Oberliga Hamburg
Brendel knipst dreifach: SVR fahrig – HSV III eiskalt vor dem Tor
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4:0-Heimsieg für 159 Zuschauern! Der Hamburger SV III setzte sich am Freitagabend deutlich gegen den SV Rugenbergen durch. Dabei hätten die Bönningstedter durchaus selber früh in Führung gehen können. Bei den Rothosen stach vor allem der Stürmer Manuel Brendel heraus.
Die Nerven lagen blank nach Abpfiff: SVR-Kicker Kevin Beese und Manager David Fock schrien sich auf dem Platz gegenseitig an und diskutierten lautstark über die wenige Sekunden zuvor besiegelte Niederlage gegen den HSV III. Denn eigentlich hatten die Bönningstedter durchaus selber die Chance auf den Sieg. Aber der Reihe nach. Es waren gerade einmal 35 Sekunden in Norderstedt gespielt, als die Gäste die erste dicke Chance verbuchten. Nikolaj Rörström legte den Ball rechts raus zu Leon Neumann und dessen Hereingabe klärte Dominik Jordan – allerdings in Richtung des eigenen Tores. Der Ball klatschte kurz hinter der Querlatte auf das Tornetz (1.). Es war der Beginn einer wilden Anfangsphase, in der sich SVR-Trainer Michael Fischer bereits die Haare raufte. Denn sechs Minuten später war Patrick Hoppe nach toller Vorarbeit von Jan Düllberg eigentlich schon auf dem Weg zur Führung, lief alleine auf HSV-Keeper Jonas Marschner zu. Doch anstatt die Murmel sauber reinzuschieben, probierte es Hoppe mit einem Lufper, der genau in den Armen von Marschner landete. Fischer tobte vor Wut und trat den in der Mitte stehenden Mülleimer ein ordentliches Stück durch die Luft (7.). Doch auch die Rothosen meldeten sich früh zu Wort, mit nicht unbedingt minder dicken Gelegenheiten. Nur 60 Sekunden nach der Hoppe-Szene vergaben auf der Gegenseite Manuel Brendel und Marcell Jansen, der erst kurzfristig für Levin Erik in die Startelf gerutscht war, knapp (8.). Und keine 120 Sekunden später hatte Jansen erneut die Führung auf dem Fuß, scheiterte diesmal aber an einem super Reflex von Rugenbergen-Schlussmann Hartmann (10.). Nach rund einer halben Stunde kam es noch dicker fürs Fischer-Team.
Brendel trifft vom Punkt – Nikroo nutzt Hartmann-Patzer aus
Nachdem Michael Ulbricht im eigenen Strafraum unclever gegen Kilian Utcke in den Zweikampf gegangen war, zeigte Schiedsrichter Gerhard Ludolph auf den Punkt (26.). Utcke nahm sich das Leder selbst, verzögerte in bester Lewandowski-Manier beim Anlauf und hämmerte das Spielgerät dann mehrere Meter über die Latte in den Norderstedter Nachthimmel (27.). Fischer legte die Hände vor das Gesicht und notierte die Szene mit versteinerter Mine. Fünf Minuten später jubelten dann die Rothosen. Sepehr Nikroo und Leon Neumann rannten im SVR-Strafraum aneinander, Nikroo ging zu Boden und Ludolph zeigte erneut auf den Punkt. Eine im Nachgang fragwürdige Entscheidung, hatte Neumann Nikroo wohl kaum getroffen. Manuel Brendel jedenfalls war es egal, denn dieser versenkte den Strafstoß eiskalt unten rechts (31.). Und quasi mit dem Pausentee legten die Hausherren nach. Rugenbergen verlor in der Vorwärtsbewegung den Ball, Ulbricht leitete über Dominik Jordan den Konter ein und dieser spielte die Murmel dann mustergültig in die Spitze. Brendel blieb cool und chipte den Ball ins Netz (45.). Der zweite Durchgang ist in der Folge kurz und knapp erzählt. Nachdem Patrick Hartmann sieben Minuten nach Wiederbeginn Nikroo zum Toreschießen einlud und dieser das 3:0 erzielte (52.), war die Messe für die Bönningstedter gelesen. Für den 4:0-Endstand sorgte dann knappe zwanzig Minuten vor Schluss erneut Brendel, der nach einem Jordan-Eckball am ersten Pfosten einschädelte (71.). Der 22-Jährige schnürte damit seinen Dreierpacke, ehe Referee Ludoph die Begegnung sehr zeitig beendete.
Fischer findet deutliche Worte – Rabenhorst/Rahn sind zufrieden
„Es war ein komisches Spiel“, fasste Fischer nach Spielende zusammen und ergänzte: „Es hätte auch nach einer Viertelstunde schon 2:2 stehen können. Ich hatte aber schon den Eindruck, dass unsere Chancen deutlich größer waren.“ Besonders ärgerte sich der SVR-Coach über die Hoppe-Szene nach sieben Minuten. „Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass ich es eine Frechheit finde, diesen Ball zu chippen. Da habe ich kein Verständnis für“, so Fischer, der anfügte: „Dann bekommen wir einen Elfmeter, den er nicht sehr platziert geschossen hat. Vom Prinzip her, wenn es dumm für den HSV läuft, führen wir 2:0. Aber mit wenn, hätte und aber haben wir in der Hinserie sehr wenig Punkte geholt. Wir hatten große Chancen, dass Spiel vorzeitig in unsere Richtung zu lenken.“ Besonders rosig sieht es für die Bönningstedter zudem nicht aus. „Nach dem aktuellen Stand gehen wir mit zwei Punkten in die Abstiegsrunde. Wir müssen jetzt so ein bisschen hoffen, dass einige Mannschaften, die wahrscheinlich auch in der Runde spielen, nicht mehr so viele Punkte holen. Aber das liegt am Ende alles nicht in unserer Hand“, stellte Fischer fest und erklärte weiter: „Jeder schaut jede Woche, was die anderen machen. Wir müssen die Spiele, die wir noch haben, so viele Punkte holen, wie möglich. Aber mit unseren zwei Siegen gegen den Ersten und Dritten sieht es aktuell nicht ganz so prickelnd aus.“
Zufriedenheit herrschte hingegen auf der Gegenseite. „Bis zum ersten Tor von uns war es ein bisschen fahrig, auch wenn ich fand, dass wir gut im Spiel waren. Rugenbergen ist über das Umschalten gekommen. Ich habe vor dem Elfmeter noch zu Rahner gesagt, dass das Glück doch auch irgendwann mal wieder zu uns kommen muss. Ich war froh, als der Ball drüber ging, weil wir sonst wieder so ein Negativerlebnis gehabt hätten. Ich fand die Reaktion danach dann richtig gut“, freute sich Marcus Rabenhorst. Sein Trainerkollege Christian Rahn ergänzte: „Wir haben auch ein paar Dinger gehabt. Es hätte 2:0 für Rugenbergen stehen können, aber auch 2:2. Aufgrund der zweiten Halbzeit hätten wir sicherlich noch das eine oder andere Tor machen müssen, gerade weil wir in den vergangenen Wochen so viele Dinger gegen uns bekommen haben. Normalerweise heben wir keine Spieler heraus, aber Manuel Brendel hat es heute wirklich überragend gemacht“, stellte der HSV-Übungsleiter abschließend fest.