Regionalliga Nord
EN-Präsident Koch: „Werden Etat verkleinern müssen“
Sportlich war der FC Eintracht Norderstedt auf dem guten Weg, eine tolle Saison zu krönen. Nun wurden aber auch die Garstedter von der Corona-Krise ausgebremst. Auf EN-Präsident Reenald Koch kommen nun zentrale Fragen zu. Wird die Krise Auswirkungen auf den neuen Etat haben?
Landesweit ist die Regionalliga als Geldvernichtungsmaschine verschrien und dennoch überleben zahlreiche Vereine seit vielen Jahren die finanziellen Hürden, die diese Spielklasse mit sich bringt. Ein Verein ist der FC Eintracht Norderstedt, der wie alle Klubs im Moment wegen der Coronavirus-Krise pausieren muss. Keine Spiele bedeuten keine Zuschauereinnahmen – ein Fakt, den EN-Präsident Reenald Koch bisher aber nach eigener Aussage noch unter Kontrolle hat. Doch die Krise bedroht auch die Garstedter – sowohl sportlich, als auch finanziell. „Es hängt vieles davon ab, wie lange die Krise dauert. Die Frage ist, wann wieder gespielt werden kann. Aber viel wichtiger ist, wann können die Kinder wieder zur Schule gehen“, denkt Koch im AFH-Gespräch zuerst an die Gesellschaft. Aber: Der 60-Jährige ist auch dafür verantwortlich, mit seinem Klub solide zu wirtschaften. In der angespannten Lage ein Balanceakt. „Das Sport-Sponsoring wird bei den meisten Unternehmen in naher Zukunft einen anderen Stellenwert haben. Wir sind da zum Glück ganz gut aufgestellt. Diese Krise wird viele Menschen auf den Boden der Tatsachen wieder zurück bringen“, schildert der ehemalige Präsident des FC Sankt Pauli.
Kurzarbeit ist kein Thema – Etat steht auf der Kippe
Klar ist aber auch: Geht es der lokalen Wirtschaft schlecht, trifft dies auch den FC Eintracht Norderstedt. Daraus macht Koch auch keinen Hehl: „Das große Problem für den Fußball wird sein, dass wenn die Unternehmen in einer wirtschaftlichen Krise sind, dass die Firmen erstmal das Geld an die eigenen Mitarbeiter geben, als an die Vereine“, erklärt Koch und fügt an: „Ich gehe davon aus, dass wir erst Anfang Mai wieder gegen den Ball treten. Ob wir überhaupt wieder spielen, weiß ja auch keiner.“ Jüngst steckte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke für die Forderung, bald wieder zur Normalität im Fußball zurück zu kehren zu wollen, viel Kritik ein. Koch kann den 60-Jährigen aber verstehen. „Wer behauptet, dass ein Bundesliga-Verein kein Wirtschaftsunternehmen ist, der ist fernab von der Realität. Vereine, die eine AG sind, die unterliegen dem Aktiengesetz. Man muss die Vereine wie Wirtschaftsunternehmen führen.“
Und weiter: „Wenn so eine Krise auf einen zukommt, weiß ich nicht, wie man darauf reagieren kann“, versucht Koch Verständnis für die Lage der Vereine zu schaffen. Kurzarbeit, die der SV Meppen sie kürzlich beantragte, ist an der Ochsenzoller Straße aber kein Thema. „Dadurch, dass wir viele Spieler als geringfügige Beschäftige haben, können wir keine Kurzarbeit beantragen. Bei uns verdient keiner Millionen“, stellt der Präsident klar und ergänzt: „Wir werden mit den Spielern über das Juni-Gehalt reden und fordern dann eine gewisse Solidarität ein. Es wird aber einige Spieler geben, die das Geld brauchen, weil sie damit zum Beispiel studieren. Da werden wir aber eine gute Lösung für alle finden.“ Allerdings ist Koch auch klar, dass wenn die Krise länger anhält, sich das auf den Etat für die kommende Saison auswirkt. „Wenn es länger dauert, dann werden wir den Etat verkleinern müssen. Der Verein steht immer über allem“, kündigt Koch bereits jetzt an. Überraschend fordert der 60-Jährige dabei aber keine Unterstützung vom Deutschen Fußball-Bund, wie es andere Klubs bereits taten. „Die Verbände sind nicht in der Lage, den gesamten Fußball zu fördern. Ich glaube, dass das finanziell nicht machbar ist. Da muss man auch ehrlich zu sich selber sein. Da müssen die Vereine sich in erster Linie selber helfen“, stellt Koch klar. Und so bleibt auch ihm nichts anderes übrig als zu hoffen, dass auch sein Verein die Krise ohne größere Probleme übersteht. Die Regionalliga-Lizenz ist schon in trockenen Tüchern.