Oberliga Hamburg
0:2-Pleite: „Dasse“s B-Elf muss sich Osdorf fügen
Lange sah es am Wendelweg nach einer Überraschung aus. In Anbetracht des Pokalfinale ließ es Dasse mit vielen Spielern aus der zweiten Reihe angehen. Letztlich behielten die Gäste aus Osdorf aber die Oberhand und machten mit einem 2:0 die erste Heimniederlage des Meisters perfekt.
Die Spielansetzung drei Tage vor dem wichtigen Pokalfinale konnte aus Dassendorfer Sicht getrost als unglücklich bezeichnet werden. Entsprechend gestaltete sich das Personal der Hausherren. Fünf Spieler aus der Dasse-Zweitvertretung, deren Priviligien bekanntlich eher auf der „dritten Halbzeit“ liegen, durften von Beginn an ran. Auch die Spielkleidung musste an das Format Kreisklasse-Kicker angepasst werden. Anstelle der Slim-Fit Heimtrikots wich der Spitzenreiter auf seinen weinroten Auswärtshemden. Die Leih-gaben sollten ihre Sache aber richtig gut machen. Spätestens nachdem Kapitän Amando Aust seinen Abwehr-Kollegen Philipp Poleska in der ersten Sprintsituation lautstark einheizte, wussten alle, dass heute nicht Kreisklasse, sondern Oberliga auf der Tagesordnung stand. Die Gäste aus Osdorf konnten im ersten Abschnitt keinerlei Kapital aus der personellen Schwächung des Meisters schlagen. Nicht einen Ball hatte Reserve-Keeper Stanislaw Lenz, der heute zwischen den Pfosten stehen durfte, abzuwehren. Vielmehr hätte Dasse frühzeitig für die Führung sorgen müssen. Andre Ladendorf löffelte einen Freistoß aus zentraler Position herrlich über die Mauer, doch fand seinen Meister in Keeper Claus Hencke. Der Osdorf-Keeper fischte die Kugel überragend aus dem kurzen Eck. Wenig später war Lennart Müller frei durch, doch scheiterte am erneut sensationell reagierenden Hencke, der abermals sein Dasse-Gesicht zeigte.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff hätte aber auch der Schlussmann der Blomkamp-Truppe nichts mehr ausrichten können. Sascha Steinfeldt brachte von weit außen einen Freistoß in den Sechzehner. Die Kugel wurde immer länger und klatschte ans Lattenkreuz. Mit einem durchaus schmeichelhaften 0:0 ging es für die Gäste in die Kabinen. Nachdem Seitenwechsel sollte sich dann aber doch der heutige Qualitätsunterschied bewährt machen. Nach einer Ecke landete die Kugel bei Felix Spranger, der aus 25 Metern Entfernung das Leder wuchtig über den Spann rutschen ließ und flach ins linke Eck jagte (50.). Zwar hatte Lennart Müller kurz darauf noch die Chance auf den Ausgleich, doch sein komplett unbedrängter Heber flog kläglich über das Osdorf-Gehäuse. Auch Sascha Steinfeldt hätte den Rückstand noch egalisieren können, Nach Flanke von Rechtsaußen zog der scheidende Dassendorfer auf Höhe des zweiten Pfostens ab, aber wieder machte Hencke mit einer Weltklasse-Tat alle Offensivbemühungen der Hausherren zunichte. Im Gegenzug machte Jerry Wachter dann alles klar. Frei vor Hencke blieb der Osdorfer Torgarant cool und schob zum 2:0 ein. Beinahe hätte Antonio Ude noch das 3:0 erzielt, doch sein Versuch per Hacke landete in den Armen von Lenz. Am Ende ein 2:0, das für die enttäuschend aufspielenden Gäste eher schmeichelhaft ist. Trainer Peter Wiehle dürfte dies wohl ziemlich egal sein. Mit seiner Elf gelang ihm wie im Vorjahr ein Sieg am Wendelweg. Wer der personifizierte Dasse-Schreck ist, dürfte also klar sein.
Osdorf-Coach Peter Wiehle bilanzierte nach Abpfiff: „Man kann sich über so einen Sieg schon freuen, wir können ja nichts für die Ansetzung des Hamburger Fußball-Verbandes. Ob wir nun gegen eine Mix-Mannschaft spielen oder nicht, da stecken wir nicht drin“, so Wiehle, der aber dennoch klarstellte: „Wir haben uns heute, gerade in der ersten Halbzeit, auch gegen diese Truppe sehr schwer getan. Aber für einen Sieg muss man sich nicht entschuldigen. Für mich bleibt nur dieser Sieg, über den man sich auch freut. Aber ich hatte auch schon Siege, über die ich mich mehr gefreut habe“, erklärte der 48-Jährige. Ein Sonderlob gab es für Keeper Claus Hencke. Wiehle: „Ich weiß nicht, wie das Spiel heute ausgegangen wäre, wenn wir Claus nicht gehabt hätten.“ Deutlich machte der Osdorf-Übungsleiter aber auch: „Man merkt zum Ende der Saison, dass es um nichts mehr geht. Heute waren einige nicht bereit, hier nochmal 100 Prozent zu geben. Das hat nichts mit dem Gegner zu tun.“ TuS-Trainer Thomas Hoffmann sprach, mit etwas Ironie, ein großes Lob an die eigenen Spieler aus. „Osdorf hat wie eine Spitzenmannschaft gespielt – auf die Chance gelauert und aus drei Schüssen zwei Mal zugelangt“, so Hoffmann, der ernsthaft anfügte: „Es ist total schade für die Jungs. Allerdings ist es immer so, dass wenn wir gegen Osdorf spielen, Claus Hencke der beste Mann ist. Jetzt müssen wir sehen, dass die Jungs wieder nach Hause kommen. Einige kommen gerade noch zur Kabine.“ Sauer zeigte sich Hoffmann über die Ansetzung: „Der Verband demontiert sich jedes Jahr selbst. Die Jungs sind so stinksauer, dass sie nun richtig heiß sind. Die brennen wie eine Fackel, so hätte ich die nie anzünden können. Über den Rest braucht man nicht reden. Es bringt sowieso nix.“
Foto: Heiden