Oberliga Hamburg
Claus-Show macht Vicky zum „Chef im Ring“
Tor-Spektakel an der Hoheluft: Vor 471 Fans besiegte der SC Victoria Hamburg den HSV Barmbek-Uhlenhorst mit 4:2. Mann des Abends: Vicky-Stürmer Ian Prescott Claus, der mit drei Toren seinen ehemaligen Klub nahezu alleine zu Fall brachte. Das erkannte auch Marco Stier nach Abpfiff an.
„Es kann sich keiner vorstellen, wie glücklich ich bin“, strahlte Ian Prescott Claus nach dem Abpfiff und fügte an: „Ich wusste, dass mir das mit Marco Stier noch nachhängen wird, aber das war mir egal. Wir wollten zeigen, wer der Chef im Ring ist und das haben wir getan.“ Und das gleich mit drei Treffern und am Ende drei Punkten für die Hoheluftler. Dabei hatte Vicky, gerade kurz vor und nach der Pause großes Glück, dass BU seine vielen Chancen nicht nutzte. Aber der Reihe nach. Die Hausherren erwischten den besseren Start und gingen bereits nach zwölf Minuten in Führung. Julian Schmid entwischte seinem Gegenspieler und bediente dann von links Ian Prescott Claus. Dieser stand am ersten Pfosten sehr blank und hatte aus kurzer Distanz keine Probleme mehr (12.). Doch in der Folge erhöhte die Stier-Elf nicht nur die Schlagzahl, sondern verdiente sich auch den Ausgleich. Erst konnte Dennis Lohmann einen Schuss von Louis Mandel noch gerade so gegen den Querbalken lenken (23.), dann klärte der Vicky-Schlussmann sensationell aus wenigen Metern einen Kopfball von Elias Saad (33.), der zuvor von Abdel Hathat bedient wurde. Fünf Minuten vor dem Pausentee zappelte der Ball dann im Netz. Nach einem Eckball war Ronny Buchholz aus dem Gewühl heraus zur Stell und donnerte die Pille aus elf Metern in die Maschen (40.). 120 Sekunden vor der Halbzeit ließ BU dann sogar noch die Chance zur Führung liegen. Elias Saad wurde auf die Reise geschickt, war auf und davon uns sah den mitgelaufenen Louis Mandel. Lohmann war bereits geschlagen als der Querpass kam, doch diesen kratzte im letzten Moment noch Tim Pahl ins Aus (43.). „Wir spielen die beste erste Halbzeit, die ich je gesehen habe. Müssen 3:1 oder 4:1 führen und kommen aus der Halbzeit raus und machen direkt das Sahnetor zum 2:1“, sagte BU-Trainer Marco Stier später.
Gesagt, getan! Keine 180 Sekunden nach Wiederbeginn belohnten sich starke Barmbeker für den großen Aufwand. Hathat bekam am rechten Strafraumeck von den Gastgebern viel zu viel Platz, zog ein Stück in die Mitte und schlenzte die Murmel dann mit seinem linken Fuß in die lange Ecke (48.). Ein sehenswerter Treffer, doch die Freude bei den Verantwortlichen und Fans hielt nicht lange an. Denn: Vicky fand im direkten Gegenzug die passende Antwort und sollte die Barmbeker damit nachhaltig aus dem Konzept bringen. Dennis Bergmann zog aus 16 Metern zentraler Position flach ab und sein Schuss schlug rechts in den Maschen ein (49.). „Täglich grüßt das Murmeltier. Wir haben unsere Chancen mal wieder nicht genutzt. Man muss einfach sagen, dass alle Gegner brutal effektiv gegen uns sind. Das ist langsam echt zum Verzweifeln. Bis zum 4:2 macht Vicky aus vier Chancen vier Tore – da können wir uns eine Scheibe von abschneiden“, so Stier weiter. Nur weitere sechs Minuten später gingen die Ebbers-Schützlinge dann nämlich in Front. Nachdem Niklas Sabas im Strafraum Alexander Brock zu Fall brachte, vollstreckte Prescott Claus vom Punkt zum 3:2 für die Hoheluftler (55.). „Ich muss Bergmann aber ein großes Lob aussprechen, den Elfer gibt nicht jeder her“, freute sich Claus, der sich aber noch ein drittes Mal in die Torschützenliste eintrug. Nach etwas mehr als einer Stunde war es dann nämlich erneut der ehemalige Barmbeker, der den Vicky-Sieg nahezu unter Dach und Fach brachte. Claus wurde auf die Reise geschickt und schoss dann gegen den Innenpfosten, von wo der Ball über die Linie sprang (65.). Claus: „Wir haben auch nach dem 1:2 nicht aufgehört und BU dann gezeigt, wo der Hammer hängt.“ Enttäuschung auf der Gegenseite, aber auch Respekt für die Leistung der Victorianer kam von BU-Torwart Johannes Höcker.
„Es kotzt mich an. Wir haben in der ersten Halbzeit ein riesen Spiel gemacht, waren spielerisch deutlich besser als Vicky. Wir haben uns dann vorgenommen, so weiter zu machen und schießen das 2:1. Letztendlich lag es nur an dem einen Spieler, der den Unterschied ausgemacht hat. Da waren wir nicht wach genug, aber er hat die auch stark gemacht“, so Höcker, der ergänzte: „Das wir Fußball spielen können, hat man die letzten Wochen gesehen. Ich kenne ihn so nicht, habe aber gehört, dass er ein guter Kicker ist. Aber wie er die Tore gemacht hat, war unglaublich.“ Sein Trainer Marco Stier bilanzierte weiter: „Ich bin dennoch zufrieden mit der Leistung, auch wenn die Abwehrleistung mal wieder katastrophal war. Die Tore die wir bekommen, waren sehr einfach. Leider haben wir aktuell nur einen Spieler, der aus dem Spiel heraus Tore schießt. Alle anderen bekommen es nicht gebacken und ich kann auch keine Tore mehr schießen. Wir haben unser Ergebnis wieder nicht geliefert und müssen nun mit dem Fernglas nach oben schauen.“ Um die Frage, ob die Tore seines ehemaligen Schützlings, von dem man sich nicht im Guten trennte, noch härter schmerzten, erklärte Stier: „Besonders tut es nicht weh. Ian ist jetzt ein Spieler von Vicky und macht die Tore super. Es ist ja nicht so, dass ich es in der Besprechung nicht gesagt habe. Da muss man dann einfach gratulieren. Die Tore waren von ihm einfach Sahnemäßig gemacht. Vicky-Übungsleiter Marius Ebbers, der am Abend noch zur Ü40-Meisterschaft nach Berlin weiterreiste, zufrieden: „So ein Spiel wünscht man sich als Trainer. BU hat fantastisch gespielt, wir haben toll gespielt. Wir haben die ersten 25 Minuten es ordentlich gemacht, hatten dann aber richtige Probleme. Gerade nach der Halbzeit haben die Jungs das aber sehr gut umgesetzt, was wir uns vorgestellt haben.“
Foto (Archivbild): KBS-Picture