Oberliga Hamburg
3:3 bei Vicky: Osdorf mit Aufholjagd
Der TuS Osdorf mischt weiter die Oberliga auf: Beim SC Victoria Hamburg lag die TuS 0:3 hinten – doch in den letzten 20 Minuten wurden die 284 Zuschauer Zeugen einer großartigen Aufholjagd. Torben Krause belohnt die Osdorfer Moral kurz vor Schluss mit dem 3:3-Freistoßtreffer.
Bis zur 69. Minute war es ein perfekter Nachmittag für Vicky. Der Tabellenzehnte lag mit 3:0 gegen die beste Mannschaft der Rückrunde in Front. Geburtstagskind Scharkowski hatte doppelt getroffen, der TuS Osdorf war klar unterlegen. Doch dann brachen alle Dämme – und Osdorf schaffte tatsächlich noch den Ausgleich. „Vicky hat den Fehler gemacht, uns schon zu früh abzuschreiben“, meinte der glückliche TuS-Trainer Peter Wiehle nach der spektakulären Aufholjagd seines Teams. Tatsächlich war Vicky lange Zeit die bessere Mannschaft in einem Spiel, das mit einer halbstündigen Verspätung startete. Das Schiedsrichtergespann war nicht rechtzeitig an der Hoheluft erschienen. Bei bestem Fußballwetter zeigte vor allem Vicky das, was man von der Bajramovic-Truppe im Jahr 2017 bisher schmerzlich vermisst hatte. Die Blau-Gelben spielten guten Kombinationsfußball, kamen zu Möglichkeiten. Nach zwöf Minuten scheiterte Ernst aus spitzem Winkel an Keeper Hartmann. Aber auch die Gäste versteckten sich nicht. Nach einem Freistoß von Krause herrschte großes Durcheinander im Vicky-Strafraum. Am Ende schloss Patrick Wolst ab, Torwart Wiegand konnte das Leder mit einem starken Reflex noch über die Latte lenken (15.). Nach 20 Minuten konnte dann der Großteil der 284 Zuschauer an der Hoheluft zum ersten Mal jubeln. Eine gute Kombination führte zum Erfolg. Jadidi bediente mit einem Querpass Scharkowski, der Winterneuzugang blieb cool und schob aus kurzer Distanz ein. Es war sein erster Treffer für seinen neuen Verein – und das an seinem Geburtstag. Ab dem 1:0 spielte nur noch Vicky, die Führung hatte der Bajramovic-Truppe Selbstvertrauen gegeben. Ein Angriff über Ebbers stellte die Osdorfer Abwehr vor große Probleme. Ernst schnappte sich den Ball und traf aus 16 Metern traumhaft in den rechten Torwinkel – 2:0 (31.). Sechs Minuten später klingelte es fast erneut, aber Scharkowski zielte etwas zu hoch.
In der zweiten Hälfte machte er es dann besser: Nach einem Steilpass tauchte der Stürmer frei vor Hartmann auf und ließ dem Keeper keine Chance. Von Osdorf konnte man in dieser Phase nicht viel erwarten, zu passiv agierten die Mannen von Piet Wiehle. Aber Vicky schaltete ein bis zwei Gänge zurück – das sollte sich rächen. Nach einer Ecke gab es Elfmeter für die Gäste. Im Sechzehner-Gewirr hatte Hacker wohl einen Gegenspieler zu lange festgehalten. Den fälligen Strafstoß verwandelte Torben Krause sicher zum 3:1 (69.). Fünf Minuten später meldete sich Osdorf dann endgültig wieder im Spiel: Trapp passte scharf an den Fünfer, wo der eingewechselte Blume nur noch einschieben musste. Vicky war von der Rolle und kassierte direkt danach fast den nächsten Treffer. Spranger schlug eine tolle Flanke auf Peters, der per Kopfball an einer sensationellen Parade von Wiegand scheiterte. Es entwickelte sich eine offene Schlussphase, in der Vicky per Konter fast alles klar machte. Ebbers traf aber aus kurzer Distanz nur den Außenpfosten (89.). Was dann kam, war typisch Osdorf – und typisch Torben Krause. Der Standardexperte des Aufsteigers bekam in der zweiten Minute der Nachspielzeit einen Freistoß zwanzig Meter zentral vorm Tor. Eine perfekte Position für den Freistoßspezialisten. Krause schlenzte die Kugel wunderschön über die Mauer und traf ins rechte Eck – der späte Ausgleich! Kurz darauf war Schluss, der Osdorfer Jubel war groß.
„Das fühlt sich natürlich wie ein Sieg an. Wir sind nie totzusagen!“, freute sich Peter Wiehle nach dem Schlusspfiff. Dass seine Mannschaft zwischenzeitlich deutlich zurücklag, erklärte Osdorfs Trainer mit dem kommenden Viertelfinalspiel im Oddset-Pokal: Heute waren wir eher darauf bedacht, dass sich vor dem wichtigen Pokalspiel gegen Cordi keiner verletzt. Deswegen kamen wir wahrscheinlich nicht so gut ins Spiel rein, uns fehlte die nötige Präsenz“, so Wiehle, der selbst überwältig von der Leistung seines Teams ist: „Was sich in der Rückserie abspielt, ist kaum in Worte zu fassen. Heute hat man ja wieder gesehen, was Osdorf ausmacht“, so der 47-Jährige abschließend. Sein Gegenüber, Jasko Bajramovic, war selbstverständlich enttäuscht: „Wir waren die klar bessere Mannschaft. Aber nach dem 3:0 sind wir immer mehr in den Verwaltungsmodus übergegangen und nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert. Das ist am Ende natürlich sehr bitter“, so der Vicky-Trainer, der anfügte: „Ich hoffe, dass meine Jungs aus dieser Erfahrung etwas lernen und das wir beim nächsten Mal bis zum Ende einhundert Prozent geben“. Trotzdem gab es auch eine sehr positive Nachricht für Vicky. Winterneuzugang Nick Scharkowski traf an seinem Geburtstag gleich doppelt für seinen neuen Verein – zuvor war ihm noch kein Treffer gelungen. „Ich bin froh, dass ich endlich für Vicky getroffen habe“, so der 25-Jährige, der anfügte: „Ich bin jetzt noch mehr in der Mannschaft angekommen und fühle mich sehr wohl. Schade, dass es heute kein Sieg wurde“, meinte der Deutsch-Ghanaer, der natürlich im Anschluss noch seinen Geburtstag feierte.
Foto (Archivbild): KBS-Picture