Bundesliga
Endspiel vergeigt! Knipst Terodde Gisdol weg?
Die Luft im Volkspark wird dünner: 0:2 gegen den 1.FC Köln, der HSV kann auch im Abstiegsgipfel nicht gewinnen. Simon Terodde schnürte dabei sogar einen Doppelpack. Sportchef Jens Todt kündigte eine Krisensitzung für Sonntag an. Muss Coach Markus Gisdol dann seinen Hut nehmen?
31 Sekunden waren gerade einmal gespielt, als die Effzeh-Anhänger das erste Mal zittern mussten. Vasilie Janjicic bediente im Sechzehner den eingerückten Andre Hahn, der aus kurzer Distanz abzog. Doch Timo Horn tauchte rechtzeitig ab und entschärfte so die Kugel (1.). Keine zwei Minuten später wurde es dann erneut brenzlig im Köln-Strafraum, als eine flache Kostic-Hereingabe von der linken Außenbahn Dennis Diekmeier nur knapp verfehlte (3.). Kurze Zeit später meldeten sich auch die Ruthenbeck-Schützlinge zum ersten Mal – Milos Jojic platzierte einen Freistoß einen guten Meter über die Querlatte (6.). Keine fünf Zeigerumdrehungen später hatten die Rothosen dann allerdings großes Glück, dass Yuya Osako vor Julian Pollersbeck im letzten Moment die Nerven versagten (11.). Quasi im Gegenzug war es dann erneut Filip Kostic, der mit einem Flachschuss Horn zum Eingreifen zwang (12.). Die bittere Pille musste die Gisdol-Equipe dann nach einer guten halben Stunde schlucken. Simon Terodde, erst vor kurzem vom VfB Stuttgart an den Rhein gewechselt, stieg im Sechzehner am höchsten und schädelte eine Jozic-Ecke zur Effzeh-Führung ein (27.). Eine wirkliche Antwort kam von den Hausherren anschließend nicht, lediglich Andre Hahn rutschte die Pille kläglich im Effzeh-Sechzehner über den Spann (35.). Kurz vor dem Pausentee dann Aufregung im Kölner Strafraum! Gideon Jung und Andre Hahn rauschten an einer Diekmeier Hereingabe vorbei, am zweiten Pfosten scheiterte Filip Kostic an der guten Reaktion von Horn.
Mergim Mavraj schockte nur kurz nach Wiederbeginn dann alle HSV-Anhänger, schlug in der eigenen Hälfte ein Luftloch und machte so den Weg für Simon Terodde frei. Doch der Effzeh-Stürmer legte die Kugel am HSV-Kasten vorbei (48.). In der Folge zeigte sich die Gisdol-Truppe zwar bemüht, doch wirkliche Chancen konnten sich die Rothosen nicht erarbeiten. Besser machte es Terodde dann nach rund 70 Minuten, als er vor HSV-Keeper Julian Pollersbeck ganz cool blieb und ein Jojic-Zuspiel eiskalt zum 2:0 für die Gäste verwertete (67.). Bei einer Hand voll HSV-Fans lagen danach die Nerven so blank, sie hüpften für kurze Zeit in den Innenraum. Mit Bobby Wood und Tatsuya Ito zog HSV-Trainer Markus Gisdol in der Folge zwar zwei Offensiv-Optionen, eine wirkliche Wirkung sollten beide allerdings nicht auf das Spiel haben. Salih Özcan sorgte kurz vor Schluss sogar fast noch für das 3:0 für die Gäste, wurde im letzten Moment von Dennis Diekmeier am Abschluss gehindert (83.). „Heute stand viel auf dem Spiel und natürlich haben wir uns viel vorgenommen“, bilanzierte Andre Hahn nach dem Abpfiff und fügte an: „Wir sind in der zweiten Halbzeit nicht mehr zwingend vor das Tor gekommen. Die Situation ist ingesamt natürlich scheiße“, fand der gebürtige Otterndorfer deutliche Worte, der auch die Fans versteht: „Die geben ihr Geld aus und stecken ihr Herzblut in diesen Verein. Es wäre eher schlimm, wenn sie nicht sauer auf uns wären.“
Dennis Diekmeier erklärte nach dem Abpfiff: „Das ist extrem hart für uns alle. Trotzdem hat man gesehen, dass der Trainer uns noch erreicht“, so Diekmeier. „Wir hatten die Chancen, um Tore zu erzielen. Am Ende stehen wir nun mit null Punkten da. Jetzt geht es nur noch um das pure Überleben“, ergänzte der 28-Jährige. HSV-Kapitän Mergim Mavraj zeigte sich ebenfalls niedergeschlagen. „Es gab schon sehr, sehr viele schwere Situationen. Ich habe deshalb keine Angst zu sagen, dass sich die Mannschaft sich wieder dagegen stellen wird“, erklärte Mavraj, der sich über die Trainerfrage keine Gedanken macht. „Natürlich werden wir damit konfrontiert werden, aber ich bin nicht hier, um ein Plädoyer abzugeben. Wir sind genügend damit beschäftigt, die Mannschaft zusammenzuhalten.“ HSV-Sportchef Jens Todt, der sich am Sonntagmorgen mit dem Vorstand zu einer Krisensitzung treffen wird, erklärte: „Wir werden nun eine Nacht schlafen und diesen, für uns schlimmen Abend, verdauen. Morgen früh sehen wir dann weiter. Da wird es definitiv eine Entscheidung geben“, so Todt, der klarstellte: „Morgen ist um zehn Uhr Training. Aber natürlich versuche auch ich immer, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein.“ Und weiter: „Trotzdem bleibe ich optimistisch, weil ich auch weiterhin glaube, dass unsere Mannschaft intakt ist. Aber natürlich hat sich die Situation nochmal deutlich schwieriger geworden. Der Abstand zu rettenden Ufer wächst.“
Foto (Archivbild): KBS-Picture