Oberliga Hamburg
An den Vorstand: BU-Mitglied mit offenem Brief
Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst befinden sich ein Teil der Mitglieder und Fans weiterhin mit dem Vorstand im Streit. Die Fronten zwischen beiden Parteien scheinen verhärtet. Ein BU-Mitglied fordert den Vorstand in einem Offenen Brief nun klar zum Rücktritt auf und nennt Gründe dafür.
Bei dem Mitglied handelt es sich um Mario Schlegel, der schon vor einigen Wochen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Damals hatte Schlegel die Bilanzen des Klubs angefordert, um die Aussagen des aktuellen Vorstandes, im Zusammenhang mit der Freistellung von Ex-Trainer Marco Stier, zu überprüfen. Der BU-Vorstand verwieß gemäß Satzung nach eigenen Angaben auf die durch das Corona-Virus verschoebene Mitgliederversammlung. Nun geht der Streit zwischen Mitgliedern und Vorstand in die nächste Runde.
Wir haben den Offenen Brief per E-Mail erhalten und veröffentlichen diesen hier ungekürzt:
Offener Brief an den Vorstand und an den neuen Trainer der 1. Mannschaft des HSV Barmbek-Uhlenhorst von 1923 e.V.
Jan Haimerl, es ist nun schon mehrere Tage her, dass Du in Deiner Funktion als zukünftiger Trainer der 1. Mannschaft des HSV Barmbek-Uhlenhorst in der Sendung „Kalles Halbzeit“ zu Gast warst. Ich bin ehrlich und gebe zu, dass ich mich über Deinen Auftritt sehr geärgert habe. Und auch jetzt, nachdem etwas Zeit verstrichen ist, bin ich nach wie vor mit diesem Auftritt nicht einverstanden und habe mich deshalb entschlossen, diesen Offenen Brief an Dich und auch an den Vorstand zu verfassen. Zunächst mal finde ich es sehr anstrengend, dass Du es nicht schaffst, eine klare, eindeutige Aussage darüber zu machen, welche Ziele in der nächsten Saison mit der Mannschaft angestrebt werden sollen. Es ist für mich bisher nicht richtig erkennbar, wofür Du eigentlich stehst, und was Du mit den Jungs zusammen wirklich erreichen willst. Schon bei Fussifreunde ist zu lesen: „ Es wird sicher nicht so sein, dass wir uns in der kommenden Saison nur den Klassenerhalt als Ziel setzen.“ Eine eher wage Aussage darüber, worin die Reise gehen soll und ganz sicher keine, die die Spieler dazu antreiben wird, auf dem Rasen das Letzte aus sich heraus zu holen, um in der Tabelle ganz nach oben zu kommen. Und dass BU nicht den Abstieg in die Landesliga anstrebt, dürfte wohl eine Selbstverständlichkeit sein!
Auch in „Kalles Halbzeit“ blieben die Aussagen zur Zielsetzung in der kommenden Saison eher unpräzise. Deine Bemerkung, Du seist Dir auch nicht sicher, ob Du die Schuhe Deiner Vorgänger ausfüllen will, erweckt bei mir nicht gerade den Eindruck eines Trainers mit hohen Zielen und Ambitionen. Ich frage mich, wie Du so die Mannschaft mitreißen und zu Höchstleistungen animieren willst, so wie es Dein Vorgänger Marco Stier geschafft hat. Auch wenn Dir die Vergleiche mit Marco Stier wortwörtlich auf den Senkel gehen, so werden diese wahrscheinlich dennoch nicht so ohne weiteres enden, und dass durchaus auch zurecht. Marco Stier hat der Mannschaft immer ein klares Ziel vorgegeben und den Jungs eine Philosophie vorgelebt. Die Spieler haben sich diese Zielsetzungen und diese Philosophie zu eigen gemacht, sie haben sich unter Marco Stier immer weiter gesteigert und sind allmählich zu einer der stärksten Mannschaften in der Oberliga Hamburg geworden.
