen nach umsonst an.“ Eine schlechte Woche, mehrere Verletzte oder ein Corona-Fall könnten über Meister- und Abstiegsrunde entscheiden, jedenfalls wenn es blöd läuft. Und genau das ärgert Farhadi. „Insgesamt wurde aus meiner Sicht da nicht zu Ende gedacht. Ich glaube aber, dass es auch dem geschuldet ist, dass alle so einen Druck auf den Verband ausgeübt haben, dass sie etwas machen müssen. Klar ist es so, dass sie dann irgendwann meinen, dass sie die Mega-Lösung aus dem Hut gezaubert haben. Dem ist aber nicht so“, macht der Niendorf-Coach seinen Unmut über die Entscheidung deutlich.
„Wir machen den Eindruck, als hätten wir nicht trainiert“
Zwei Spieltage nach Saisonbeginn den Modus für die Liga noch einmal zu verändern, dass hält der Deutsch-Iraner aber für ebenso falsch. „Natürlich ist es zu spät jetzt. Man kann ja nicht den Modus während der Saison ändern, das wäre ja noch schöner. Es ist halt schade“, so Farhadi, der bei seinem Team am Dienstagabend wohl auch Zeichen der kurzen Vorbereitung sah. „Wir machen aktuell den Eindruck, dass wir gar nicht trainiert haben. Was uns immer ausgezeichnet hat war, dass wir immer 90 plus spielen konnten. Jetzt habe ich ab der 60ten das Gefühl, dass man mal wechseln sollte. Deshalb haben wir aber auch einen großen Kader und werden rotieren“, kündigte der NTSV-Trainer an. Und weiter: „Es gehört am Spieltag jetzt auch ein bisschen Glück dazu. Das alle rechtzeitig da sind, dass man nicht noch kurzfristig einen Corona-Fall hat. Das ist ja fast das größte Thema. Beim ersten Mal war ich sehr erschrocken, aber davor ist man nicht gewappnet. So eine Info kann dich wirklich erst zwei Stunden vor Anpfiff erreichen. Das sind immer Schock-Momente.“ Den Spielern macht Farhadi an dieser Stelle aber keinen Vorwurf. „Wenn du hörst, dass Profis das auch bekommen, werden die sich auch nicht von morgens bis abends „DMAX“ angucken. Sie Jungs rennen rum und man kann es ihnen auch nicht übelnehmen. Ich weiß nicht, wie ich damals damit umgegangen wäre“, macht der Deutsch-Iraner sein Verständnis deutlich und ergänzt abschließend: „Wir sind jetzt älter und vernünftiger und machen es nicht, aber viele Jungs sind da sehr unbekümmert. Man wird auch mit der Zeit fahrlässig, das haben wir auch gemerkt. Es ist halt sehr schwierig alles. Das oberste Gebot ist aber natürlich, dass wir alle gesund da durchkommen.“ Ein Gebot, dass aber nur durch gegenseitige Rücksicht auch dauerhaft einhaltbar ist.