Amateurfußball
DFB-Arzt Meyer: „Inzidenzwerte immer weniger wichtig“
Seit einigen Wochen darf im Amateurfußball wieder der Ball rollen. Möglich machen die sinkenden Inzidenzen und eine steigende Impfquote. Einen Rückfall, wie im letzten Jahr, erwartet DFB-Arzt Tim Meyer nicht. Zudem kritisiert der Mediziner das Vorgehen der Politik.
Es war die große Erleichterung für den Amateurfußball in den vergangenen Wochen. Die Inzidenzen sanken kontinuierlich auf ein niedriges Niveau und die Politik lockerte die Beschränkungen. Seitdem ist Fußball immerhin wieder mit mehreren Personen möglich, auch wenn in Hamburg beispielsweise weiterhin Beschränkungen gelten. So dürften in der Hansestadt aktuell nur 20 Personen zusammen kicken. So sollen Testspiele verhindert werden. In Schleswig-Holstein sind diese beispielsweise schon wieder möglich. Doch lange sollten die Beschränkungen nicht mehr gelten, meint auch DFB-Arzt Prof. Dr. Tim Meyer. Der Mediziner ist nicht nur Arzt der Nationalmannschaft, sondern besetzt auch die W3-Professur für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes. „Die Pandemie nimmt ab, es besteht also generell eine geringere Gefahr. Es ist außerdem anzunehmen, dass dies kein vorübergehender Trend ist“, macht Meyer auf der Plattform „fußball.de“ den Amateurfußballern Hoffnung, dass die aktuellen Lockerungen nicht wieder zurückgenommen werden und fügt zeitgleich an: „Es gibt immer mehr Geimpfte auch unter den Spielern. In der Kombination dieser drei Aspekte sind starke Einschränkungen bis hin zu Verboten für den Freiluftsport aus meiner Sicht nicht mehr ohne Weiteres begründbar.“ Vor allem die „willkürlichen“ Beschränkungen ärgern Meyer, wie er selbst sagt.
„Eine Sportart nur halb zu erlauben, ergibt für mich keinen Sinn“
„Letztlich waren und sind das administrativ angehauchte Regelungen, die keinen wissenschaftlichen, sondern eher einen pragmatischen Hintergrund haben. Beispiel Zweier-Gruppen: Das ist letztlich die geringste Größe, um nicht ganz allein Sport treiben zu müssen – also legt man zwei Personen fest“, erklärt Meyer die Regelungen aus seiner Sicht und fügt an: „Andere definierte Größen wie 5, 10 oder 20 Personen sind offensichtlich vor allem vom Dezimalsystem bestimmt, aber nicht von der Frage, wie ich Einschränkungen sportgerecht vornehmen kann. Da steckt schon einiges an Willkür drin, so wie auch in den Altersbeschränkungen.“ Trotzdem mahnt der Mediziner, dass beispielweise Umkleiden noch länger geschlossen bleiben sollten – trotz der inzwischen größeren Zahl an Geimpften. „Gegebenenfalls sollten also die Duschen und Umkleidekabinen noch einige Wochen geschlossen bleiben. Es ist angesichts des schöner werdenden Wetters auch zu empfehlen, Besprechungen an der frischen Luft abzuhalten und bei Gesprächen auf Abstand zu achten. Auf dem Spielfeld kann nicht auf Abstand geachtet werden und es ist auch nicht erforderlich, weil die Bewegungen und Kontakte dort sehr flüchtig sind“, begründet Meyer und ergänzt: „Das ist anders, wenn man sich 30 Minuten Nase an Nase gegenüber steht und unterhält. Um es nochmal zu unterstreichen: Eine Sportart nur halb zu erlauben, ergibt für mich keinen Sinn.“ Damit spricht der Mediziner sicherlich vielen Trainer, Offiziellen und Amateurfußballern aus der Seele.