Oberliga Hamburg
3:1-Sieg! Tornesch marschiert trotz Unterzahl über BU hinweg
Nach dem 3:0-Sieg gegen den Meiendorfer SV surft der FC Union Tornesch auch in der Folgewoche weiter auf der Erfolgswelle. Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst legte das Team von Thorben Reibe direkt nach und gewann mit 3:1. Und dass trotz einer unberechtigten Unterzahl.
„Es war klar, dass uns dieser Modus zugutekommt“, musste Thorben Reibe kurz schmunzeln, nachdem seine Mannschaft nicht nur den ersten Auswärtssieg der Saison, sondern auch gleich noch den zweiten Dreier in Folge geholt hatte. „Wir haben gar keine schlechte Hinrunde gespielt, aber eine sehr unglückliche, wo wir viele Spiele denkbar knapp vergeigt haben. In der Hinrunde hätten wir dieses Spiel verloren, weil wir das Quäntchen Glück nicht hatten. Das haben wir momentan“, fügte Reibe kurz darauf an. Und eben jenes Glück spürten die Tornesch-Kicker gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst am Freitagabend schon nach vier Zeigerumdrehungen. Morris von Winkelmann schlug einen scheinbar harmlosen Freistoß von der BU-Bank in den Fünfmeterraum, Barmbek-Keeper Malte Leskien flog unter dem Ball hindurch und die Murmel schlug im langen Eck ein (4.). Sein Trainer Jan Haimerl bezeichnete den Treffer im Nachgang als „klaren Torwartfehler“, der Tornesch früh im Spiel die Möglichkeit gab, sich hinten rein zu stellen. Und BU lief zwar an, konnte aber nur zwei Mal ansatzweise gefährlich werden. Erst klärte Jari Maack nach einem langen Ball von Dominik Mahnke in die Spitze kann im letzten Moment vor dem einschussbereiten Oliver Desimeier ins Aus (9.), dann patzte FCU-Keeper Norman Baese nach einem Schuss von Julian Pötzinger, doch Oliver Desimer setzte den Rebound über die Querlatte (15.). Viel mehr war von BU nicht zu sehen, die ohne Spielfreue, Spielwitz und Idee agierten. Das änderte sich bis zur Pause auch nicht mehr, da Tornesch sich mit einer Fünferkette in der eigenen Hälfte einigelte und BU kein Mittel dagegen fand. Doch nach der Pause nahm das Spiel an Fahrt auf.
Perz gelingt der Ausgleich – Ghadimi schlägt schnell zurück
Nach etwas mehr als einer Stunde ließ Tornesch die dicke Chance auf das 2:0 ungenutzt. Adrian Ghadimi spielte von halbrechts einen Ball ganz stark diagonal in den Strafraum herein, die aufgerückte BU-Abwehr war unsortiert und Maik Stahnke taucht vor Leskien auf. Sein Abschluss wurde aber leichte Torwart-Beute (61.). Es war der Auftakt zu einer wilden Schlussphase. Denn knapp zehn Minuten später gelang BU, ebenfalls überraschend, der Ausgleich. Nach einem tollen Chipball hinter die Kette landete der Ball über Gerret Grage am Elfmeterpunkt bei Marcel Perz, der nach einem Haken die Pille unter den Querbalken haute (71.). Plötzlich war alles wieder offen, wenn auch gerade einmal für 60 Sekunden. Denn: Quasi direkt nach dem Anstoß verlor Jonas Wesemann im Aufbauspiel den Ball, Stahnke schickte Adrian Ghadimi auf die Reise und dieser schloss eiskalt, mit Hilfe des Pfostens, zum 2:1 für Tornsch ab (72.). Während auf der BU-Bank Fassungslosigkeit herrschte, befand sich Tornesch Freudentaumel. Weitere zwei Minuten später ereignete sich dann aber eine Szene, die noch Folgen haben dürfte. Und zwar flog Philipp Werning nach einem vermeintlich harten Einsteigen mit glatt Rot vom Platz, die Ansicht von TV-Bildern zeigte allerdings deutlich, dass Werning seinen Gegenspieler nur leicht, bis gar nicht getroffen hatte. Referee Florian Schwarze, der insgesamt sehr kleinlich pfiff, entschied aber auf Rot – eine krasse Fehlentscheidung trotz guter Sicht (74.). BU warf in Überzahl fortnunan alles nach vorne und wurde eiskalt ausgekontert. Yannick Lux leistete sich im eins gegen eins gegen Adrian Ghadimi einen dicken Bock, dieser lief völlig alleine auf Leskien zu und schob die Murmel dann ganz cool rechts unten in die Ecke (90.). Es war die Entscheidung in einem Spiel, in dem der FCU cleverer agierte als BU.