Leider wirst Du erst dann ziemlich deutlich, wenn es Dir darum geht, den Vorstand des Vereins zu verteidigen. Wir erfahren von Dir, dass Du offenbar mit den Finanzen von BU sehr gut vertraut ist, wenn Du uns zumindest mitteilt, was für Summen sich nicht auf dem Sparbuch von BU befinden sollen. Hiermit frage nun Sie, den Vorstand unseres Vereins, woher weiß eigentlich Jan Haimerl, der noch bis Saisonende Trainer der 2. Mannschaft von BU ist, scheinbar sehr gut über die Finanzen von BU bescheid, während der Trainer der 1. Mannschaft über die wirtschaftliche Lage im Unklaren gelassen wird, als er bei seiner Verpflichtung seinen Dreijahresplan zum Aufstieg in die Regionalliga vorstellt? Wieso hat man Marco Stier nicht von Anfang an gesagt, dass der Aufstieg wirtschaftlich nicht machbar sei?
Dies zeigt doch ganz deutlich, dass Marco Stier die Wahrheit gesagt hat, als er Ihnen, dem Vorstand, mangelnde Kommunikation ihm gegenüber vorwarf! Jan Haimerl meinte, dann könnten auch alle anderen Vereine ihre Jahresabschlüsse zeigen und man könne ja auch bei Teutonia Mitglied werden und sich die Bilanzen der letzten 15 Jahre zeigen lassen. Ich frage mich, was diese unsinnige Aussage eigentlich soll. Die Jahresabschlüsse anderer Vereine interessieren mich überhaupt nicht. Und schon gar nicht will ich wissen, wie die Jahresabschlüsse von Teutonia 05 oder anderer Oberligisten der letzten 15 Jahre aussehen. Ich bin Fan und Mitglied bei BU, dieser Verein und seine Zukunft liegen mir am Herzen. Im übrigen habe ich auch nie gesagt, dass ich die Bilanzen der letzten 15 Jahre von BU sehen will.
Bei Ihrer Weigerung als Vorstand, die Zahlen des Vereins zugänglich zu machen, verweist Jan Haimerl auf die Satzung von BU. Wo ist eigentlich die Satzung unseres Vereins?! Natürlich kann jedes Mitglied diese in der Geschäftsstelle einsehen, immerhin. Aber ich würde gerne mal wissen, wieso man diese Vereinssatzung auf der Homepage von BU vergeblich sucht. Ist es so schwer, die Satzung auf der Homepage zu veröffentlichen und am besten noch als PDF-Datei zum Download anzubieten? Viele andere Vereine in der Oberliga Hamburg können das doch auch, warum BU nicht? Lieber Vorstand, Transparenz sieht anders aus!
Auch im Umgang mit der Presse machen Sie und auch Du, Jan Haimerl, leider keine gute Figur. Worüber ich mich aber ganz besonders bei „Kalles Halbzeit“ geärgert habe, ist dass Du einem Journalisten mitteilst, er solle Dich zuerst anrufen, bevor er einen Artikel über den Verein schreibt, um ihm die Antworten zu geben, die ihn vielleicht beruhigen und milder stimmen. Jan, so etwas ist schlicht und ergreifend eine Frechheit! Ein Journalist kann grundsätzlich das Schreiben, was er für richtig hält, das gehört zur Pressefreiheit. Dass nicht jeder mit allem, was in der Presse steht, immer einverstanden ist, gehört nun mal dazu, damit muss man lernen, umzugehen. Gerade hierbei scheint aber der Vorstand erhebliche Defizite zu haben. Nach dem langen Interview, in dem Marco Stier ausführlich die Gründe seines Rücktritts erläutert hat, kam zunächst einmal von Ihnen, Herr Frank Meyer, nur ein kurzes Statement, in dem Sie meinten, das was Marco Stier sagte, als Unsinn bezeichnen zu müssen.
Erst nachdem sich zeigte, dass die Diskussion nach diesem Statement trotzdem weitergeht, kam endlich von Ihnen eine Stellungnahme, die aber auch nicht alle Fragen klären konnte, im Gegenteil, sie löste neue Fragen aus, die aber auch nicht befriedigend beantwortet werden. Zwar räumen Sie ein, auch nicht frei von Fehlern zu sein, aber ohne die eigenen Fehler auch klar zu benennen, verkommt diese Aussage zu einer inhaltslosen Phrase, mit der man leider nichts anfangen kann. Und Marco Stier war, wie ich anmerken möchte, nicht der einzige, der Ihnen mangelnde Kommunikation vorwarf. Auch Tim Jeske, auf den wir ja leider in der nächsten Saison verzichten müssen, sprach in einem Artikel vom mangelnder Kommunikation gegenüber der Mannschaft, die vieles erst aus der Presse erfahren hat. So etwas wird jawohl kein Zufall sein, sondern ist Ausdruck einer Politik der Intransparenz und Verschwiegenheit, die darauf ausgerichtet ist, Probleme einfach auszusitzen, statt sie zu kommunizieren und zu beheben.
