Oberliga Hamburg
Der Grund: HFV-Boss Fischer erklärt seinen Rücktritt als Präsident
Nach 14 Jahren als Präsident endet noch in diesem Jahr die Ära von Dirk Fischer beim Hamburger Fußball-Verband. Für viele Beobachter kam die Entscheidung des 77-Jährigen am vergangenen Freitag überraschend. AFH hat beim HFV-Jahresempfang bei Fischer nachgehakt.
Es war die Überraschung in der vergangenen Woche, als der Hamburger Fußball-Verband den Rücktritt von Präsident Dirk Fischer in einer Pressemitteilung verkündete. Erst Anfang Juni hatte sich Fischer nämlich beim ordentlichen Verbandstag wiederwählen lassen. Der nun angekündigte Rücktritt hinterließ bei vielen, die den Hamburger Amateurfußball verfolgen, große Fragezeichen. AFH fragte Fischer auf dem Jahresempfang des HFV am Montagabend, was es mit seinem Rücktritt auf sich hat. Fischer stand Rede und Antwort, erklärte: „Mein biologisches Alter reicht meinem Zielalter weit voraus. Ich bin bis zu meinem 82. Lebensjahr gewählt worden, aber ich habe nicht die Absicht, in diesem fortgeschrittenen Alter noch Präsident zu sein. Und dann gab es eine Formation, im Zusammenhang mit dem Hamburger Sportbund und dem HFV, und da ist das ein sinnvoller Termin, dass wenn wir in den normalen Betrieb zurückkehren, auch eine Erneuung in der Verbandsspitze machen, die über einen längeren Zeitraum Verantwortung trägt. Das ist der einzige Aspekt. Keiner hat uns getrieben, wir mussten nicht – wir wollten“, erklärte Fischer, der dann genauer ins Detail ging. „Es war auch mein Wunsch, dass wir nicht in so einer Krise die Pferde wechseln, sondern dass man erst freie Bahn macht, für ein neues Team. Das war auch ein Grund, weshalb ich am letzten Verbandstag noch kandidiert habe. Es war in guter Absprache mit dem geschäftsführenden Präsidium. Wir wollten eine Situation abwarten, wo ein Neustart sinnvoll ist. Wir wollten zudem mehr Klärung in die Umstände bekommen, was beim HSB passiert“, fügte Fischer an. Deshalb sei nun der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang beim HFV.
Fischer will mehr Videokonferenzen – DFB muss sich „verändern“
„Ich hätte mir zum Ende der Amtszeit, die 14 Jahre lang war, etwas sportlich anderes gewünscht. Doch dann kam die Corona-Pandemie und man musste da durch. Das war auch mit den Vereinen in der Situation nicht immer ganz einfach. Aber wir haben das durchgestanden“, bilanzierte Fischer weiter, der seinem Nachfolger, der aktuell noch nicht feststeht, aber in der kommenden Woche durch eine Präsidiumssitzung vorgeschlagen werden soll, noch einige Worte mit auf den Weg gab. „Ich wünsche meinem Nachfolger, dass die vergangenen Jahre sich nicht wiederholen. Zudem wünsche ich mir, dass wir über die Videokonferenzen viel mehr mit den Vereinen in den Austausch gehen. Das ist sehr viel intensiver und regelmäßiger. Vorher haben wir die Vereinsdialoge gehabt, aber was wir nun gemacht haben, waren diese Videokonferenzen. Da erfährt man sehr viel aus dem Dialog. Das sollte auch regelmäßig weiterbetrieben werden“, stellte der 77-Jährige klar und ergänzte: „Zum anderen wünsche ich mir, dass die neue Führung nachhaltig auf die Dinge einwirkt, die sich im DFB verändern müssen. Wir müssen dort ein miserables DFB-Image, was uns auch in den Regional- und Landesverbänden belastet, beseitigen. Heute wird man schief angeguckt, wenn man sagt, dass man mit dem DFB unterwegs ist. Wir brauchen eine abgestimmte Personalfindung für den Präsidenten und den Schatzmeister“, so Fischer, der danach aus dem Nähkästchen plauderte, was beim DFB in der Causa um den inzwischen zurückgetretenen Fritz Keller schieflief. Dabei fand Fischer überraschend klare Worte.
So einen neuen DFB-Präsidenten wünscht sich HFV-Boss Fischer
„Koch wollte einen „Bundespräsidenten“ (DFB-Präsidenten, Anm. d. Red), der nichts zu sagen hat und nur lächeln kann bei der Pokal-Übergabe. Fritz Keller hätte sich die Dinge genauer angucken müssen und sagen, dass er sich darauf nicht einlässt. Hinterher hat er gemerkt, in welche unwichtige Rolle er abgedriftet ist. Dann wollte Koch noch, dass er nicht einmal dem Präsidialausschuss angehört. Es ist meinem entschiedenen Widerstand in der Konferenz zu verdanken, dass er an der Stelle einen Kompromiss machen musste. Ich habe gesagt, dass es nicht wahr sein kann, dass die im Ausschuss alles vorbereiten und der Präsident nur noch Dinge durchwinken kann, an denen er gar nicht beteiligt war. Das waren ganz irre Nummern“, blickte Fischer zurück und entgegnete auf die Frage, wer denn nun neuer DFB-Präsident werden solle: „Die Frage, wie das Personalfindungssystem ist, ist völlig unklar. Wir brauchen einen kompetenten Präsidenten, der auch in seinen Aufgaben sich den Titel verdient hat. Ein Präsident muss auch in der Führungsaufgabe, die man von einem Präsidenten erwartet.“ Doch darum wird sich der 77-Jährige nicht mehr kümmern. Spätestens im November soll der neue HFV-Präsident übernehmen. Danach beginnt für Fischer die Zeit ohne den HFV, aber nicht mit minder weniger Arbeit, wie er selbst sagt: „Ich habe so viele Dinge, um die ich mich kümmern muss. Ich habe noch Ehrenämter und andere Dinge mehr. Langeweile kommt mit Sicherheit nicht auf. Aber ich freue mich auf die freiwerdende Zeit im privaten Sektor, um auch mal mehr zu Hause zu sein“, so Fischer abschließend.