Haimerl will nicht „Kopf in Sand stecken“ – Reibe zufrieden
„Die ersten 20 Minuten – nach dem Führungstor – haben wir ein bisschen gebettelt um ein Gegentor. Da hatten wir ein bisschen Glück. Danach wurde es besser“, befand Tornesch-Trainer Thorben Reibe im Anschluss und ergänzte: „Aber es war schwierig für uns, was wir dann machen sollen. Ich wusste es auch selbst nicht. Personell konnten wir nicht nochmal richtig nachlegen. Aber ich fand BU zwar spielerisch leicht überlegen, aber die hatten eine Torchance. Deshalb hatte ich nicht das Gefühl, dass wir irgendwas großartig ändern müssen.“ Doch nach dem Tor änderte Reibe die Marschroute. „Wir haben uns nach dem Ausgleich gesagt, dass wir weiter gleich vorne raufgehen, um sofort wieder im Spiel zu sein“, so der Coach, der ergänzte: „In der Hinrunde haben wir nach einem Gegentor oft die Köpfe hängen lassen. Da hätten wir auf jeden Fall einen bekommen. Deswegen haben wir uns gesagt, direkt draufzugehen und weiterzumachen. Das Glück haben wir uns erarbeitet.“ Für Unmut sorgte dennoch im Anschluss die Rot-Entscheidung. „Er kommt einen Tick zu spät, aber es war nicht mal eine richtige Grätsche. Da kann man Gelb geben, weil er ihn trifft. Aber Rot fand ich völlig überzogen! Auf der anderen Seite hat uns das nochmal gepusht. Es war mehr Stimmung auf dem Platz“, so Reibe, der die Unterzahl am Ende sogar positiv bewertete: „Wir waren insgesamt aktiver. Von daher ist es unterm Strich auch ein verdienter Sieg. Sechs Punkte sind natürlich geil. Aber es sind noch viele Spiele.“ Enttäuschung hingegen auf der Gegenseite bei BU-Coach Jan Haimerl. „Tornesch ist eine Mannschaft, die schwer auszurechnen ist und da ‚draußen‘ ihr Ding macht. Sie leben vom Spirit. Es war klar, dass das jedes Wochenende im Grunde ein Halbfinale ist. Es hilft ja nichts, bei noch acht offenen Spielen den Kopf in den Sand zu stecken. Wir müssen gucken, dass wir Freitagabend gegen Rugenbergen punkten. Egal wie – Hauptsache wir holen den Dreier! Aber das Wochenende ist gelaufen. Das nimmt uns definitiv mit“, so Haimerl, der abschließend anfügte: Was uns einfach ein bisschen gefehlt hat, war so ein bisschen die körperliche Präsenz, im Zentrum da zu sein. Und Tornesch hat das im Zentrum auch gut zugestellt. Ich glaube auch, wenn das 1:2 nicht gefallen wäre, dann hätten wir weiterhin unsere Chancen gehabt. Und ideenlos fand ich uns nicht. Uns fehlte einfach so ein bisschen die Zielstrebigkeit im letzten Drittel. Der letzte Luckypunch. Vielleicht haben wir in der Hinrunde viel Glück gehabt, heute hatte man einfach das Pech.“