Oberliga Hamburg
Aufholjagd kam zu spät: HEBC schlägt gebeuteltes Osdorf
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Ohne Cheftrainer und ohne Stamm-Innverteidiger musste sich der TuS Osdorf am Freitagabend HEBC mit 2:3 geschlagen geben. Gäste-Coach Özden Kocadal sorgte nach Spielschluss zudem für einen Gänsehaut-Moment. Derweil fand Osdorf-Manager Yavas nach Abpfiff deutliche Worte.
Die Begegnung am Blomkamp war erst wenige Sekunden abgepfiffen, da stapfte HEBC-Trainer Özden Kocadal auf den Platz und in Richtung Kabine. Obwohl sein Team gerade mit 3:2 beim TuS Osdorf gewonnen hatte, schien das Ziel des Übungsleiters ein anderes zu sein, als mit seinem Team zu feiern. Die Auflösung gab es kurz darauf. Kocadal herzte Osdorf-Trainer Phillipp Obloch, der seiner Mannschaft aus familiären Gründen nur von der Dachterrasse des Kabinentraktes aus zuschauen konnte. Eine Szene, die berührte. „Ich bin zu einer Person gegangen, der meinen vollen Respekt verdient. Das war mir viel wichtiger als Fußball“, stellte Kocadal nach Abpfiff fest. Eine Szene, die nicht nur von großer Charakterstärke, sondern auch von Nächstenliebe geprägt war. Zusätzlich zum Fehlen des Cheftrainer verletzte sich unter der Woche bei den Osdorfern auch noch Verteidiger Tim Jobmann am Sprunggelenk und wird voraussichtlich länger ausfallen. Mit unter anderem Manager Cemil Yavas an der Seitenlinie erwischten die Hausherren allerdings eigentlich einen Auftakt nach Maß. Nachdem Jeremy Wachter lang und weit geschickt wurde legte dieser den Ball für Kay-Fabian Adam ab, der das Leder von links noch einmal quer spielte. Eigentlich war die Szene bereits vorbei, doch aus dem Rückraum rauschte Mehmet Eren heran und schepperte die Pille ins Netz (18.). Der anschließende Jubel war dann Jobmann gewidmet. Das gesamte Team streckte das Trikot des Verletzten in die Höhe. Bereits acht Minuten zuvor hatte HEBC die erste wirklich dicke Chance des Tages in Person von Friedemann Schott vergeben (10.).
HEBC dreht das Spiel – Meins verhindert den 2:2-Ausgleich
Es dauerte allerdings gerade einmal neun Minuten, ehe die Eimsbütteler zurück ins Spiel fanden. Nachdem HEBC den Ball in den Strafraum bekam, wollte Moritz Rosemeier die Pille klären und schlug ein ordentliches Luftloch. Der Ball landete am 16 Meterraum bei Piet Oldag, der nur noch schießen brauchte. Die Murmel schlug halbhoch ein (27.). Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt alles andere als unverdient, vor allem wenn man die Chance der Lila-Weißen im Vorfeld durch Lion Jodeit bedenkt (21.). Und noch vor dem Pausentee legte HEBC nach. Von rechts wurde die Kugel in die Mitte gechipt, Lion Jodeit stand völlig blank und köpfte die Pille dann per Bogenlampe in die lange Ecke (38.). Die Gäste hatten das Spiel innerhalb von wenigen Minuten gedreht und zeitgleich auch die ansonsten recht laute Osdorf-Bank nahezu verstummen lassen. Nach dem Seitenwechsel war dann zuerst aber wieder Osdorf am Drücker. Jeremy Wachter wurde tief bedient, ging fast bis zur Grundlinie und legte den Ball dann an den Fünfmeterraum quer. Dort stand Mehmet Eren völlig blank, fand diesmal aber in HEBC-Keeper Patrick Meins seinen Meister (49.). Und HEBC? Ließ ebenfalls eine dicke Gelegenheit ungenutzt. Der Ball wurde von rechts geflankt, Osdorf stand in der Defensive völlig ungeordnet und am zweiten Pfosten kam der eingewechselte Malte Wilhelm frei zum Kopfball. Die Pille segelte entgegen der Laufrichtung von Tjark Grundmann knapp rechts vorbei (63.). Acht Minuten später machten es die Kocadal-Kicker besser. Osdorf verlor vor der eigenen Bank den Ball und dann ging es schnell. Schott steckte den Ball an der Mittellinie perfekt für Alexandros Tourgaidis durch, der am Strafraum zwei Osdorfer ins Leere schickte und dann nur noch einschieben musste (71.). Es war die vermeintliche Vorentscheidung in dieser Partie.
Trapp fliegt vom Platz – Cemil Yavas findet deutliche Worte
Doch für Osdorf kam es noch dicker. Nur knapp zwanzig Minuten nach seiner Einwechselung musste auch noch Kevin Trapp nach einer, so legte es Referee Björn Friedsch aus, Notbremse mit glatt Rot vom Feld (84.). Zwar erzielten die Blomkampler in Unterzahl durch Papa Mousse Ndiaye noch den 2:3-Anschlusstreffer (90.), ins Gewicht viel die Bude allerdings nicht mehr. „Es war wild, aber es wird langsam zur Normalität, dass die Spieler mir noch mehr graue Haare auf den Kopf treiben. Mal schauen, wie lange das noch weitergehen soll. Wir hätten den Sack früher zumachen müssen, spielen einige Szenen nicht richtig aus. Am Ende kann man froh sein, dass man hier gewonnen hat. Das Wie ist am Ende egal“, freute sich HEBC-Coach Özden Kocadal nach dem Abpfiff und fügte an: „Unser Job ist noch nicht vorbei. Es ist mir egal, wo wir gerade in der Tabelle stehen. Gegen Tornesch haben wir eine Besprechung gemacht und haben gesagt, dass wir nun von Spiel zu Spiel denken müssen. Wir müssen nun unsere nächsten Knackpunktspiele gewinnen und dann werden wir sehen, wohin die Reise geht.“ Obloch-„Ersatz“, jedenfalls was das Statement nach dem Spiel anging, Cemil Yavas, fand deutliche Worte für den Auftritt seines Teams. „Wir sind eigentlich gut reingekommen und machen auch das 1:0. Da sah eigentlich alles gut aus. Und nach dem 1:1 hat es dann alles nach hinten geworfen. Wir waren nicht mehr bissig und haben auch das 2:1 bekommen“, so Yavas, der abschließend ergänzte: „Wir machen zu spät das 3:2. So haben wir uns den Schneid abkaufen lassen. Wir sind zu viele Diskussionen eingegangen, die uns Zeit gekostet haben. Wir haben alles, was uns stark macht, vergessen. Es ist schade, dass wenn man so lange vorne ist, dass wir es uns nun kaputtmachen. Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen.“