Zu dem Bericht über weitere schmerzhafte Verluste einiger unserer wichtigsten Spieler wie Abdel Hathat, Chris Pfeiffer oder Narek Abrahamyan wollten Sie sich gegenüber der Presse auch nicht äußern. In einem Artikel bei Amateur Fussball Hamburg dazu steht geschrieben „Eine Anfrage, wie der Verein die Situation wahrnimmt, blieb unbeantwortet.“ Dass es schwierig sei, bei BU den Vorstand ans Telefon zu bekommen, wie in der Sendung mit Kalle Schwensen gesagt wurde, halte ich für eine absolut glaubwürdige Aussage, die in das Gesamtbild passt. Zwar heißt es, ein Aufstieg sei sowohl kurz- als auch mittelfristig nicht machbar, aber warum ein potenzieller Sponsor, der bei BU einsteigen will und der den Aufstieg und die Kosten für die Regionalliga finanzieren will, nicht angenommen wird, wird von Ihnen bis heute nicht gesagt. Der Vorstand eines Vereins, der Geld braucht, sollte sich doch über einen neuen Sponsor freuen. Statt den Fans und Mitgliedern reinen Wein einzuschenken und diesen Widerspruch zu erklären, wird geschwiegen und versucht, auch das auszusitzen.
Dafür meinst nun Du, Jan Haimerl, Dich als Ansprechpartner für die Presse darstellen zu müssen, was gar nicht Deine Aufgabe ist, zumal Du gerade in der jetzigen Situation genug damit zu tun zu haben wird, dafür zu sorgen, dass unsere Mannschaft auch in der kommenden Saison wieder erfolgreich sein wird. Leider sah es in der Sendung von Kalle Schwensen so aus, als redest Du dort nicht als der neue Trainer von BU, der die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen will, sondern als der verlängerte Arm des Vorstandes. Und bei Ihnen als Vorstand erleben wir seit Wochen immer deutlicher, dass Sie vor allem eines haben, nämlich ein ganz erhebliches Problem damit, Transparenz zu zeigen und den Leuten vernünftige Antworten auf Ihre Fragen zu geben, was Ihre Glaubwürdigkeit schwer beschädigt hat. Als Jan Haimerl Sie verteidigt, betont er, dass er Sie seit 10 Jahren kennt. Vielleicht hat Jan Haimerl hier, ohne sich dessen bewusst zu sein, etwas angesprochen, was aus meiner Sicht bei BU ein ganz großes Problem darstellt.
Das Problem ist, dass Sie als Vorstand, offensichtlich schon zu lange in Amt und Würden sind. Das was BU dringend braucht, ist ein komplett neuer Vorstand. Ein neuer Vorstand, der bereit ist, bei BU für frischen Wind zu sorgen, der dazu in der Lage ist, neue Wege zu gehen und den Verein endlich mal transparent führt und mit den Fans, den Mitgliedern und den Spielern sowie der Presse offen und ehrlich redet. BU braucht einen neuen Vorstand, der den Mut und die Entschlossenheit hat, die Möglichkeiten, die sich dem Verein bieten, auch zu nutzen. Und unser Verein braucht einen neuen Vorstand und auch einen Trainer mit einem richtigen Hunger auf den Erfolg! So wie es zurzeit aussieht, fehlt BU momentan leider beides! Sie alle als aktueller Vorstand haben Ihren Zenit überschritten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie stehen heute leider für Stagnation, statt für Weiterentwicklung und für Intransparenz, statt für Offenheit. Und deshalb ist jetzt an der Zeit, dass der HSV Barmbek-Uhlenhorst nach 10 Jahren einen neuen Vorstand bekommt. Und deshalb bitte ich Sie hiermit darum, von Ihren Posten zurückzutreten.
Mit freundlichen Grüßen,
Mario Schlegel
Der Brief spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers und nicht der Redaktion wider!